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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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der Tasche, wies es Dany so vor, daß sie ihre eigene Handschrift erkannte und erfasste, daß ihre ›Lebensversicherung‹ Frank Flessa nie erreichen würde.
    »Erlauben Sie«, sagte Garella, klappte sein Feuerzeug auf und verbrannte Danys Absicherung im Aschenbecher. Fröstelnd wurde ihr bewußt, daß sie ihren Gegenspieler unterschätzt hatte und ihm nunmehr ausgeliefert war.
    Allmählich, in Raten, hatte Dr. Manfred Giraff, der Internist aus München und Malees Februar-Mann, begriffen, daß er den Mordanschlag der beiden Heroin-Gangster überlebt hatte. Er war wie nach einem Verkehrsunfall erwacht; die Schmerzen brachten ihn aus dem Dämmerzustand in die Wirklichkeit zurück. Er stellte fest, daß sein linkes Auge zugeschwollen war. Die Haut in seinem Gesicht brannte. Sein Herz zählte ihm an den Schläfen jeden Schlag vor. An der behutsamen Art, mit der jetzt sein Schädel abgetastet wurde, schloß er, daß ihn ein Samariter vom Fach behandelte. Er begriff, daß er auf der Couch in Malees Apartment lag, versuchte sich aufzurichten und wurde behutsam wieder zurückgedrängt. Jetzt erst war er wieder voll da und sah dem Thailänder ins Gesicht, der sich über ihn beugte.
    »I'm Doctor Pren«, stellte sich der Polizeiarzt von der Crime Suppression Division vor. »You had a lot of luck.« Der Verletzte wußte selbst am besten, daß alles viel schlimmer hätte verlaufen können. »And Malee?« fragte der Fünfzigjährige, dessen Verjüngungskur in der Stadt der Engel so brutal unterbrochen worden war.
    »She is okay«, tröstete ihn der Mediziner.
    Außer dem Polizeiarzt hielten sich noch drei Uniformierte in Malees guter Stube auf. Der Gangster mit der Zahnlücke und der Boxernase, der ihn mit Fußtritten drangsaliert hatte (es war nicht nur eine Brutalität, sondern in Bangkok auch eine besondere Demütigung, denn der Fuß galt als minderwertig, der Kopf als heilig), saß festgebunden auf einem Stuhl. Neben ihm, unter einer Decke, zeichnete sich ein menschlicher Körper ab. Dr. Giraff nahm an, daß es der zweite Killer war, der bei dem Schusswechsel mit der Polizei wahrscheinlich getötet worden war.
    Auf einmal stand die Geschäftigkeit der Polizeibeamten still. Ein Zivilist im eleganten Maßanzug hatte das Apartment an der Ploenchit Road betreten. Er ließ sich von dem Leiter des Einsatzes die Tat und das bisher vorliegende Ergebnis der Ermittlungen schildern. Aus der beflissenen, fast unterwürfigen Art, mit der die Polizisten Major Vasatrana begegneten, schloß der Arzt, daß der Offizier eine Machtstellung haben mußte, die weit über seinen Dienstgrad hinausreichte.
    »Glück gehabt, Doktor Giraff«, begrüßte der Mann vom Thai-Geheimdienst den Zeugen. »Ich hatte richtig vermutet, daß Sie und Malee in Gefahr sind, und Ihre Wohnung rund um die Uhr bewachen lassen. Irgendwie ist es den beiden Tätern gelungen, unbemerkt in die Wohnung Ihrer Freundin zu gelangen. Die Beamten mußten die Tür einschlagen, konnten gerade noch rechtzeitig eingreifen. Meine Leute haben den Mann erschossen, der das Messer an Malees Kehle gesetzt hatte.« Er zündete sich eine Zigarette an. »Schmerzen?« fragte er.
    »Es geht«, erwiderte Giraff. »Was ist Malee passiert?«
    »Nicht viel«, sagte der Sonderbevollmächtigte vom thailändischen Secret Service. »Sie wird gleich kommen, wir brauchen sie für die Gegenüberstellung.«
    »Was wollten diese Gangster von Malee und von mir?«
    »Predis Adresse.«
    »Aber Sie haben doch Malees Bruder verhaftet.«
    »Sicher«, erwiderte Major Vasatrana. »Das wissen diese Verbrecher aber nicht. Sie suchen ihn, um ihn zum Schweigen zu bringen. Können Sie mir folgen, Doktor Giraff?«
    »Halbwegs«, erwiderte der Mann aus München.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt, daß Malees Bruder bis zum Hals in einer üblen Rauschgiftsache steckt.«
    »Schlimm«, sagte der Verletzte. »Aber dafür können wir doch schließlich nichts.«
    Das Gesicht des Mannes, der mindestens fünfzehn Zentimeter über thailändische Normalgröße hinausreichte, blieb verschlossen.
    »Was werden Sie jetzt tun?« fragte Dr. Giraff. »Wie geht das weiter?«
    »Kluge Frage«, erwiderte Vasatrana. »Ich befürchte, daß Ihnen das Rauschgiftsyndikat weitere Mörder ins Haus schicken wird. Verstehen Sie?«
    »Sie brauchen doch nur bekannt zu geben, daß Predi verhaftet wurde.«
    »Ich werde mich hüten.«
    »Dann tun Sie doch gefälligst etwas, Major Vasatrana!«
    »Wir haben Ihnen doch gerade das Leben gerettet«, erwiderte der

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