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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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geschäftig näher. »Selbstverständlich bucht sie bei RO-Reisen. Sie wissen ja, meine Kunden sind fast ausschließlich Prominente. VIPs wie Sie.« Er holte kurz Luft und fuhr fort: »Frau Callway fliegt heute Abend nach Bangkok.«
    »Nicht schlecht«, entgegnete der Besucher. »Und wohin kann ich heute Abend noch starten?«
    »Nicht nach Fernost. Da müßten Sie morgen über Frankfurt …«
    »Heute«, unterbrach ihn Fenrich. »Am besten sofort.«
    »Zufällig konnte ich für Frau Callway noch zwei Plätze ergattern. Moment mal«, sagte RO, griff nach dem Hörer und rief die Fluglinie an. »Es ist Ihnen doch ernst, Herr Fenrich, oder?« fragte der Jongleur des Unmöglichen. »Ein Charterflug, vollbesetzt mit Drei-Wochen-Casanovas?«
    »Von mir aus.«
    Die Verbindung kam zustande. Die dritte Stornierung war tatsächlich noch offen, und der Reise-Manager griff zu. »Sie sind nur an den Flug gebunden«, erklärte er dann, »und an einen Drei-Tage-Aufenthalt im Hotel Dusit Thani. Feines Haus, angenehme Atmosphäre, wunderbare Lage. Von dort aus können sie nach Manila, Singapur, Bali oder Hongkong weiterfliegen. Im Jet-Zeitalter nur ein Katzensprung.«
    »Gekauft.« Damit schnitt der Besucher weitere Erklärungen ab. Sicher würden ihn Annabelle und Clarissa wegen seiner Studienbeziehungen von einst zuerst in Thailand vermuten, aber das Land der Freien war riesig, man konnte sich darin verlieren.
    »Noch ein Problem, Meister RO«, sagte Ferry Fenrich. »Niemand darf erfahren, wo ich bin, aber im Notfall sollte ich trotzdem erreichbar sein.«
    »Nichts leichter als das. Sie teilen mir Ihre Adresse mit, und ich gebe sie nur dann weiter, wenn's wirklich brennt.«
    »Aber lassen Sie sich nicht von Annabelle reinlegen!« erwiderte der Architekt. »Sie ist verdammt raffiniert.« Er bezahlte die Rechnung bar, ein Verrechnungsscheck würde beim Rücklauf einen verräterischen Hinweis geben.
    »Sie können sich auf mich verlassen, Herr Fenrich.«
    versprach der untersetzte Mann mit den kurzen Haaren. Der Reise-Vermittler hatte schnell begriffen, und irgendwie sind Männer ohnedies häufig Komplizen.
    Die beiden verabschiedeten sich wie Verschwörer. Fenrich stand schon in der Tür, als er Clarissa Renz auf dem Weg zu FENRICH & PARTNER sah, fein zurechtgemacht wie zu einer Party, auf der er nie mehr tanzen wollte.
    Der Architekt trat zurück und grinste, als er sich vorstellte, wie Annabelle seine Ex-Freundin abfertigen würde. Er brauchte nicht lange zu warten, bis Clarissa wieder aus dem Haus kam: Annabelle hatte sie offensichtlich sehr kurz abgefertigt. Fenrich fuhr mit dem Taxi zum thailändischen Konsulat im Münchener Vorort Solln und besorgte sich ein Visum. Dann packte er in seiner Wohnung den Koffer ohne fremde Hilfe – und so sah er dann auch aus. Am Nachmittag erschien er noch einmal in seinem Büro. Scheinheilig geschäftig bestätigte er alle Termine für Montag und Dienstag, entgegen seiner Art ohne Einwände. Annabelle betrachtete den Chef verwundert, und er mußte darauf achten, daß ihm das Gesicht nicht vor Schadenfreude aus den Fugen geriet.
    Wenn es in der Stadt der Engel einen Teufel namens Sulla gab, dann hatte er erneut zugeschlagen, diesmal bei den Amerikanern. Am Freitag nachmittag meldete Grawutke aus Bangkok, daß der stellvertretende CIA-Resident Jack Caine unter dubiosen Umständen in einem übel beleumdeten Haus erschossen aufgefunden worden sei. Die Vorliebe des Agency-Vertreters für Gesellschafterinnen billiger Absteigen war bekannt, was ihm diverse Minuspunkte einbrachte. Umgekehrt war Caine wegen seiner immer wieder bewährten Tüchtigkeit unersetzlich gewesen. Kurze Zeit später bestätigte Langley die neueste Hiobsnachricht. Grawutke, der Tüchtige, war wieder einmal zwanzig Minuten schneller gewesen.
    In der Geheimdienstzentrale wurde die Meldung als ›streng vertraulich‹ behandelt, aber sie mußte durchgesickert sein; hinter Pullachs langer Mauer verbreiteten sich Bestürzung und lähmendes Entsetzen.
    Unbekümmert darüber eröffnete Regierungsdirektor Pallmann eine halbe Stunde später als Ouvertüre der ›Operation Flashlight‹ eine spezielle Hexenjagd, über deren Sinn und Zweck nur der BND-Präsident unterrichtet war. Seine Rückendeckung benötigte der Chef der Südostasien-Abteilung.
    »Bitte nehmen Sie Platz, Herr Wallner!« begrüßte er den Chef des hauseigenen Sicherungsdienstes, einen Beamten alter Schule, humorlos, korrekt und pedantisch. »Ich will nicht lange um den

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