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Die Stadt der gefallenen Engel

Die Stadt der gefallenen Engel

Titel: Die Stadt der gefallenen Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rainer Wekwerth
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Kuss, dann zwängte sie sich zwischen den Leuten hindurch in Richtung Küche. Ihr Großvater war nicht dort und auch nicht im Wohnzimmer. Sie fand ihn schließlich in der Bibliothek am offenen Fenster. In seiner rechten Hand hielt er eine große Zigarre. Als Lara eintrat, drehte er sich um und lächelte sie strahlend an.
    »Du siehst unglaublich aus«, meinte er stolz und legte die Zigarre in einen bereitstehenden Aschenbecher.
    »Danke, Opa.«
    Sie trat auf ihn zu. Er breitete die Arme aus, um sie zu umarmen. Ihr Kopf ruhte an seiner Brust. Sie hörte den beruhigend kräftigen Schlag seines Herzens.
    »Alles, alles Gute zum Geburtstag, Opa«, sagte Lara und legte den Kopf in den Nacken, um ihn auf beide Wangen zu küssen.
    »Danke, Lara. Es ist so schön, dass du da bist. Das ist für mich das wichtigste Geschenk heute Abend.«
    »Sag das nicht. Du weißt nicht, was ich hier für dich habe.«
    Lachend zog sie das Päckchen hinter ihrem Rücken hervor. Ihr Großvater machte ein pflichtbewusstes Oh, so als habe er zuvor nicht bemerkt, dass sie etwas in der Hand hielt.
    »Aufmachen«, befahl Lara.
    Umständlich und so langsam, dass Lara schon ungeduldig wurde, wickelte der Professor das Buch aus.
    »John Milton – Das verlorene Paradies«, sagte er fast ehrfürchtig.
    »Du hast es doch noch nicht, oder?«
    »Nein – nicht diese Ausgabe.«
    »Freust du dich darüber?«
    »Ja, sehr. Aber woher …«
    »Ich war in der Buchhandlung Fischer. Der Besitzer hat es mir empfohlen. Er sagte, du wärst Stammkunde und hättest dich für dieses Buch interessiert.«
    »Der alte Fischer«, seufzte der Professor. »Ich muss mich nachher bei ihm für diesen Tipp bedanken.« Er drückte seine Enkelin fest an sich. »Das ist ein tolles Geschenk, Lara.«
    »Herr Fischer kommt zu deiner Feier?«, fragte Lara verwundert.
    »Ja, warum?«
    »Einfach nur so, ich wusste nicht, dass ihr euch so gut kennt. Er sagte nur, dass du ein langjähriger Kunde wärst, von Freundschaft hat er nicht gesprochen.«
    »Na, wäre vielleicht auch übertrieben. Sagen wir so, Herr Fischer und ich teilen die gleiche Leidenschaft.«
    »Und die wäre?« Lara musste an die merkwürdige Vision denken, als ihr die Nerven in der Buchhandlung einen Streich gespielt hatten.
    »Natürlich Bücher«, lachte ihr Großvater und gab ihr einen Klaps auf die Schulter.
    Lara stimmte erleichtert in sein Lachen ein – welche Antwort hatte sie auch erwartet? »Bücher, was sonst«, erwiderte sie fröhlich.
    »So, nun komm. Ich muss mich um meine Gäste kümmern und für dich wird es Zeit, dass du dich ein wenig amüsierst.«
    Er blinzelte ihr verschwörerisch zu. »Ich habe gehört, Damian will noch vorbeikommen.«
    »Oma!«, stellte Lara vorwurfsvoll fest. »Nie kann sie etwas für sich behalten.«
    »Wann erwartest du den jungen Mann?«
    »Wir hatten keine Zeit ausgemacht.«
    »Wenn er da ist, sag mir Bescheid. Ich muss mit Damian etwas Wichtiges besprechen.«
    Bevor Lara nach dem Grund für diese Aussage fragen konnte, drehte sich ihr Großvater um und verließ die Bibliothek. Lara sah ihm nachdenklich hinterher.
    Ich muss mit Damian etwas Wichtiges besprechen.
    Was hatte das nun schon wieder zu bedeuten?
     
    Als Damian die Straße entlangging, hatte er das Gefühl, beobachtet zu werden, aber er ließ sich nichts anmerken und drehte sich auch nicht um.
    An einer Bushaltestelle hielt er kurz an. Während er vorgab, sich die Schuhe zu binden, sondierte er aus dem Augenwinkel die Umgebung.
    Die Dunkelheit war hereingebrochen, nur noch wenige Menschen waren unterwegs. Dies war eine ruhige Seitenstraße, die in einer Sackgasse endete. Dementsprechend begegneten ihm auch kaum Fahrzeuge.
    In zwanzig Metern Entfernung sah er zwei Mädchen im Teenageralter, die sich lautstark unterhielten.
    Rechts von ihm war ein Mann mittleren Alters auf dem Heimweg. Sein sichtbares Übergewicht und die beginnende Glatze machten ihn wahrscheinlich um einiges älter, als er tatsächlich war. In seiner Hand schaukelte ein Aktenkoffer, während er den Regenschirm in der anderen Hand als Gehstock benutzte. Irgendetwas war merkwürdig an dem Mann, aber er konnte nicht sagen, was es war. Verwirrt schüttelte er den Kopf.
    Ein Geräusch von links ließ Damian zusammenzucken, aber es war nur eine streunende Katze, die unter einem parkenden Fahrzeug hervorkroch und sich an seinen Beinen rieb. Er bückte sich und strich dem pechschwarzen Tier über den Kopf. Ein zufriedenes Schnurren war die Antwort.
    »Na,

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