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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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Geschäfte auf eigene Faust erschossen am Straßenrand aufgefunden worden.
    Dany ging weiter zum Schnellaufzug.
    Der Liftboy trug eine Fantasieuniform aus der Kolonialzeit, die Siam als einzigem Land Südostasiens erspart geblieben war; er pflegte die Hacken zusammenzuschlagen und militärisch-stramm zu grüßen. Um das abzustellen, hatte Dany ihm am Morgen Bahtscheine in die Hand gedrückt und dadurch genau das Gegenteil bewirkt. Die Journalistin versuchte, ihm das Missverständnis klarzumachen, aber der Junge lächelte, nickte und verstand sie nicht.
    »Kann ich Ihnen helfen, Frau Callway?« fragte Kim Kalaschke; sie mußte ihr wieder aufgelauert haben.
    »Und ob«, erwiderte Dany. »Bitte sagen Sie doch dem Liftboy, daß ich kein General bin.«
    Kim wechselte mit dem Livrierten ein paar Thai-Sätze, und er schlug zum Schluß wieder die Hacken zusammen, vielleicht zum letztenmal, möglicherweise war er aber auch ein hoffnungsloser Fall.
    »Grüße von meinem Mann«, sagte Kim, als sie zusammen im Lift fuhren. »Er dankt Ihnen für Ihr Verständnis.«
    Dany war froh, eine Nachricht zu erhalten, auch wenn sie nichts sagend war.
    »Ich soll Ihnen bestellen, daß er vorankommt und der Fall bald ausgestanden sein wird.«
    Dany nahm an, daß ihr als Beruhigungspille nur ein Placebo, ein Scheinpräparat, verabreicht werden sollte. Dann sah sie, daß die verwestliche Frau Kalaschke auf den Stoppschalter drückte und den Lift abhielt, um für eine weitere Mitteilung Zeit zu gewinnen.
    »Es kann in allernächster Zeit schon zu einer militärischen Aktion im Norden kommen«, sagte sie fast unhörbar. »In diesem Fall könnte einer Ihrer Begleiter die Erlaubnis erhalten – unter bestimmten Auflagen natürlich –, als einziger westlicher Journalist daran teilzunehmen.«
    »Könnte ich nicht selbst …«
    »Das ist nichts für eine Frau«, unterbrach sie Kim.
    »Dann Larry Grindler«, entschied Dany. »Er wird sich ab sofort im Hotel aufhalten, bis er von Ihnen hört.«
    »Okay«, erwiderte die Thailänderin mit einem Lächeln, das Tür und Tor aufsprengen konnte. »Machen Sie sich keine Gedanken, Mrs. Callway«, versicherte sie. »Paul ist der fairste Mann, den ich kenne.« Sie drückte wieder auf den Knopf; der Lift fuhr weiter. »Er wird zu allen Vereinbarungen stehen; was er verspricht, hält er auch.«
    Wie bestellt stand Larry im siebenten Stock am Ausstieg und betrachtete Dany und Kim, die sich mit einem Kopfnicken hastig voneinander verabschiedeten, mit runden Augen.
    »Komm mit«, begrüßte die Journalistin ihren Mann aus New York. »Cocktail-Time. Ich lade dich ein.«
    Erst als sie in ihrem Apartment waren, fragte Larry: »Zufallsbegegnung?«
    »Kaum«, entgegnete Dany.
    »Wir bleiben also weiter am Drücker?«
    »Wenn ich das wüsste«, versetzte sie. »Aber ich muß dich leider zu Stubenarrest verurteilen.« Dany teilte ihrem Helfer mit, was sie soeben erfahren hatte.
    »Vermutlich eine Luftlande-Operation im Goldenen Dreieck«, begriff er sofort. »Es sieht so aus, als würde Garella Wort halten, falls ich wirklich die Genehmigung erhalte, an dem Raid teilzunehmen.«
    »Ich habe deine New Yorker Abmachung bestätigt«, erklärte die hübsche Auftraggeberin. »Vielleicht sind wir beide Idioten, aber wir haben keine andere Wahl, seitdem meine Rückversicherungsidee schiefgelaufen ist.« Stockend berichtete Dany, daß ihr Brief an Frank Flessa, von Bruno weitergeleitet, durch Garellas Handlanger abgefangen worden war. »Verstehst du, Larry, es gibt kein Fangnetz unter diesem Hochseil. Unsere …«, sie schürzte spöttisch die Lippen. »… unsere Vertragspartner haben uns unter ständiger Kontrolle. Wir sitzen in der Falle …«
    »Shit«, schimpfte Larry. »Aber es gäbe einen Weg …«, stellte er nach kurzer Pause fest.
    »Vergiß ihn«, unterbrach ihn Dany.
    »Ich könnte die Verfolger abschütteln; ich weiß, wie man das macht.«
    Die Reporterin las Larrys Gedanken auf seinem Gesicht mit: Taxiwechsel, Einstieg in einen Omnibus, Absprung auf einen Lastwagen, wie gehabt in hundert Hollywood-Filmen.
    »Das ist mir zu riskant«, entschied sie.
    »Wenn es mir gelänge, mich irgendwie zu verstecken, hättest du deine Rückendeckung, Dany.«
    »Wir halten uns an die Vereinbarung«, schlug sie die Versuchung aus.
    »Loyal bis ins Gefängnis oder ins Grab«, unkte Larry.
    Bruno meldete sich telefonisch und spuckte Beobachtungen aus, die Dany bewiesen, daß sie auch ohne diese Garella-Affäre an einem

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