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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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unsichtbaren Front betont freundlich fort: »Sie haben Zufallsereignisse in einen logischen Zusammenhang gebracht. Es war eine erstaunliche Leistung von Fantasie, Logik und Glück. Trotzdem«, fuhr er fort und blies den Rauch in kleinen Stößen aus, »hätten Sie das ohne eine Art Vorwarnung nie geschafft. Sie waren vor etwa zwei Wochen für drei Tage Gast im CIA Headquarter in Langley. Wiewohl man dort Journalisten zum Teufel wünscht, hatte Sie die Intelligence-Zentrale der USA nicht unfreundlich aufgenommen. Sie sind dabei mit einer Reihe von Geheimnisträgern, auch der obersten Garnitur, zusammengekommen. Auf der einen Seite also eine junge, kluge, bemerkenswert schöne Frau, auf der anderen Seite Männer in den besten Jahren, die bekanntlich ihre besseren schon hinter sich haben. Das alte Spiel: Man ist galant, man macht sich wichtig. Und einer von ihnen fütterte Sie genau mit dem Leckerbissen, auf den eine Publizistin wie Sie immer aus ist.« Kalaschke erfasste, daß er recht hatte und daß Dany, offensichtlich überrollt von seiner Kombinationsgabe, es sich nicht anmerken lassen wollte. »Dieser nicht mehr ganz wasserdichte Schwerenöter kann nur auf der Ebene des großen Gregory oder sogar über ihm angesiedelt sein«, rekonstruierte Kalaschke weiter. »Wie ich Sie einschätze, werden Sie keinen Namen preisgeben, Miß Callway. Aber ich muß wissen, ob Sie auf diese Weise eine Information über die Operation ›Flashlight‹ erhalten haben.« Er brach ab und fixierte sie. Die Augen hinter der getönten Brille wirkten wie der Lauf einer Zwillingsflinte. »Ja oder nein?« stieß er zu.
    »Sie sind ja ein verdammt gefährlicher Bursche«, erwiderte sie.
    »Spielen Sie nicht auf Zeitgewinn«, konterte er. »Das bringt nichts. Also es war so?«
    »Ungefähr«, räumte Dany ein. »Aber es war nicht so, daß ich eine komplette oder zusammenhängende Information erhalten hätte. Ich fing nur ein Stichwort auf, ein andeutendes Lächeln, eine zweifelhafte Verneinung, einen Widerspruch, eine Verlegenheitspause – ich hatte einen Ansatz und puzzelte nur die Fakten zusammen.«
    »Sie sind ja auch eine verdammt gefährliche Frau«, gebrauchte er ihre Worte und lächelte ungut.
    »Der Name –« die Journalistin dämpfte unwillkürlich die Stimme: »Garella ist nicht gefallen. Darauf mein Wort.«
    Seine Mine blieb gelassen; nur auf der Gesichtshälfte mit der Narbe war ein leichtes Zucken zu bemerken. Er war wütend über die Indiskretion eines bekannten Unbekannten – schließlich hing von der absoluten Verschwiegenheit sein Leben ab. Trotzdem schien ihn Danys Schilderung eher zu beruhigen, denn sie wies auf Fahrlässigkeit hin und nicht auf gezielten Verrat. In der Drecklinie des Untergrunds hatten sich schon weit schlimmere Pannen ereignet, als zum Beispiel der Präsident des deutschen Verfassungsschutzes sich plötzlich nach Ost-Berlin abgesetzt hatte und noch überraschender – wieder zurückgekehrt war.
    »Nun muß ich Ihnen auch sagen, daß Südostasien längst auf meinem Programm stand. Ich hatte schon vor Monaten begonnen, Unterlagen zu sammeln und Meldungen aus Bangkok mit besonderer Aufmerksamkeit zu verfolgen. Es war mir bekannt, daß sich im Nachbarland Kambodscha politische Gruppierungen, die vor kurzem noch gegeneinander einen Ausrottungskampf geführt hatten, gegen die Vietnamesen verbündeten. Ich wußte, daß es an der Grenze auf thailändischem Boden riesige Flüchtlingslager gab, die gleich Pulverfässern jeden Moment explodieren konnten. Das schillernde Königreich mit seinen Problemen, seiner Exotik, seiner Farbe und seiner Folklore, ein Schnittpunkt von gestern und morgen, ist allein schon eine gründliche Reportage wert. Ich sprach meine Pläne mit der GLOBE-Zentrale ab – sie läßt mir bei der Auswahl meiner Themen weitgehend freie Hand – und fuhr nach München mit der Absicht, baldmöglichst nach Bangkok weiterzureisen.«
    »Da stand Ihr genauer Reisetermin noch offen?«
    »Allerdings«, bestätigte Dany. Sie wußte, daß er sie nach dem Motto beurteilte: Der Teufel steckt im Detail, und bot ihm zur Kontrolle exakte Nebensächlichkeiten: »Schon auf dem Weg zum Flugplatz zur Redaktion unterbrach ich die Fahrt und suchte das Reisebüro Rohregger auf, das für GLOBUS-München alle Flüge bucht. Ich wollte keinen sterilen Linienflug, sondern mit einer Chartermaschine reisen, wie man sie auf dem Hinweg als ›Liebesbomber‹ und auf dem Rückflug als ›Tripper-Clipper‹ verspottet. Aber

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