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Die Stadt der gefallenen Engel

Die Stadt der gefallenen Engel

Titel: Die Stadt der gefallenen Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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würde Damian das Haus verlassen und Grum’aak wollte ihm folgen, beobachten, was er tat, und vielleicht würde er herausfinden, warum sie Satans Befehl bisher noch nicht ausgeführt hatten.
    Grum’aak vermutete, dass Damian inzwischen ein eigenes Spiel spielte und vorhatte, Satan zu betrügen. An sich war ihm das gleichgültig, aber er spürte, dass etwas in der Luft lag. Er wollte die Gelegenheit nicht versäumen, Rache an den dunklen Engeln und Satan zu nehmen. Rache für all die Schmerzen und die Schmach, die er und die Seinen hatten hinnehmen müssen.
    Und da war diese Sehnsucht nach dieser Welt, die Gier, unter Lebenden zu sein, Fleisch zu jagen und zu fressen. Er wusste nicht, warum das so war, alle Erinnerungen an seine frühere Existenz waren ausgelöscht, aber er fühlte körperlichen Schmerz bei dem Gedanken, in die Hölle zurückzukehren. Er gehörte dort nicht hin.
    Er gehörte in diese Welt.
    Denn er war ein Jäger.
    Und die Beute war hier.
    Ein wütendes Grunzen verließ seine Lippen.
    Er würde Damians Befehlen nur noch so lange folgen, bis er die Gelegenheit bekam, ihn zwischen seinen Krallen zu zerreißen.
    Aber er musste vorsichtig sein, Damian war ein mächtiges Wesen. Dennoch, er hatte das Zittern seiner Hände gesehen.
    Bald würde den dunklen Engel die Kraft verlassen und er war bereit, ihn zu töten und an seine Stelle zu treten.
    Ein Geräusch weckte seine Aufmerksamkeit. Hastig presste er ein Auge an den Schlitz.
    Damian hatte das Haus verlassen. Er stand auf dem ersten Treppenabsatz und blickte sich suchend um. In seinem Rücken klapperte die Tür im Wind.
    Als der dunkle Engel zur Hütte sah, trat Grum’aak in den Schatten zurück. Er wusste, dass man ihn nicht sehen konnte, aber sein Instinkt ließ ihn zurückweichen.
    Sekunden später hörte er die Schritte des Anführers im abgestorbenen Gras rascheln. Grum’aak verwandelte sich und nahm die Gestalt eines Mannes mittleren Alters in Geschäftskleidung an. Er hob ein verrottetes Stück Holz auf, das in seiner Hand zu einem Regenschirm wurde. Aus einer Plastiktüte entstand ein Aktenkoffer.
    Zufrieden fuhr sich Grum’aak durch das spärliche braune Haar, das am Hinterkopf deutlich lichter wurde. Seine Finger betasteten die knollige Nase und die fleischigen Lippen. Als er an sich heruntersah, grinste er breit. Der teure dreiteilige Anzug spannte über einem Wohlstandsbauch und genau dieses Detail machte seine Erscheinung perfekt.
    Es war Zeit zu gehen.
    Zeit, die Dinge zu verändern.

41.
    Zahlreiche Menschen drängten sich im Flur, im weitläufigen Wohnzimmer und in der Küche. Die meisten von ihnen hatten ein Glas in der Hand, viele rauchten und überall war man in Gespräche vertieft. Die meisten der Gäste waren im Alter ihrer Großeltern, aber es gab auch junge Leute, die eindeutig Studenten waren. Warum sie zum Geburtstag eines alternden Professors gingen, der längst nicht mehr dozierte, wusste Lara nicht. Vielleicht war es die Aussicht auf ein Bier und ein kostenloses Essen, das sie an den Stadtrand von Berlin trieb.
    Als Lara die Treppe hinabstieg, empfing sie eine Kakofonie aus Stimmen und Geräuschen. Glas klirrte, Wörter echoten durch den Raum und über allem lag ein Summen, das an einen Bienenschwarm erinnerte. Auf dem letzten Treppenabsatz zögerte sie. Wenn doch nur Damian schon da wäre …
    Am Ende der Treppe stand ihre Großmutter und lächelte ihr entgegen. Die alte Dame trug ein schlichtes schwarzes Kleid, das bis zu den Knöcheln reichte. Die grauen Haare waren tadellos frisiert. Zusammen mit dem perfekten Make-up und den in blassem Rot geschminkten Lippen wirkte sie wie Anfang sechzig. Keinen Tag älter. Als sich Lara vorbeugte, um ihr einen Kuss auf die Wange zu hauchen, atmete sie den Duft eines teuren Parfums ein.
    »Du siehst toll aus, Oma«, flüsterte sie ihr ins Ohr.
    »Und du bist wunderschön«, erwiderte ihre Großmutter das Kompliment.
    Lara trug ein enges rotes Kleid, das sie sich noch vor ihrer Abreise in Stuttgart gekauft hatte. Ihre Füße steckten in roten Ballerinas mit flachem Absatz. Um ihren Hals lag eine indische Kette mit Halbedelsteinen, die sie sich von ihrer Mutter geliehen hatte. Ein passendes Gegenstück umschloss ihr linkes Handgelenk.
    »Wo ist Opa?«, fragte Lara ihre Großmutter. »Ich muss ihm noch gratulieren und mein Geschenk geben.«
    »Wenn er nicht in der Küche ist und das Essen vollqualmt, dann findest du ihn bestimmt im Wohnzimmer.«
    Lara gab ihrer Großmutter noch einen

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