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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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ein.
    »Durchaus nicht alle«, versetzte Bruno. »Und selbst die käuflichen vermitteln dir die Illusion, daß sie es nicht sind.«
    »Du Romantiker!« spottete sie.
    »Das mußt du einfach erlebt haben, diese Heiterkeit und Fähigkeit, sich anzupassen. Die sanften kleinen Sirikits sind naturfröhlich zu jeder Stunde des Tages und gehen immer auf die Stimmung des Partners ein.«
    »Und das tun westliche Frauen nicht?« griff ihn Dany an.
    »Nicht immer«, versetzte Bruno. »Und vor allem nicht in diesem Maße.«
    »Keine Liebesdienerinnen?« fragte sie ironisch. »Du mußt ja sehr gründlich recherchiert haben.«
    »Wie immer«, entgegnete Bruno und lächelte schräg. »Übrigens wirken Thailänderinnen nicht nur auf Männer aus dem Westen anziehend. Japaner und Araber zum Beispiel sind genauso hinter ihnen her wie die Amelicans und die Neckelmänner. Und dazu muß ich dir noch etwas sagen: Auch bei vielen amerikanischen und europäischen Frauen stehen Thai-Männer hoch im Kurs.« Er blickte in Danys meergrüne Augen. »Du solltest nicht so geringschätzig lächeln«, fuhr er fort. »Das ist etwas, was ich dir – ausnahmsweise – nicht richtig schildern kann. Das mußt du einfach selbst erleben. Geh doch einmal in einen dieser Massagesalons und laß dich pflegen – es gibt auch ganz seriöse.«
    »Dante war auch nicht in der Hölle und hat sie hervorragend beschrieben«, konterte Dany.
    »Moment mal!« entschuldigte sich Bruno. Er hatte beobachtet, daß Kim Kalaschke am Nebentisch aufgestanden war und allein auf den Hotelausgang zuschlenderte. Danys Spürhund erhob sich und folgte der Thai-Schönen wie zufällig.
    Sie verließ das Hotel, um sich ein wenig die Beine zu vertreten. Als auch Bruno aus dem klimatisierten Dusit Thani trat, traf ihn der Temperaturunterschied wie ein Schlag gegen den Solarplexus.
    Kim ging auf das ›Geisterhäuschen‹ zu, eine Einrichtung, die neben keinem Gebäude Thailands fehlt und nicht dem Buddhismus, sondern dem Aberglauben dient: Um den Geist zu versöhnen, der ursprünglich das Grundstück bewohnte, wird ihm eine Art Vogelhäuschen errichtet, und zwar so, daß niemals der Schatten des Hauptgebäudes darauffallen kann. Täglich bringt man dem Hausgeist Gaben: Reis, Obst, Blumen, frisches Wasser. Das traditionelle Ritual ist so stark, daß selbst ein internationales Hotel nicht ohne Geisterhäuschen denkbar war.
    Bruno beobachtete, wie die Thailänderin Kim, verwestlichte Frau Kalaschke, ihrer Handtasche eine kleine Schale Reis entnahm und sich nach allen Seiten umdrehte, als sie sich Chao Ti, dem Geisterhäuschen, näherte.
    Sie setzte die Gabe ab, hob das Wassergefäß – und entnahm ihm eine Notiz.
    Ihr Beschatter sah es ganz deutlich; er ging wieder ins Hotel zurück, bevor ihn Kim sehen konnte. Bruno berichtete Dany seine Wahrnehmung.
    »Wahrscheinlich ein toter Briefkasten«, sagte sie. »Übrigens eine einmalige Idee.«
    Kein Ausländer würde es wagen, sich an die Kultstätte heranzumachen. Einheimische aber fielen nicht auf, wenn sie ihre Liebesgaben brachten und dabei Geheimmaterial abholten. Immer mehr erhärtete sich bei Dany die Vermutung, daß sie in eine unheimliche Untergrundaffäre geraten war.
    Den Verlauf der ersten Nacht mit Malee hatte sich der Internist Dr. Manfred Giraff ganz anders vorgestellt. Die rassigpikante Freundin war lieb und anschmiegsam wie immer, entfachte den Sturm und brachte den Frieden. Dann waren sie, einer in den Armen des anderen, eingeschlafen, um kurz vor Mitternacht hochzuschrecken.
    Plötzlich wurde ungestüm in der Wohnung an der Ploenchit Road geläutet. In einer Art, wie es nur ein eifersüchtiger Nebenbuhler oder eine allgewaltige Polizei wagt.
    Zwei Uniformierte drängten sich wortlos an Malee vorbei und gingen direkt ins Schlafzimmer. »Ale you Doktel Manfled Gilaff?« fragte einer der kleinwüchsigen Polizisten den Internisten nach seiner Identität.
    Malees Freund mußte seinen Paß vorweisen. Dann wurde er aufgefordert, sich anzuziehen und mitzukommen, während der zweite Polizist begann, Malees Apartment systematisch zu durchsuchen, ohne sich um ihre Beschwerden zu kümmern.
    »Was wollen Sie von mir?« fragte der Überrumpelte den Polizisten, der ihn im Wagen in Richtung Sathon Tai Road brachte. »Es muß doch wohl eine Verwechslung vorliegen.«
    Der Beamte schüttelte den Kopf. Als der Wagen hielt, erkannte der Bangkoker Stammgast das Immigration Office.
    »Please follow me!« forderte ihn der Polizist auf.
    Sie gingen

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