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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Gast vorhatte.
    »Mir bleibt keine andere Wahl«, behauptete Garella. »Und auf diesen Tag habe ich Jahre gewartet.«
    Die Freunde sprachen alle Möglichkeiten durch. Sie tranken dabei Kaffee mit einem kleinen Schuß Cognac; sie hatten noch eine lange Nacht und sicher einen brisanten Tag vor sich.
    Dann ließ sich Garella mit dem Camp verbinden und verlangte als Auftakt zum Finale über die abhörsichere Leitung Regierungsdirektor Pallmann. »Ich«, meldete er sich. »Es ist soweit. Wir müssen es riskieren«, setzte er hinzu und unterbreitete Cicero seinen Plan.
    Ferry war am nächsten Morgen als erster in der Bambushütte an der Pansea-Bucht erwacht; er sah, daß Dany noch schlief, und rührte sich nicht, um sie nicht aufzuwecken. Er starrte sie unverwandt an. Ungeschminkt wirkte sie am Morgen womöglich noch frischer und jünger. Der Wikinger mußte seine Hände zähmen, die sich selbständig machen wollte, um die junge Frau zu streicheln. Dann merkte er, daß sie gar nicht schlief, sondern ihn durch halbgeschlossene Lider beobachtete.
    »Schuft«, sagte sie zärtlich, und ihre Augen wirkten wie Moos, auf dem Tautropfen glänzten. »Fängst du schon an, mich mit meinen Rivalinnen zu vergleichen?«
    »Du hast keine Rivalinnen, Dany«, erwiderte er. »Irgendwie bist du für mich die erste Frau. Das darfst du mir glauben, auch wenn es komisch klingt.«
    »Soll es klingen, wie es mag«, versetzte sie. »Ich höre es gern.«
    »Fein«, entgegnete Ferry. »Du hast mich verjüngt. Ich bin wieder ein Primaner. Genauso verliebt, genauso töricht, genauso freudetrunken. Diese Empfindung ist so mächtig und elementar, daß ich sogar darüber sprechen kann.«
    »Du bist ein Lieber«, erwiderte Dany und lächelte mit ein ganz klein wenig Spott. Sie spürte seine Hände auf ihrem Körper, Hände, die sie mochte, Hände, die so süchtig machten, Hände voller Kraft und Zärtlichkeit. »So wird ein Ladykiller zum Troubadour.«
    »Einverstanden«, erwiderte er. Seine vagabundierende Zärtlichkeit wurde zielstrebig, eine geübte Brandstifterin. Das Feuer verbreitete sich rasch auf Danys Haut.
    »Du bist verrückt, Ferry.« Sie atmete schwer. »Wir haben heute Nacht einen halben Wald gefällt, und du greifst schon wieder nach der Axt.«
    »Ich bin nun mal gegen Halbheiten«, erwiderte er und fiel über Dany her wie sie über ihn; es war ein Kampf, den sie beide gewannen. Jeder wurde des anderen Untergang und seine Auferstehung.
    Danys Atem beruhigte sich wieder, ihr Bewußtsein kam von weit her zurück.
    »Ist das nicht herrlich mit uns?« fragte der Wikinger.
    »Es ist viel mehr als herrlich«, erwiderte sie.
    »Und du hältst es nicht für vulgär, vegetativ und atavistisch?« insistierte er. »So hast du es doch gesehen, Dany?«
    »Jeder Mensch hat ein Recht auf Irrtum«, entgegnete sie nachdenklich. »Aber du hältst mich jetzt nicht mehr für eine Frau, die ihren Verstand so vergötzt, daß sie ihren Körper verachtet?«
    »Nein, wirklich nicht.« Ferry sprang aus dem Bett, um das Kaffeewasser aufzusetzen. »Du bist das Größte, was es für mich an Frau gibt!« rief er aus der Kochnische herüber. »Eine überwältigende Mischung: Verstand und Sex.« Er kam zurück. »Beachte die Reihenfolge!« sagte er, öffnete die Tür des Bambusbungalows und schloß, geblendet von der Sonne, einen Moment lang die Augen. Der Strand war nicht mehr weiß, sondern goldfarben. Der Himmel wirkte blau und endlos. Die Sonne badete im Meer, und die Wellen machten ihr Lachfalten.
    »Das letzte Paradies«, sagte Dany. »Hoffentlich vertreibt man uns nicht nach dem Sündenfall.«
    »Das war kein Sündenfall«, erwiderte Ferry fast heftig. »Vorsichtig, Dany!« warnte er. Ein niedlicher Schimpanse warf ihnen von einer hohen Palme aus eine Kokosnuss vor die Füße und beendete die Diskussion. »Das ist kein Heckenschütze, sondern ein Erntehelfer«, stellte der Wikinger lachend fest. »Er ist abgerichtet und arbeitet, wenn er Lust hat. Kein Thai steigt unnötig auf einen so hohen Baum.«
    Auf einmal jagte Dany los, rannte über die zweihundert Meter Strand zum Meer. Ferry war einen Moment lang verblüfft, dann folgte er ihr. Sie drehte sich lachend um. »Du wolltest dir doch Frauen nur noch von hinten ansehen!« rief sie ihm zu.
    Er holte sie ein. »Du kannst dich von allen Seiten sehen lassen«, versetzte er schnaufend.
    Sie schwammen weit hinaus. Als sie zurückkamen, war das Kaffeewasser verdunstet. Diesmal betätigte sich Dany als Küchenfee. Tag

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