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Die Stadt der gefallenen Engel

Die Stadt der gefallenen Engel

Titel: Die Stadt der gefallenen Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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»Marika live!«
    »Wir sind da«, meinte Damian lapidar und bremste den Wagen so abrupt ab, dass die Hinterräder ausbrachen. Kurz darauf hatte er das Fahrzeug wieder im Griff und stellte den Motor ab.
    Als sie ausstiegen, drang der heftige Beat einer Bassdrum an ihre Ohren, deren Rhythmus durch die Nacht wummerte.
    Die Atmosphäre wirkte auf Lara nicht nur trostlos, sondern irgendwie auch beunruhigend. Sie überlegte, ob sie Damian bitten sollte, sie nach Hause zu fahren, verwarf den Gedanken aber gleich wieder.
    Sie war jung und eine aufregende Nacht lag vor ihr.
    Mit ihm.
    Alles andere zählte nicht.

30.
    Es war unglaublich voll. Kaum hatten sie den Eingang betreten, mussten sie sich einen Weg durch die Menschmassen bahnen. Die Luft war stickig und angefüllt mit dem Rauch unzähliger Zigaretten. Ohrenbetäubende Musik dröhnte aus verborgenen Boxen und die tiefen Basstöne ließen Laras Körper vibrieren.
    Wohin sie auch sah, überall standen oder tanzten junge Leute, viele in ihrem Alter und nur wenige über dreißig Jahre alt. Wie in der Gothic-Szene trugen die Frauen und Männer schwarze Lederklamotten. Aber im Gegensatz zu den Gothic People wirkten sie nicht melancholisch, sondern auf düstere Art sinnlich.
    Eine junge Frau mit langen blonden Haaren kam mit schwingenden Hüften auf sie zu. Sie trug eng anliegende Ledershorts und Stulpenstiefel. Ihre Lippen waren grellrot geschminkt und mit ihren High Heels machte sie einen etwas billigen Eindruck. Trotzdem war sie eine der schönsten Frauen, die Lara jemals gesehen hatte. Ohne zu zögern, schritt sie zu Damian, legte ihre Hände um seinen Hals und gab ihm einen langen Kuss auf den Mund.
    »Hallo, Damian«, sagte sie leise, aber Lara hörte die Worte trotz des Lärms. »Schön, dass du gekommen bist. Marika wird sich freuen.«
    Lara, die von der intensiven Begrüßung der beiden völlig irritiert war, hatte erwartet, dass diese Blondine die Künstlerin war, aber da hatte sie sich wohl getäuscht.
    »Darf ich dir Lara vorstellen?«, fragte Damian die Frau, die noch immer ihre Arme um ihn geschlungen hatte. Sie wandte Lara den Kopf zu. Ein gelangweiltes Lächeln, das fast schon abfällig wirkte, glitt über ihr makelloses Gesicht.
    Lara trug Jeans und das neue T-Shirt, das sie sich gekauft hatte. Sie hatte geglaubt, gut auszusehen, aber neben dieser Frau wirkte sie einfach nur blass und langweilig.
    »Das ist Cara, eine Freundin von mir.«
    Eine Hand wurde ihr entgegengestreckt und kurz ein schlaffer Händedruck ausgetauscht.
    »Du bist das Mädchen, das gerade auf Besuch in der großen Stadt ist, stimmt’s? Damian hat von dir erzählt.«
    Nenn mich nicht Mädchen, du blöde Kuh. Und sprich nicht mit mir, als wäre ich vier, hätte Lara am liebsten gesagt, aber sie wollte sich keine Blöße geben.
    »Ja, die bin ich«, sagte sie stattdessen. »Ich hoffe, er hat nur Gutes von mir berichtet«, fügte sie lässig lächelnd diese alberne Floskel hinzu.
    Ein merkwürdiger Blick traf sie. »So einiges.«
    Lara blickte verwirrt zu Damian, aber der zuckte nur mit den Schultern. Was hatte er dieser dummen Tussi erzählt? So lange kannten sie sich doch noch gar nicht.
    Lara begann, sich unwohl zu fühlen. Die schlechte Luft schlug ihr auf den Magen und Übelkeit stieg in ihr auf. Noch immer hämmerte die Musik, Menschen drängten an ihr vorbei, schubsten und stießen sie. Am liebsten wäre sie einfach davongerannt. Aber sie wollte nicht schon wieder den Abend verderben, so wie gestern.
    Endlich ließ die blonde Tussi Damian los. Sie winkte Lara lässig zu. »Bis später. Ich muss jetzt hinter die Bühne und Marika bei ihrem Auftritt helfen.« Rot lackierte Fingernägel wedelten in die entsprechende Richtung. Kurz darauf war sie verschwunden.
    Damian beugte sich zu ihr hinüber. »Und?«
    »Was und?«
    »Wie findest du es hier?«
    Lara ließ den Blick durch die Halle schweifen. »Laut. Und voll.«
    »Dahinten ist die Bühne. Dort wird Marika nachher auftreten.«
    Noch wurde die Bühne von einem schwarzen Vorhang verdeckt, der von der Hallendecke bis zum Boden reichte. Das Ganze wirkte ziemlich geheimnisvoll und Lara spürte, dass sie sich auf die Performance freute.
    »Wer war das?«, rief Lara gegen den Lärm an. »Cara?«
    »Ja.«
    »Eine Freundin, habe ich doch schon gesagt.«
    Lara zögerte. Sie wusste, die nächste Frage sollte sie lieber nicht stellen, aber sie konnte nicht anders. »Hattest du mal was mit ihr?«
    Damians Kopf ruckte herum. Ein durchdringender

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