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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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der Brief muß morgen in München sein.«
    »Ist er auch«, versprach die blonde Bordfee. »Ich gebe ihn einer Kollegin mit, die mich am Airport Rhodos ablöst.«
    »Es ist sehr, sehr wichtig und wird deshalb auch ganz besonders honoriert.«
    »Und Bettina ist auch sehr, sehr zuverlässig«, konterte die Stewardess.
    Die Beförderung solcherlei Kurierpost war illegal, doch üblich. Die Fluggesellschaften gingen ihr nicht weiter nach; sie legten Wert darauf, mit der Presse gut zu stehen. Kurierpost war nun einmal noch schneller als Air Mail. Die Mädchen ohne Grenzen übernahmen die Aufträge nicht ungern, weil der Empfänger sie dafür nobel entlohnte. Meistens waren es Fotos oder Informationen; und Pressesachen sind immer eilig.
    »Hier«, sagte Bruno und übergab Uta den Brief. »Bitte persönlich abgeben – der Empfänger ist informiert.« Er sah sich um. Niemand beobachtete es, doch irgendwie hatte er den Eindruck, dem untersetzten Zivilisten auf der anderen Seite der Bar schon mal begegnet zu sein. Aber diese Thai-Männer hatten alle das gleiche Lächeln, dieselben mandelförmigen Augen. Überhaupt fiel es Ausländern schwer, ihre ziemlich alterslosen Gesichter voneinander zu unterscheiden.
    »Muß gehen«, verabschiedete sich Uta.
    »Also, ich kann mich verlassen?«
    »Mach mich nicht ärgerlich, Bruno!« erwiderte sie.
    »Guten Flug, und grüß den glücklichen Bräutigam!« sagte er und küsste Uta auf die Wange.
    Die fliegende Botin ging in das Hotel zurück, zog sich an und betrat dann über die Hochbrücke das Flughafengebäude.
    »Uta, die Pünktliche«, begrüßte sie der Copilot.
    Schon ein paar Minuten später war die Boeing-Crew vollzählig; der Flugkapitän begann mit dem Briefing: Wettermeldung, genaue Flugroute, Zahl der Passagiere. Die Besprechung hatte ihr Ritual, und je besser die Fluglinie war, desto gewissenhafter exerzierte es die Besatzung durch.
    Es kam zu einer Störung. Der örtliche LH-Vertreter entschuldigte sich beim Flugkapitän. Dann wandte er sich an Uta: »Fräulein Richter, ich muß Sie einen Moment herausbitten.«
    »Aber doch nicht jetzt!« protestierte der Kapitän.
    »Eine Minute«, erkläre der Angestellte und machte eine bedauernde Geste. »Leutnant Nakorn.«
    »Ist mir piepegal«, versetzte der Flugkapitän.
    »Von der Thai-Geheimpolizei …«
    Uta erhob sich ergeben und ging in den Nebenraum. Es gab keine Zweifel. Sie wurde von dem untersetzten Zivilisten erwartet, den sie an der Swimmingpool-Bar des Airport-Hotels schon gesehen hatte.
    »Just a moment«, sagte er höflich und kam dann sehr bestimmt zur Sache.
    Bruno lieh sich eine Badehose und genoß die Erfrischung. Zwei Stunden mußte er noch bis zur Ankunft der LH-Maschine totschlagen, um den – diesmal legal beförderten – Luftfrachtbrief für Dany in Empfang zu nehmen.
    Die Maschine aus München landete pünktlich, aber das Taxi, mit dem Bruno von der Drehscheibe Südost-Asiens in die City zurückfuhr, geriet voll in die Rush-hour. Im Verkehrsgewühl veranstalteten zwei dichtgefüllte Omnibusse ein Straßenrennen. Der Taxifahrer traf Anstalten, an dem Amoklauf teilzunehmen.
    »Scha – scha!« fuhr ihn Bruno an. »Langsam!«
    Der Mann fügte sich widerwillig.
    Das Dusit Thani war wie eine kühle Oase in dem brodelnden Häusermeer. Am Eingang stieß er auf Anderl.
    »Kommst du heute Abend mit?« fragte der Fuhrunternehmer. »Wir lassen die Sau aus dem Stall.«
    »Mal sehen«, erwiderte der Reporter. »Jedenfalls nett, mich einzuladen.«
    »Dich schon«, erklärte der Rotschopf, »aber den da nicht.« Er deutete auf den abseits stehenden Persulke. »Weißt du, wer das ist?« Er gab sich selbst die Antwort: »Ein Mädchenhändler ist das.«
    »Dann sind wir ja an der richtigen Adresse«, versetzte Bruno lachend.
    »Da kenn' ich viel bessere Möglichkeiten«, prahlte Anderl. »Also, schließ dich an, du wirst es bestimmt nicht bereuen.«
    Bruno nickte ihm unverbindlich zu. Er hatte Dany in der kleinen Nische in der Halle gesehen.
    »Alles in Ordnung«, begrüßte er sie. »Sei unbesorgt, Frank Flessa hat morgen früh deinen Brief auf dem Schreibtisch. Hier«, setzte er hinzu und überreichte seiner Auftraggeberin die Luftfrachtsendung. Dann orderte er bei dem Serviermädchen, das abwartend stehen geblieben war, etwas Kaltes, Alkoholfreies.
    Dany öffnete den Umschlag, sichtete Ausschnitte des Munzinger-Archivs, steckte die Folien wieder in das Kuvert zurück; die Durchsicht hatte noch Zeit.
    »Und was

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