Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
ließ zu, dass die Menschen die meisten von ihnen töteten. Die, die übrig waren, hat er im Winter zu Dosdravan geschickt. Und bis die nächste Brut soweit ist …“ Sie hustete.
Philip sah sie an. Sie saß gebeugt und sterbend unter einem Baum. Im Licht des Mondes und der Fackeln sahen ihre Wangen eingefallen aus. Ihre Hände zitterten beständig.
„Wie alt bist du?“, fragte er.
Sie krächzte, nein sie lachte. „Zweihundert, dreihundert Jahre? Wer zählt schon mit? Mein Vater war ein Zauberer, eine Mutter hatte ich nicht. Nachdem er mich lange genug geprügelt und missbraucht hatte, gebar ich seinen Sohn. Wisst ihr Kinder denn heute nicht mehr, wie Zauberer geboren werden? Keine Fähigkeiten gehen an die Töchter nur die eine, einen Zauberer zu gebären. Einen echten Zauberer. Nicht diese Missgeburten, die Menschenfrauen hervorbringen.“ Wieder hustete sie.
Philip dachte an den blauen Blitz, der Olaf getroffen hatte und wusste, dass ihre Worte nicht ganz der Wahrheit entsprachen.
„Philip!“ Olaf stand an der Tür. „Wir haben was gefunden, das musst du sehen.“
Philip warf einen Blick auf die Alte. „Geh nur ... Ich sterbe bald und brauche keine Zuschauer.“ Wieder lachte sie krächzend. „Schau sie dir an, die kleinen Gnome. Sie sind wahrlich liebe Kinder, bis er sie in die Lehre nimmt.“
Philip richtete sich auf. „Brauchst du noch etwas?“
Mit schiefem Kopf sah sie ihn ungläubig von unter herauf an. „Mein ganzes Leben hat mich so etwas noch niemand gefragt. Geh nur.“
Philip entfernte sich langsam. Er hatte das Gefühl, noch etwas sagen oder tun zu müssen, aber er wusste nicht was. Das Schicksal dieses geplagten Wesens, das ohne Liebe sein Leben gefristet hatte, machte ihn traurig und betroffen.
„Er wollte mein Herz essen“, sagte er und drehte sich noch einmal zu ihr herum.
„Ich bin froh, dass es ihm nicht gelungen ist. Dein Leben hat mir in wenigen Augenblicken mehr Freude bereitet, als dein Tod mir in weiteren hundert Jahren beschert hätte.“ Sie lehnte sich an den Baum und schloss die Augen. Philip folgte Olaf zurück in den Turm.
Der Turm hatte tatsächlich einen Ausgang im Berg. Hinter einer der letzten Türen lag eine weitläufige Höhle. An die Wände gekettet, fauchten und spuckten Gnomweibchen. Ihre Augen waren vor Angst geweitet und sie versuchten, mit Kratzen und Treten jeden von sich fernzuhalten. Einige hatten gewölbte Bäuche, als deutliches Zeichen ihrer Trächtigkeit. In einem angrenzenden Raum befand sich die Kinderstube. Es stank gewaltig nach Exkrementen, aber die kleinen Gnome spielten wie junge Hunde miteinander und beachteten die Menschen überhaupt nicht. Dann kam der Raum, in dem die Halbwüchsigen untergebracht waren. Er hatte eine große Öffnung nach draußen, die bei Tag das Sonnenlicht herein ließ. Es war die Folterkammer, die sie gegen das Licht abhärten sollte und zu dem machte, was draußen über die Felder lief und Kindern auflauerte. Philip wandte sich ab. Er hatte genug gesehen für nur eine Nacht.
„Was machen wir mir ihnen, Herr?“
Philip schüttelte den Kopf. Er wusste es nicht. Offensichtlich waren dies Dosdravans Gnome. Sie waren größer und kräftiger, als die Wesen gegen die sie hier unten gekämpft hatten. Er konnte sie nicht laufen lassen. Er sah sich die lustig umherhüpfenden Welpen an. Konnte er sie töten? Er musste sie töten.
Philip stand draußen hinter dem Turm an einen Baum gelehnt und übergab sich zum wiederholten Mal. Nichts als bittere Galle und Magensäure würgte er hervor. Das Blut wehrloser Opfer klebte an seinen Händen und doch konnte er es nicht verantworten, sie am Leben zu lassen. Als es vorüber war, hatte er veranlasst, den Turm in Brand zu stecken. Die Männer schichteten bereits überall Holz auf und tränkten es mit Öl. Wenn in dieser Nacht jemand im Wildmoortal vor seine Tür trat, würde er vielleicht das helle Leuchten in der Ferne sehen. Philip ging wieder zu den Männern. Unterwegs begegnete ihm ein Junge, der kaum jünger war als er selbst.
„Wie heißt du?“, fragte er ihn.
„Hanis, Herr.“
„Kennst du das Wildmoortal?“
„Natürlich Herr. Jeder hier kennt das Wildmoortal.“
„Gut. Reite zum Baron. Erzähl ihm alles, was hier geschehen ist. Alles!“
„Sehr wohl Herr. Soll ich sofort reiten?“
Philip nickte. „Rede mit niemandem darüber. Nur mit dem Baron.“
Der Junge rannte zu seinem Pferd und Philip ging zu den anderen.
„Das gibt ein hübsches
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