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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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oberste Chef der nationalen Polizei, den Rauschgifthandel als Monopol seines Apparates angesehen, wobei von dem Bock als (Schlafmohn-)Gärtner und seinen Vasallen ungeheure Dollarbeiträge eingeheimst worden waren.
    Der General wurde schließlich gestürzt. Seine Nachfolger verboten den Opiumhandel, aber der Polizei-Apparat war so von Begünstigern durchsetzt, daß Bangkok bis heute ein Weltumschlagplatz für Heroin geblieben ist. Jeden Tag setzt sich – statistisch gesehen – in der Bundesrepublik ein Süchtiger den goldenen Schuß mit einem Stoff, der aus dem Goldenen Dreieck stammt.
    Die Opiumseuche konnte zwar eingeschränkt, aber nicht ausgerottet werden, da in den höchsten Regierungs-, Armee- und Polizeidienststellen Heroin-Kollaborateure sitzen, und diese arbeiten zum Beispiel mit den burmesischen Kommunisten ebenso zusammen wie mit den thailändischen Opiumkönigen, die jeweils ihre Region beherrschen, und auch mit der chinesischen Mafia.
    In letzter Zeit hatte ein Mann mit dem Decknamen Sulla alle Aktivitäten unter einen Hut gebracht; er bezahlte mit Heroin Einkäufe von Waffen, Panzern und Flugzeugen, um in dem stets umkämpften Grenzgebiet die Opiumfelder zu schützen, mit deren Erlös kommunistische Aufständische bezahlt werden.
    Es war eine ziemlich aussichtslose Situation, aber ein Mann wie Vasatrana gab nicht auf, obwohl er selbst äußerst gefährdet war. Aber er konnte sich auf seine Männer verlassen und auf die Gunst seines Generals stützen, und er taktierte mit großer Vorsicht. Der Major verbuchte Teilerfolge, und die Regierung unterstützte ihn dadurch, daß sie gelegentlich an der Peripherie der Opiumfelder unter großem Zuschauerandrang kleine Dealer öffentlich hinrichten ließ.
    Predi wurde in Handschellen vorgeführt.
    »Herr Doktor Giraff«, fragte der Sonderbeauftragte den Zeugen, »kennen Sie diesen Mann?«
    »Ja. Es ist Predi, Malees Bruder.«
    »Bitte denken Sie nach: Als Sie im September von hier abflogen, fuhr er Sie zum Flugplatz?«
    »Ja.«
    »Hat Predi für Sie den Koffer eingecheckt?«
    »Ja.«
    »Und wo waren Sie in dieser Zeit?«
    »Ich saß an der Bar und habe einen Abschiedsdrink mit Malee genommen.«
    »Und ihr Bruder hat Ihnen dann die Bordkarte übergeben?«
    »So war es«, bestätigte Dr. Giraff. »Aber ich habe keinerlei Grund zur Annahme, daß er mir Heroin in den Koffer gelegt hätte.«
    »Das ist unsere Sache«, erwiderte der Major und gab einem Polizisten den Auftrag, den Zeugen in die Plenchit Road zurückzubringen.
    »Eine Verwechslung«, empfing Malee den Neckelmann und lächelte schon wieder. »Mai pen arai«, setzte sie hinzu, »und es tut mir leid.«
    »Ich fürchte, die Polizei ist hinter Predi her«, sagte Giraff. »Er wurde verhaftet.«
    »Sieht so aus«, erwiderte sie. »Aber ich bin Malee und nicht Predi.«
    Sie legte den Arm um ihn, und das war ein Argument, gegen das es vorderhand keinen Einwand gab.
    »Nun hör zu, Predi!« sagte in diesem Moment der Geheimdienstmajor zu dem Mann, der kurz vor dem Zusammenbruch stand. »Ich kann dich laufenlassen, dann schnappen dich deine Auftraggeber und legen dich um.« Er zündete sich eine Zigarette an und ließ dabei den Dealer nicht aus den Augen. »Ich kann meine Geduld verlängern und dir noch zehn Minuten Bedenkzeit geben.« Vasatrana blies den Rauch aus. »Am nächsten Mittwoch werden in der Nähe von Chiang Mai wieder zwei Opium-Schmuggler gehängt. Entweder du sagst mir jetzt alles, was du weißt, oder es werden drei sein. Verstanden?«
    Der Major wußte, daß Predi dieses Wechselbad von Verhör höchstens noch eine halbe Stunde durchstehen würde.
    Das hochprozentige Mischgetränk führte zur Verbrüderung einer Zufallsgesellschaft, die von dem geflüchteten Stararchitekten Fenrich über den aufdringlichen Mädchenhändler Persulke bis zu dem vermutlich von den Toten auferstandenen Agenten Garella reichte. Von ihrem Tisch am Rande des Trubels aus beobachtete Dany die Ausbrüche der Lebenslust: Der massige Baustoffhändler Brennhuber trieb auf einem Meer von Wonne obenauf wie ein dicker Korken. Er schnappte sich eines der beflissenen Thai-Mädchen. »Hallo!« sagte er. »Jetzt bringst uns a Runde für alle.«
    Die Erschrockene machte sich frei und schüttelte hilflos den Kopf.
    »A drink for all«, orderte Brennhuber und deutete der Reihe nach auf die Umsitzenden.
    Das Thai-Mädchen verstand sein Zehn-Finger-Englisch und nickte dem Gast lächelnd zu.
    »Die Siam-Puppen hier mußt du auslass'n,

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