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Die Stadt der Engel

Die Stadt der Engel

Titel: Die Stadt der Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Will Berthold
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interessanten Report arbeitete.
    Sie gingen nach unten.
    »Bruno weiß nicht, daß der von ihm weitergeleitete Brief abgefangen wurde«, erklärte Dany im Lift. »Er soll es auch nicht erfahren. Er kann ja nichts dafür. Unsere Gegenspieler sind verdammt abgefeimt und verfügen über unbeschränkte Möglichkeiten.«
    Sie hatten wenig Appetit und speisten in der Cafeteria des Hotels; dabei rückte Bruno mit dem Vorschlag heraus, Dany solle das ›Happyland‹ aufsuchen, ein neues, modernes ›Institut für Körperpflege‹. Verblüfft stellte er fest, daß sich die Journalistin gegen diese ungewöhnliche Recherche vor Ort kaum mehr wehrte.
    »Ich habe alles vorbereitet«, erklärte er. »Du wirst in keiner Weise belästigt. Ich liefere dich dort ab.«
    Dany nickte lustlos wie eine Nichtschwimmerin, die sich entschlossen hatte, vom Zehnmeterturm ins Tiefe zu springen. Sie nahm einen Drink; dann sah sie Ferry Fenrich durch die Halle gehen, nicht gerade stürmisch, sicher mehr im Dienst der Pflicht als der Kür.
    »Hörst du mir überhaupt zu?« fragte Bruno.
    »Ja«, versicherte sie.
    »Also, Pat Pong II, nur um die Ecke. Wir können zu Fuß gehen. Und alles in diesem Haus ist appetitlich und ästhetisch.«
    »Kriegst du eigentlich Prozente für deine Propaganda?« fragte Dany sarkastisch.
    »Im Gegenteil«, erwiderte der Spürhund. »Ich mußte tief in die Tasche greifen. Du wirst mit der finanziellen Abwicklung nichts zu tun haben. Und wenn du meinst, daß es dir reicht, gehst du einfach, und keiner wird dich aufhalten.«
    »Wir sind doch nicht in Eile«, entgegnete Dany, als wollte sie noch einen letzten Aufschub herausschinden.
    »Pünktlich bist du ja«, sagte Clarissa in der Lounge des Siam-Intercontinental zu Ferry Fenrich. Sie hatte Garderobe und Schmuck gewechselt; die Juwelen protzten mit ihren Karaten. »Ich mach's auch ganz kurz«, begann sie. »Der Konzern, dessen Hauptaktionärin ich bin …«
    »… und stellvertretende Vorsitzende des Aufsichtsrats«, unterbrach sie der Freund auf der Flucht.
    »… hat in Düsseldorf ein großes Grundstück erworben und in seiner letzten Sitzung den Bau eines neuen Verwaltungsgebäudes einschließlich einer großzügigen Wohn- und Sportanlage für die Mitarbeiter genehmigt. Vorläufiger Kostenvoranschlag: 18 Millionen. Die Geschäftsführung ist sich darüber klar, daß die Eigenmittel nicht ausreichen dürften. Zusätzliche Finanzierung über Bankkredite macht keine Probleme. Aufsichtsrat und Vorstand sind damit einverstanden, daß Entwurf und Bauüberwachung ohne vorherige Ausschreibung der Firma FENRICH & PARTNER übertragen werden.« Clarissa lotete sein Gesicht aus, konnte aber keine Wirkung feststellen. »Damit wärst du ja wohl aus dem Schneider, Ferry.«
    »Und das kommt jetzt alles so plötzlich?« fragte er.
    »Nein«, erklärte sie. »Ich wollte schon lange mit dir darüber sprechen, aber du bist mir ja in letzter Zeit ziemlich aus dem Weg gegangen.«
    »Und die Gegenleistung?« versetzte der Architekt.
    »Keinerlei«, erwiderte sie. »Reine Geschäftsbasis – ordentliche Arbeit gegen gutes Geld.«
    »Wie bitte?« vergewisserte er sich.
    »Es geht mir um den bekannten Architekten und nicht um den säumigen Liebhaber.« Sie hatte Ferry einen Köder zugeworfen, den er schlucken mußte – und dann hing er am Angelhaken; offensichtlich zappelte er schon jetzt, denn er war sprachlos.
    Sie gingen in das französische Restaurant des Hauses. Clarissa zog wieder einmal alle Blicke auf sich, und das wollte sie auch. Einen Moment lang genoß es der Wikinger, ihr Begleiter zu sein. Tatsächlich hatte die Jet-Seterin, in aller Welt zu Hause, auch hier unter den eleganten Gästen einige Bekannte, die ihr zuwinkten.
    Sie orderten das Dinner beim Chef de salle; entgegen seiner Art bestellte der Architekt seltsam lustlos. Sie aßen schweigend, ohne sichtlichen Appetit, obwohl der Küchenmeister des Hotels in Bangkok zur Zeit en vogue war.
    Clarissa gähnte beim Dessert. »Ein langer Tag«, stellte sie fest. »Ich bin müde. Und sehr gesprächig bist du ja nicht …«
    »Nein«, erwiderte er.
    »Brauchst du Entscheidungshilfe?« fragte sie.
    »Nein. Lass doch den Unsinn«, fuhr er sie an.
    »Ich lasse dir Zeit«, entgegnete sie. »Mein Angebot gilt bis morgen früh, sagen wir mal; zehn Uhr. Wir könnten zusammen frühstücken, und vielleicht bringst du dann sogar eine bessere Laune mit.«
    »Ich will's versuchen«, erwiderte der Architekt und geleitete die

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