Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stadt der gefallenen Engel

Die Stadt der gefallenen Engel

Titel: Die Stadt der gefallenen Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
Vom Netzwerk:
Blick traf sie, aber Lara wich ihm nicht aus.
    »Nein.«
    Klar, das hätte ich jetzt auch gesagt.
    »Und selbst wenn es so wäre, wäre es jetzt Vergangenheit. Ich habe dich getroffen.«
    Die Worte klangen gut und nur zu gerne hätte Lara ihnen Glauben geschenkt. Doch das alte Misstrauen war wieder erwacht. Sie konnte einfach nichts dagegen tun. Trotzdem beschloss sie, ihre Ängste und Zweifel beiseitezuschieben und sich auf das zu freuen, was dieser Abend bringen würde. Wieso ließ sie sich nur immer so leicht verunsichern?
    »Willst du etwas trinken, bevor die Show losgeht?«, fragte Damian und riss Lara aus ihren Gedanken.
    »Ja.«
    »Was? Bier? Saft? Einen Cocktail?«
    Die Musik war noch lauter geworden. Sie musste praktisch alles von seinen Lippen ablesen.
    Cocktail klang gut. »Einen Caipirinha, bitte.«
    »Okay«, meinte er und ging auf eine lang gezogene Theke zu, die sich an einer Seite der Halle befand. Lara sah ihm nach. Damian schritt zielstrebig durch die Menge, ohne den Leuten auszuweichen. Vielmehr schienen die Menschen ihm Platz zu machen. Wie Moses das Rote Meer, teilte er die Massen und alle wichen vor ihm zurück. Fast als hätten sie Angst vor ihm, dachte Lara, kicherte aber gleichzeitig bei dem Gedanken. Damian war schlank und muskulös, aber er ging an Männern vorbei, die mindestens einen Kopf größer als er waren.
    Zum ersten Mal nahm Lara ihre Umgebung bewusst wahr. Sie ließ ihren Blick wandern und beobachtete die Leute, wie sie beieinanderstanden und trotz des Lärms miteinander sprachen.
    Es waren viele außergewöhnlich schöne Frauen anwesend, aber die Männer standen ihnen in nichts nach. Gut aussehend, mit markanten Gesichtern und durchtrainierten Körpern, die in modischen Klamotten steckten, die zumeist aus schwarzem Leder bestanden, hätte man glauben können, man wäre bei einem Casting zu einer Modelshow gelandet.
    Lara dachte an ihre Freundinnen Jasmin und Simone. Wenn die diese ganzen Menschen hier sehen könnten, all die gut aussehenden Frauen und Männer … Lara blickte in Gesichter, die so schön waren, dass sie jederzeit das Cover eines berühmten Modemagazins zieren konnten.
    Irgendwie seltsam, überlegte sie, aber es musste an der Künstlerszene liegen. Wahrscheinlich war Marika total angesagt und man empfand es als hip, ihre Liveshow zu besuchen. Deshalb tummelten sich hier die Schönen und Erfolgreichen Berlins. Trotzdem war es merkwürdig, so viele makellose Menschen zu sehen.
    Damian kehrte mit zwei Cocktailgläsern zurück und drückte ihr eines davon in die Hand. »Alkoholfrei«, sagte er und hielt ihr seinen Saftcocktail vor die Nase.
    »Schon okay«, lächelte Lara.
    Plötzlich entstand Unruhe in der Nähe des Eingangs. Die Menschen, die dort standen, drängten zurück und machten einem hochgewachsenen Mann Platz, der ohne nach links oder rechts zu sehen, geradewegs auf sie zuhielt.
    Er trug einen langen weißen Mantel, der ihn in diesem Ambiente mit all den schwarzen Klamotten vollkommen deplatziert wirken ließ. Blonde Haare fielen ihm bis fast auf die Schultern.
    Lara starrte ihn mit offenem Mund an. Selbst unter den vielen gut aussehenden Menschen stach er noch hervor. Er war schlichtweg der schönste Mann, den sie je gesehen hatte. Sein Gesicht strahlte Ruhe und Erhabenheit aus. Unter einer klassischen Nase waren volle Lippen leicht zu einem selbstbewussten Lächeln geöffnet. Als er näher kam, sah sie in unglaublich blaue Augen. Der Fremde nickte ihr kurz zu und blieb dann vor Damian stehen.
    »So sehen wir uns wieder«, sagte er zu ihm, und als Lara bemerkte, dass sie seine Worte verstand, erkannte sie, dass die Musik tatsächlich leiser geworden war.
    Damians Gesicht war eine starre Maske. »Hallo, Gabriel.«
    Der Mann wandte sich Lara zu, sprach aber zu Damian. »Willst du mich nicht vorstellen?«
    »Das ist Gabriel, ein alter Freund von mir.«
    Gabriel streckte ihr eine Hand entgegen, und als Lara seine schlanken Finger umfasste, breitete sich Wärme in ihr aus.
    »Ich bin Lara«, sagte sie.
    »Ein schöner Name.«
    »Du hättest nicht herkommen sollen.« Damians Stimme klang wie ein Knurren und Lara spürte die Spannung zwischen den beiden Männern. Als sie einen Blick über die Schulter des Fremden warf, sah sie, dass die meisten Leute ihre Unterhaltung unterbrochen hatten und zu ihnen herüberstarrten.
    »Warum nicht?«, entgegnete Gabriel und schaute sich interessiert um. »Hier scheint doch ganz schön was los zu sein.«
    »Ja, aber das ist nicht

Weitere Kostenlose Bücher