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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Verschwender: Um ein Visum zu erhalten, benötigte Alipa einen Paß. Das Außenministerium aber hatte strenge Vorschriften, um den Handel mit Versandhaus-Bräuten niederzuhalten. Eine Bewerberin mußte eine Einladung aus dem Ausland und eine Bescheinigung ihrer ordentlichen Einkünfte vorweisen. Die Einkünfte Alipas im Blue Moon waren eher lukrativ als ordentlich. Wenn sie ihren glücklichen Verlobten auf der Rückreise nach Deutschland begleiten wollte, mußte sie sich Bescheinigungen auf einem speziellen Schwarzmarkt besorgen – und die waren so falsch wie die langen Wimpern oder das Liebesgestöhn vieler Lotosblumen.
    Der sparsame Friseurmeister brachte auch noch diese tausend Mark auf. Alipa erhielt ihren Paß, und für Anfang nächster Woche hatte die Botschaft ihr ein Besuchervisum für Deutschland zugesagt. Dann würde Saumweber mit ihr zu den anderen Passivsportlern an den Strand von Pattaya fahren. Ihren Spott fürchtete er nicht; er wußte, wie er seinen Spezeln den Mund stopfen konnte.
    Während Saumweber glückstrunken mit Alipa an der Hand über den Strip promenierte, war ganz in der Nähe, in der Ploenchit Road, das häusliche Glück eines anderen Liebesbewerbers unter den Gefrierpunkt geraten. Dr. Giraff, der Internist aus München, war nicht mehr der Urlaubsflitterwöchner, und Malee, die zärtliche Kindfrau, zeigte wenig von ihrer mai-pen-arai-Mentalität, die sich über alles hinwegsetzte. Seit dem Attentat auf Predi hatte seine Schwester Angst und wollte ihre Heimat so rasch wie möglich verlassen. Den Vorschlag Dr. Giraffs, an einen einsamen Strand zu fahren, hatte sie abgelehnt und den Freund aufgefordert, sein Gelegenheitsversprechen zu erfüllen, sie zu heiraten und nach Deutschland mitzunehmen: Der Arzt wich ihr aus, und Malee, die heitere Kindfrau, wurde ärgerlich.
    »Du hast Flau und Kindel, Fled«, sagte sie. »Du bist velheilatet! Du bist ein Lügnel!«
    Die Bestrafung folgte auf dem Fuß. Malee rief vor dem Pferdekopf mit dem Silberhaar der Reihe nach ihre Monats-Männer an: Fehlanzeige bei Fred Miller in Denver. Auch der Japaner Hihito in Tokio war nicht zu erreichen. Aber beim dritten, ihrem März-Mann Flancesco aus Venedig, hatte sie Glück. Er versprach, heute noch das Flugticket an sie abzusenden. Malee forderte ihren bisherigen Vorzugsmann Dr. Giraff auf, ins Hotel zu übersiedeln – doch soweit kam es nicht. Mitten in der Auseinandersetzung erschienen zwei Polizisten und verhafteten Predis Schwester.
    Bruno war zunächst noch in Bangkok geblieben und hatte verfolgt, wie zielstrebig der Neuankömmling Stammler bei der Aufklärung von Brennhubers Tod vorging. Der durchtriebene Mann mit der drahtigen Figur, jahrelang Ermittler bei schwierigen Versicherungsschäden und durch seine Erfolge in die Direktionsetage aufgestiegen, wußte, wie er den Fall anzufassen hatte. Der Baustoffhändler und seine Clique waren auch Stammlers Kumpane. Nur weil er geschäftlich nicht abkömmlich war, hatte er nicht mit ihnen nach Bangkok fliegen können. Nunmehr litt Brennhubers Witwe unter der fixen Idee, ihr Mann sei in Thailand ermordet worden, und von der gleichen Versicherungsfirma, die ihm den Urlaub verweigert hatte, war er jetzt auf Dienstreise in das Babylon am Menam entsandt worden. Brennhubers Versicherungssumme würde sich im Fall eines unnatürlichen Todes verdoppeln; da es um eine halbe Million ging, war Stammler auf einmal für seine Firma abkömmlich geworden.
    Er war sicher, den Fall zu klären und dabei das Leben auf Spesen genießen zu können. Gespräche mit der Polizei brachten nichts Neues, aber der Manager des Osiris sprudelte als eine um so ergiebigere Quelle, je spendabler sich der Fragesteller zeigte. So stieß der Versicherungsfahnder auf Suchada und suchte das Blue Moon auf.
    Die schöne Goldblume flirtete mit einem Neuseeländer, offensichtlich schottischer Abstammung. Der Mann wollte die Lady-Off-Taxe sparen und bis zur Polizeistunde um ein Uhr auf das Thai-Girl warten, um mit den geretteten Baht-Scheinen die Zweisamkeit mit ihr zu verlängern.
    Auf einmal stand Stammler am Eingang und kam dem geizigen Freier in die Quere, er wurde gleich mit dem Manager handelseinig. Suchada entschuldigte sich artig und verließ mit dem Neuen die halbdunkle Kaschemme, ging Arm in Arm mit ihm ins Osiris.
    Dort aber verlief die Begegnung zunächst ein wenig unerwartet für sie. Der Neckelmann hielt Suchada ein Foto Brennhubers vor. »Do you know this man?« fragte er.
    Sie mußte es

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