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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Geheimdienstmajor. »Seien Sie nicht so undankbar, Doktor Giraff!« Er ging an den Wandschrank, entnahm ihm ein Glas und füllte es zur Hälfte mit Mekong-Whisky. »Trinken Sie, es wird Ihnen gut tun. Sie lagen über eine Stunde im Koma; Doktor Pren hat Sie versorgt: Leichte Gehirnerschütterung, Schock, Platzwunden an der Stirn, nicht weiter schlimm.« Er verfolgte, wie Malees Stammgast den Schnaps langsam trank, Schluck für Schluck, wie er es wohl als Arzt einem Patienten in einem solchen Fall verordnet hätte. »Ich gebe Ihnen einen Rat, Doktor Giraff: Nehmen Sie das nächste Flugzeug und starten Sie nach München zurück.«
    »Ich kann Malee doch jetzt nicht im Stich lassen.«
    »Gut«, erwiderte der Sicherheitsoffizier. »Dann nehmen Sie das Mädchen mit nach Deutschland, bis hier alles erledigt ist. Ich will dafür sorgen, daß man ihr die Ausreise gestattet.«
    Der intelligente Zivilist mit den dunklen Augen verfolgte jede Regung im Gesicht des Misshandelten. »Oder können Sie das nicht?«
    Dr. Giraff schwieg betroffen.
    »Sie haben Frau und Kinder?« fragte Vasatrana, als wüsste er es nicht.
    Der Internist schwieg verbissen. »Ich werde in Thailand bleiben, bis mein Urlaub abgelaufen ist«, sagte er trotzig. »Und es ist Ihre verdammte Pflicht, uns zu schützen.«
    »Bitte, wie Sie wollen«, entgegnete der Major höflich. »Aber ich habe Sie gewarnt.« Er gab dem Polizisten an der Tür einen Wink. Dann stand Malee mit verschwollenem Gesicht und verweinten Augen in der Tür. »Kow dai mai?« fragte sie. »Darf ich hereinkommen?«
    »Sabei di rue«, begrüßte sie Vasatrana. »Wie geht's?«
    »Sabei di, kawpkun«, bedankte sich das Thai-Mädchen und ging auf die Couch zu, auf der ihr Freund lag. »Schlecklich, Manfled«, begrüßte sie ihn. »I'm so solly.«
    »Schon gut«, erwiderte er. »Hauptsache, wir haben es überstanden, Malee.«
    Vasatrana trennte sie. Was nun folgte, erlebte Dr. Giraff, der nur mangelhaft thailändisch sprach, vorwiegend als Pantomime.
    Predi wurde von zwei Polizisten hereingeführt. Sie nahmen ihm die Handschellen ab und stellten ihn dem Killer mit der Zahnlücke gegenüber.
    Malees Bruder schüttelte den Kopf.
    Sie hoben die Decke von dem Bündel am Boden. Der Vorgeführte betrachtete den erschossenen Gangster erschrocken, stutzte, zögerte, dann nannte er einen Namen.
    Vasatrana nickte und winkte Malee heran; er hob ihr den Kopf und zeigte ihrem Bruder die Spur, die von der Messerspitze eingeritzt worden war. Die Schilderung über die Rettung Malees, die ihm Major Vasatrana gab, mußte höchst eindringlich sein, denn der junge Thai zitterte vor Zorn. Drei Uniformierte redeten jetzt gleichzeitig auf den verhafteten Heroin-Kurier ein, brachen seinen letzten Widerstand.
    Die ersten Worte seines Geständnisses kamen noch langsam, lösten sich wie Steine von einer Felswand. Doch dann sprach Predi schneller und lauter, und es hörte sich an, als löste sich eine ganze Geröllhalde. Aus der Kaskade von Worten und Informationen schnappte Dr. Giraff einen Begriff auf: THAI TRACO. Das war die Abkürzung von Thai Transportation Company. Es mußte der getarnte Firmenmantel sein, unter dem das Rauschgiftsyndikat arbeitet.
    Danys brisante Absicherung war Asche und schwelte noch. Sie spürte eisige Hände im Rücken, aber es war ihr nicht anzumerken. »Von dem Moment an, da ich von diesem New Yorker Handel erfuhr, standen Sie und Ihre Begleiter hier in Bangkok unter Bewachung«, erklärte Paul Garella. »Das hätten Sie sich eigentlich denken können, Miß Callway.«
    »Richtig«, gestand die Journalistin.
    »Ihr Fangnetz ist zerrissen«, fuhr der Topagent fort. »Die Idee war übrigens reichlich dilettantisch.«
    »Das sollten Sie mir erklären, Herr Kalaschke.«
    »Gern«, erwiderte er und rauchte die nächste Zigarette auf Vorrat. »Wenn zum Beispiel Ihnen und mir gleichzeitig etwas zugestoßen wäre – und damit müssen Sie in diesem Dschungel rechnen –, hätte GLOBE die Sache publiziert und dadurch die Operation endgültig ruiniert.«
    »Sie haben wiederum recht«, gestand Dany widerwillig.
    »Sehen Sie, Miß Callway, Sie müssen die Dreckarbeit schon Profis überlassen; Dilettanten brechen sich das Genick in dieser Branche.«
    Sie schwieg betroffen. Es war nicht neu, was Garella sagte, und Dany hatte niemals Illusionen über den Untergrund gehabt; daß er es aber so brutal aussprach, überrumpelte sie nun doch.
    »Also, fassen wir noch einmal zusammen«, fuhr der Drahtzieher der

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