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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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ausgeplaudert. Wie ich höre, will die Agency ihre sämtlichen Leute aus Bangkok abberufen und durch eine neue Garnitur ersetzten.«
    »Und wo will sie die Thai-Spezialisten so schnell herbekommen?«
    »Das ist ja das Problem«, entgegnete Grawutke. »Aber wenn die US-Presse erst einmal Wind von den pikanten Hintergründen des Falles Caine erfährt …«
    »Schon gut«, schnitt der Regierungsdirektor Grawutkes weitere Unkenrufe ab. »Bleiben Sie am Drücker und melden Sie: CITISSIME. TEMPUS TERRI-TUR. Und sorgen Sie bitte dafür, daß sich wenigstens unsere Leute eines sauberen Lebenswandels befleißigen!«
    Er legte auf; diesmal lächelte Pallmann mit der rechten Seite des Gesichts. Bangkok war ein heißes Pflaster; deshalb hatte er die Position dort mit zurückhaltenden Leuten besetzt, die frei von sexueller Ablenkung vor Ort nach dem Prinzip arbeiten: RE-RUM COGNOSCERE CAUSAS.
    »Bitte schnallen Sie sich an, und stellen Sie das Rauchen ein!« rief Flugkapitän Schneider über die Bordlautsprecher. »Wir landen in wenigen Minuten in Bangkok.« Ferry Fenrich, der eingeschlafen war, fuhr hoch und strich sich mit der Hand über das stoppelige Gesicht.
    »Selbst wenn Sie jetzt unrasiert das Ziel erreichen«, sagte Dany lachend, »waren Sie ein angenehmer Reisegefährte, der nicht viel geschwatzt und vor allem überhaupt nicht geschnarcht hat.«
    »Empfehlen Sie mich weiter!« brummelte der Architekt.
    Die Tristar schwebte zur Landung auf dem Don-Muang-Airport ein. Vorbei an einem Golfparcours, setzte sie der Pilot sicher auf die Zementpiste. Die Pauschaltouristen, froh, den Zwölfstundenflug überstanden zu haben, klatschten stürmisch Beifall.
    Jets schwirrten von allen Seiten an: eine 747 aus Los Angeles. Eine Douglas DC X aus Tokio. Eine Großraummaschine aus Kairo. Ein Jumbo aus Rom. Aus den Rümpfen der Strahlflugzeuge quollen die Passagiere, vorwiegend Männer, Legionen der Lebenslust, und der Airport wurde zum Loveport.
    »Ehekrüppel aller Länder, vereinigt euch!« rief der Berliner Plischke, und die Umstehenden platzten vor Lachen.
    »Bangkok sehen und auf geht’s«, setzte Anderl, der Fuhrunternehmer, halblaut hinzu.
    »Ihr seid richtige Schweinepriester«, konterte der stille Saumweber.
    Endlich hatte Dany Gelegenheit, mit Bruno ohne Mithörer zu sprechen. »Larry kommt heute Abend in Bangkok an«, sagte sie.
    »Hast du ihn bestellt?« fragte der Rechercheur.
    »Nein. Er hat mir telegrafiert, und zwar ganz raffiniert über Bahrain.«
    »Dann ist er also auf etwas gestoßen …«
    Dany nickte.
    »Handelt es sich um diese Beisetzungsgeschichte?« fragte Bruno.
    »Ja«, bestätigte die Journalistin.
    »Du meinst, daß der lebende Peter Kalaschke auch der tote Paul Garella sein könnte.«
    »Möglicherweise«, schränkte Dany ein.
    »Mensch, da ist aber die Scheiße am Dampfen!« erwiderte Bruno im Journalistenjargon. »Die müssen ja einen ungeheuren Türken gebaut haben.«
    »Bleib wachsam, Bruno, und sei bitte verdammt vorsichtig!«
    Bei der Zoll- und Paßkontrolle stauten sich die Passagiere. Die Uniformierten prüften die Papiere gründlich. Sie trugen Orden eines nie geführten Krieges und wirkten streng, fast unfreundlich; sie waren wohl die einzigen Thais, die in dieser Stadt nicht lächelten.
    Als die Reisenden die Sperre passiert hatten, stürzte sich eine zierliche Kindfrau auf Dr. Giraff und umarmte ihn so stürmisch, als hätte sie monatelang nur auf diesen Moment gewartet.
    »Da schau her!« sagte Brennhuber. »Das hätt' ich dem nie zugetraut.«
    »Spätestens morgen hast auch eine solche«, tröstete ihn Anderl.
    Die Touristen wurden von Beauftragten der ›Diethelm Travels‹ empfangen und von deutschsprechenden Lotsen in Gruppen aufgeteilt: Es gab eine Gruppe Pattaya, eine Gruppe Südthailand, eine Gruppe Chiang Mai. Die meisten blieben zunächst in Bangkok in verschiedenen Hotels. Schon die Ausstattung der Transfer-Busse zeigte die Preisunterschiede an.
    In das Gefährt, das Dany und ihren Rechercheur zum feinen Dusit-Thani- Hotelbrachte, stiegen zunächst Persulke, die Kegelbrüder und die Passiv-Fußballer ein, später kamen Fenrich und zuletzt Kalaschke und seine Begleiterin. »Wir schauen uns ein paar Tage lang Bangkok an«, erklärte der Mann mit der Narbe. »Dann reisen wir zu den Verwandten meiner Frau nach Südthailand weiter.«
    Der Bus fuhr los. Über Bangkok schien heute die Sonne so stark, daß sie die giftigen Benzinwolken durchdrang und Südostasiens Millionenmetropole wieder

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