Die Stadt der Engel
du einen Drink, bevor es dir die Füße unter dem Boden wegzieht?«
Dany schüttelte den Kopf.
»Deine verdammte Nase hat uns diesmal ohne Umweg direkt in des Teufels Küche geführt«, begann Larry. »Bei meinen Nachforschungen habe ich sofort bemerkt, daß etwas verdammt faul sein muß. Du weißt, ich habe meine Freunde bei der Polizei und auch beim FBI, aber die blieben diesmal verschlossen wie Geldschränke, auf denen sie noch mit dem Hintern hockten. Ich sag' dir, top-secret ist kein Ausdruck. Und du weißt doch, ich bringe jeden zum Reden.« Larry machte es spannend, aber er hatte auch ein wenig Selbstdarstellung verdient. »Diese Geschichte ist reines Dynamit.«
»Das heißt also«, kürzte Dany das Verfahren ab, »daß die New Yorker Polizei einen leeren Sarg oder einen Sarg mit einem falschen Toten per Luftfracht nach München geschickt hat …«
»Slowly!« bremste Larry seine Auftraggeberin. »Fangen wir mal ganz von vorn an: Garella wurde von Pullach nach Langley entsandt, um Abwehrmaßnahmen gegen eine undichte Stelle, vermutlich in Pullach, womöglich aber auch in Langley, mit der CIA-Spitze abzusprechen. Mehrere Pannen ließen den US- wie den bundesdeutschen Geheimdienst befürchten, es hätte sich bei ihnen ein Maulwurf eingenistet. Ihr Gegenspieler in Südostasien muß davon erfahren haben und schickte einen Mann in den USA hinter Garella her, der ihn erledigen sollte. Der Verfolger reiste in den Staaten kreuz und quer hinter ihm her, konnte aber an sein potentielles Opfer nicht herankommen – nicht in Langley und schon gar nicht in der Snyder-Klinik, wo sich …«
»… Garella unter strengster Geheimhaltung einer kosmetischen Gesichtsoperation unterzogen hatte«, ergänzte Dany. »Mit einem völlig veränderten Aussehen sollte er in seinen neuen Einsatz nach Südostasien gehen.«
»Bist du eigentlich Hellseherin?« fragte Larry leicht verärgert, weil ihm Dany die Pointe gestohlen hatte.
»Nein«, antwortete sie und lächelte. »Es ist nur eine Vermutung. Ich weiß, Larry, wie fantastisch du gearbeitet hast.«
»Thanks' a lot«, erwiderte er trocken. »Irgendwie muß der Killer aufgefallen und dadurch aufgeflogen sein. FBI und CIA haben ihn durch die Mühle gedreht. Ich weiß nicht, was sie mit ihm angestellt haben, jedenfalls fiel er um und gestand den Auftrag, Garella zu töten.« Larry goß sich einen Bourbon ein. »Als es der Topagent erfuhr – du weißt, von welchem Kaliber er ist –, drehte er den Spieß um. Er inszenierte den Unfall, arrangierte via CIA seinen Tod nebst Leichenpaß. Die Sache wurde so frisiert, daß die Gegenspieler annehmen müssen, ihr Mann hätte Garella erledigt und sei danach erst verhaftet worden.«
Dany nickte.
»Der Unfall wurde nicht an die große Glocke gehängt«, fuhr Larry fort, »man schätzt das ja nicht im Untergrund. Aber er wurde doch so abgehandelt, daß mit der Zeit etwas durchsickerte und Sulla seinen Gegenspieler Garella abhaken konnte oder wollte.«
»Heavens!« erwiderte Dany. »Und bei der Feuerbestattung in München war der Sarg leer?«
»Nein, ein herrenloser Toter, der seit Monaten auf Eis gelegen hat. Nach einer bestimmten Zeit kann die Polizei frei über den Leichnam verfügen. So bin ich bei meinen Ermittlungen überhaupt vorangekommen.« Er feixte flüchtig: »Über den Leichen-Silo, wo ich auch einen Mann sitzen habe.«
»Die Russen oder Vietnamesen oder wer immer den Auftrag gab, Paul Garella zu erledigen oder zu entführen, glauben nunmehr an seinen Tod?«
»Das ist bestimmt die heißeste Frage, die man sich zur Zeit in Langley und Pullach stellt«, erwiderte Larry Grindler. »Wenn man der Story auf den Leim geht, wird man nicht mehr nach Garella fahnden, zumal der Mann, der hinter ihm her war, unter Verschluß ist und nicht berichten kann, was sich tatsächlich ereignet hat.«
Dany sah einen Moment lang in Larrys ausdrucksloses Gesicht. »Woher hast du diese Information?«
»Auf schlimme Weise ergattert«, erklärte ihr Rechercheur. »Ich habe gemerkt, daß sie Angst hatten, furchtbare Angst, ich könnte etwas anrichten. Da habe ich geblufft und sie ausgetrickst. Es war, wenn du so willst, halb Erpressung, halb Versprechen. Sie hätten mich am liebsten spurlos verschwinden lassen und eingebuchtet, bis der Fall ausgestanden ist, aber sie mußten annehmen, daß du ebenfalls einiges von der Sache weißt, und dann leben wir ja immerhin in einem ziemlich freien Land.«
»Wissen deine Informanten, daß du nach Bangkok
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