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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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unternehmen wir jetzt?« fragte Bruno.
    »Gar nichts«, erwiderte Dany. »Bevor Frank nicht den Eingang des Briefes bestätigt hat, sind uns die Hände gebunden. Inzwischen kannst du dich an deine neuen Kumpane halten.«
    Sie ging über den langen Gang zum Lift. Der Boy öffnete die Tür und sah sie fragend an.
    »Seventh floor«, sagte sie.
    Der Livrierte drückte den Knopf, und dann blockierte er einen Moment lang die offene Türe; Kim Kalaschke schlüpfte in den Aufzug.
    »Entschuldigen Sie, daß ich Sie aufgehalten habe!« sagte sie höflich.
    »Sie sprechen wirklich ausgezeichnet deutsch«, entgegnete Dany.
    »Ich bin ja auch mit einem Deutschen verheiratet«, erklärte die Thailänderin. »Mein Mann muß Sie sprechen«, sagte sie hastig, als sie der Schnellift hochhievte.
    »Morgen früh?« schlug Dany vor.
    »Jetzt gleich«, erwiderte Kim. »Es ist ganz dringend. Er kommt zu Ihnen.«
    Sie hatten den siebten Stock erreicht, stiegen aus. Kim nickte der Journalistin noch einmal zu, und Dany wußte, daß es ihr nicht gelingen würde, einen Zeitaufschub herauszuschinden.
    Es ging ganz schnell. Der Besucher war sofort an der Tür, schob sich in unnachahmlicher Art in das Apartment. Es war wie ein leichter Windstoß.
    Er schaltete das Radio ein. Es war nicht anzunehmen, daß es in dem Raum Wanzen gab; aber ein Agent, der alt werden will, schirmt sich überall gegen Lauscher ab, und der Mann war langgedient in seinem Fach. Er nickte Dany zu, doch gerann sein Begrüßungslächeln zur Grimasse.
    »Sie haben ganz recht, Frau Callway«, verblüffte er sie. »Ich bin Paul Garella. Und daß Sie das wissen, ist so ziemlich die übelste Panne, die eintreten konnte.«
    »Nur nicht übertreiben, Herr Kalaschke!« erwiderte die Journalistin. »Außerdem haben wir doch in New York ein Abkommen getroffen.«
    »Ohne mein Wissen«, entgegnete er.
    »Heißt das, daß Sie sich nicht daran halten wollen?« fragte Dany.
    »Ich habe kaum eine andere Wahl«, antwortete er. »Aber ich muß Ihnen eine Frage stellen …«
    Dany ging an die Zimmerbar, öffnete die Kühlschranktür, betrachtete ihren Besucher fragend.
    »Sodawasser«, bat er. »Wie sind Sie darauf gekommen, daß ein anderer an meiner Stelle im Sarg lag?«
    »Ich setzte einige zufällige Ereignisse in einen logischen Zusammenhang«, erklärte die Journalistin. »Und ich ließ die Sache nachrecherchieren. Die seltsam Art, mit der Sie in München aus dem Leben verabschiedet wurden. Untergrundleichen verbrennt man doch auf kleiner Flamme. Auch wenn Sie unser gefährlichster Mann waren und den Sowjets die vielleicht größte Schlappe beigebracht hatten, erschien mir diese Totenehrung irgendwie unnatürlich und gestellt. Deshalb rief ich in der Redaktion Ihre Computerdaten ab und …«
    »Die ziemlich fraglich sind«, unterbrach sie Kalaschke.
    »Möglich«, erwiderte Dany. »Aber Sie müssen einer Journalistin auch Intuition zugestehen, und ich hatte sie, als Sie am Flughafen Riem mit Ihrer Begleiterin so perfekt Thai sprachen.«
    »Man lernt nie aus«, versetzte er gallig. »Ich muß eine Sprache benutzen, die Sie nicht verstehen, also weder deutsch noch englisch, denn ich habe Kim in diesem Moment gesagt, daß Sie eine gerissene Journalistin seien, vor der sie auf der Hut …«
    »Dank«, erwiderte Dany.
    Sie mußten beide lachen. Ein wenig entkrampfte sich die Situation.
    »Ich weiß, daß Sie intelligent sind. Ich zweifle auch nicht an Ihrer Loyalität. Die Gefahr liegt darin, daß Sie und Ihre beiden Helfer Amateure sind.«
    »Wir sitzen im gleichen Boot.«
    »Aber Sie als blinde Passagiere«, konterte Garella. »Sie haben keine Ahnung, was auf dem Spiel steht. Entweder kommen wir beide jetzt zu einer Abmachung …«
    »… oder?«
    »Oder einer von uns beiden bleibt auf der Strecke.«
    »Und das wäre ich?«, fragte Dany und spürte, wie ihr Körper auf die Kniekehlen drückte.
    »Zwangsläufig«, versetzte das Untergrund-As. »Und zu meinem Bedauern.«
    »Nun dramatisieren Sie aber ganz gewaltig«, entgegnete Dany, weit weniger zuversichtlich, als sie sich gab. »Ich muß Ihnen etwas gestehen, Herr Kalaschke: Ich habe mich natürlich abgesichert.«
    Er zündete sich eine Zigarette an.
    »Im GLOBE-Panzerschrank liegt eine Aktennotiz über die Vorgänge, einschließlich unserer New Yorker Abmachung.«
    »Sagen wir so: Im Panzerschrank wird sie morgen liegen«, entgegnete der Agent. »Ich verbessere mich«, spottete er: »Sollte sie morgen liegen.« Er zog ein Kuvert aus

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