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Die Stadt der gefallenen Engel

Die Stadt der gefallenen Engel

Titel: Die Stadt der gefallenen Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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deine Welt.« Damian umfasste die Halle in einer Geste. Lara sah, wie er sich zu einem Lächeln zwang, aber es war mehr ein freudloses Zähneblecken. Sie überlegte, was zwischen den beiden vorgefallen sein mochte, dass sich Damian so merkwürdig verhielt.
    »Vielleicht mache ich es zu meiner Welt.«
    Damian lachte laut auf und Lara bekam eine Gänsehaut. Er beugte sich so weit vor, dass seine Nasenspitze fast das Gesicht des anderen berührte.
    Was Damian zu Gabriel sagte, verstand sie nicht, aber wenige Sekunden später verbeugte sich der Mann vor ihr und nickte Damian noch einmal zu. Kurz darauf war er so spurlos verschwunden, wie er gekommen war.
    Damian trank in großen und hastigen Schlucken. Als das Glas leer war, wischte er sich mit dem Handrücken über den Mund.
    »Wer war das?«, fragte Lara. »Wie ein Freund von dir hat er nicht gerade gewirkt.«
    Damians Kopf ruckte herum. Sein Gesicht verlor den angespannten Ausdruck und er wirkte fast ein wenig melancholisch. »Wir waren einmal Freunde, fast so etwas wie Brüder.«
    »Ist er der Mann, von dem du mir erzählt hast, er hätte dich verraten?«
    »Nein, das war ein anderer. Trotzdem werden wir nie wieder Freunde sein.«
    »Und du willst mir wie üblich nicht sagen, was vorgefallen ist, richtig?«
    »Nicht jetzt zumindest. Die Show müsste bald anfangen.«
    Kaum ausgesprochen, erstarb die Musik und die Halle versank in Dunkelheit.

31.
    Der Dachboden wurde vom Licht einer einzelnen Glühbirne erhellt, die an einem langen Kabel nackt in der Fassung hing. Die sechs Dämonen hockten auf dem Boden und teilten sich die Überreste eines Hundes, den Mor’ak, ein Feuerdämon, streunend auf der Straße gefunden hatte. Sie grunzten zufrieden, während sie Fleischstücke aus dem pelzigen Leib rissen und Knochen brachen, um das darin enthaltene Mark auszusaugen.
    Alle sechs hatten ihre dämonische Gestalt angenommen und auf ihren Fratzen glänzte das Blut ihres Opfers. Ein kleiner Dämon namens Zop’al griff nach einem Fleischstück, aber Mor’ak hieb ihm die Pranke ins Gesicht und der Rattendämon wurde in eine Ecke geschleudert. Seine spitz zulaufende Schnauze mit den scharfen Zähnen verzog sich hasserfüllt und er zischte zornig. Mor’ak ließ sich davon nicht beeindrucken und spuckte in seine Richtung, dann fraß er weiter. Die mächtigen Muskeln bewegten sich unter der roten Haut, als er mit einer Klaue ein Stück Fleisch aus seinen Reißzähnen pulte.
    »Heute haben wir einen großen Sieg errungen«, knurrte er. Die Nüstern blähten sich, als er an den Engel dachte, den sie getötet hatten.
    »Ja, ein großer Sieg«, versicherte Maa’al, ein buckliger Jäger, und die anderen Dämonen stimmten hastig zu. Sie alle fürchteten Mor’aks unkontrollierte Wutausbrüche und seine Lust am Töten.
    Mor’ak wandte sich Maa’al zu und betrachtete neugierig das von rituellen Narben überzogene Gesicht des anderen. Maa’al senkte den Kopf unter diesem stechenden Blick. Seine spitzen Ohren zuckten nervös.
    »Du hast heute versagt, Maa’al«. Mor’aks Stimme klang gelassen, aber der andere erzitterte.
    »Der Engel …«
    »… war zu schnell«, unterbrach ihn der Feuerdämon. »Engel sind schnell. Es war deine Aufgabe, ihm die Lanze in den Leib zu rammen, aber du bist zurückgewichen und der Engel konnte Saar’astal töten, bevor wir ihn überwältigt hatten.«
    »Er war ein großer Krieger. Die Engel rühmten seine Kampfkraft.«
    »Dachtest du, das weiß ich nicht?« Mor’ak sog tief die Luft ein. Sein riesiger Brustkorb spannte sich, als er in der Luft eine Faust ballte, die so groß wie Maa’als Kopf war. »Wenn du noch einmal versagst, werden wir keinen Hund mehr essen müssen. Wir werden dich fressen und an deinen Knochen saugen.«
    Maa’al nickte ergeben.
    »Und nun geh nach unten und hol die anderen. Grum’aak hat uns eine Botschaft gesandt. Wir müssen reden.«
    Hastig schlich Maa’al davon.
     
    Arias klopfte leise mit dem Fingerknöchel gegen die Tür. Schritte erklangen, dann öffnete eine alte Frau mit krummem Rücken die Tür. Die weißen Haare hingen strähnig herab. Die Haut ihres faltigen Gesichts schimmerte wie abgewetztes Leder im Licht, das aus der Wohnung drang.
    Das Schwert in Arias Hand fuhr tief in den ausgemergelten Leib. Als die Klinge eindrang, verwandelte sich das menschliche Antlitz, wurde zu etwas, das einer Fledermaus mit vorstehenden Eckzähnen ähnelte. Eine Sekunde später verging der Dämon in einer hoch aufflackernden

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