Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
Gegner angeblich in die Brust gestoßen hatte, steckte doch an seinem Gürtel. Arina hatte das Schwert gehabt. Er tastete an die Messerscheide. Sie war leer.
Als er Arina zum ersten Mal aus der Nähe sah, saß sie in der Kutsche und wartete darauf, dass Hilmar einstieg. Ihr Gesicht war bleich wie der Schnee, aber über ihrem rechten Auge hatte sie ein hässliches blaues Mahl und die ganze Gesichtshälfte war dick geschwollen. Sie sah auf, als sie seinen Blick spürte, aber da schlug Hilmar die Tür hinter sich zu und sie war verschwunden.
Erós trottete dem Zug hinterher. Es war noch dunkel, aber ab und zu hörte man bereits einen Vogel zwitschern. Es klang ein bisschen wie Frühling, obwohl der Schnee und die Kälte andere Worte sprachen. Hilmars Männer wirkten müde und redeten nicht viel. Dies kam Philip sehr gelegen, denn auch er hatte keine Lust auf eine Unterhaltung. Es wurde hell. Es wurde Mittag. Es wurde langsam dunkel. Philip blieb die ganze Zeit über einsilbig. Seine Gedanken waren trüb, sein Herz war traurig.
Am dritten Tag wurde es spürbar wärmer. Der Schnee wurde zu Wasser und floss in kleinen Bächen über die Straße. Am vierten Tag hatte sich die Landschaft ein Kuhflecken Kleid übergezogen. Auf Wiesen und Feldern lagen nur noch stellenweise Schneeteppiche und überall zwischen dem stumpfen Gras flüsterte das Wasser. Die Vögel waren nicht mehr zu bremsen. Sie zwitscherten und jubilierten, sie trällerten und sangen.
Der Frühling hob auch die Laune der Männer, nur Philip schien er nicht zu berühren.
Nach einer kurzen Rast um die Mittagszeit stiegen alle auf ihre Pferde. Arina hatte wie immer die Kutsche nur kurz verlassen, war in Begleitung ihres Vaters ein Stück gegangen und sofort wieder in die Kutsche gestiegen. Mehr als ein kurzer Blick, war Philip nicht vergönnt gewesen. Sein Groll gegen Hilmar wuchs. Er behandelte Arina wie eine Gefangene und ihn – wie einen Schwerverbrecher. Er hatte nicht mehr mit ihm gesprochen, seit dem Tag im Hirtendorf. Philip hielt sich darum meistens abseits.
Als auch er im Sattel saß, ging Lu so nahe an Erós vorbei, dass Philips Bein zwischen dem Esel und dem Pferd eingeklemmt war. Er wollte ihn unwillig zur Seite stoßen, da wich das Tier von selbst aus und galoppierte mit wilden Bocksprüngen die Straße entlang. Philip schüttelte den Kopf, musste aber dennoch über den verrückten Esel lachen. Einer der Männer in seiner Nähe lachte mit. Ihre Blicke trafen sich. Es war Hilmar. Philip erstarb das Lachen im Hals und auch Hilmar wurde ernst.
„Wir müssen sprechen“, sagte er.
Philip antwortete mit einem knappen Kopfnicken. Er spürte sein Herz fest gegen die Rippen schlagen und seine Finger krampften sich um die Zügel. Erós verdrehte die Ohren und ließ seinen Kopf nach unten fallen. Der Ruck riss Philip aus seiner Starre.
Er sah Hilmar in die Augen und sagte: „Ich liebe sie.“ Er schluckte. „Es war keine Absicht, ich wollte dich nicht hintergehen. Ich habe versucht, sie nicht zu lieben, aber es geht nicht. Ich weiß, dass ich nicht der Richtige für sie bin. Ich weiß, dass du dir jemand anderen für deine Tochter wünschst … trotzdem liebe ich sie.“ Philip heftete seinen Blick auf die Straße und vermied es Hilmar noch einmal anzusehen. Er hatte alles gesagt, was es zu sagen gab.
„Nun, darüber wollte ich eigentlich erst später mit dir sprechen.“ Hilmars Stimme war kühl. „Wie lange geht das schon mit euch beiden?“
Philip straffte seine Schultern, schob sein Kinn nach vorne, sah aber Hilmar nicht an. „Ich liebe sie, seit dem Tag an dem ich sie zum ersten Mal sah ...“
„Danach habe ich dich nicht gefragt!“
Philip senkte den Kopf. „Wasserfurt“, murmelte er.
„Verdammt!“, knurrte Hilmar. „Was ist geschehen?“
Nun sah ihn Philip überrascht an.
„Was ist geschehen?“, wiederholte Hilmar. „Hast du … habt ihr … Ist sie noch Jungfrau?“ Er hatte seine Lippen zusammengepresst, seine Schultern wirkten verspannt.
„Was denkst du von mir?“, fragte Philip und sah ihn entrüstet an.
Hilmar wand sich ein wenig unter diesem Blick, ehe er entgegnete. „Das ist keine Antwort auf meine Frage. Ist sie noch Jungfrau?“
„Ihre Ehre ist mir auch was wert. Ich liebe sie.“ Er starrte auf den Hals seines Pferdes. „Natürlich will ich sie. Mehr als alles andere. Aber nicht heimlich wie ein Dieb!“
„Was sonst hast du getan? Du hast dich in ihr Herz geschlichen, ihre Küsse geraubt! Heimlich
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