Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
saß und dem Streit der beiden zuhörte. „Ich werde die Kinder in Sicherheit bringen und sie mit meinem Leben verteidigen“, sagte er leise.
„Ja“, stimmte Amilana zu.
„Nein“, brüllte Agnus. „Fall mir nicht in den Rücken, Walter. Du kannst den Kindern ihre Mutter nicht ersetzen.“
„Den Vater auch nicht“, bemerkte Amilana. „Ein einzelner Mann oder eine einzelne Frau kann über Sieg oder Niederlage entscheiden. Wenn wir verlieren, wird es keinen Ort auf dieser Welt geben, an dem unsere Kinder leben können.“
„Nur du könntest einen für sie finden“, beschwor sie Agnus.
„Agnus versteh doch, ich will verhindern, dass es so weit kommt.“
„Ich doch auch. Aber der Tod ist auf dem Schlachtfeld nicht wählerisch.“ Er wusste, dass er diesen Kampf gegen seine Frau nicht gewinnen konnte. Nicht wenn er sich gegen sie stellte und ihren Dickkopf heraufbeschwor. „Noch gibt es keine Schlacht“, lenkte sie ein.
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Doch die Schlacht hatte bereits begonnen. Diffuses Licht erfüllte den Wald. Der Nebel unter den Bäumen leuchtete blass und unheimlich, ohne dass man sagen konnte, woher das Licht kam. Die Luft war so dicht, dass sie sich kaum atmen ließ und es war still. Totenstill.
Selbst Alrand´do, der sich hier auskannte, wirkte orientierungslos. Feodor umklammerte sein Schwert, vielleicht zum tausendsten Mal an diesem Tag, aber es fühlte sich immer noch fremd an. Er wusste nicht, ob er es gebrauchen konnte, wenn es darauf ankam.
Es war ein gutes Schwert. Das Beste, das er je geschmiedet hatte. Es war ausgewogen, lag gut in der Hand und war nicht zu schwer. Die Klinge war scharf und hart, dabei elastisch und haltbar. Aber Feodor war kein Krieger. Er wusste, wie man ein Schwert gebrauchte, aber er hatte noch nie eines gegen einen Menschen geführt und es widerstrebte ihm zutiefst, es seinem Zweck zuzuführen.
Um seine Frau zu befreien, war er jedoch zu allem bereit. Er kämpfte die wilde Panik nieder, die sich bereits seit dem Morgen seiner zu bemächtigen drohte.
Phine war wie vom Erdboden verschluckt. Es gab keine Spuren, die darauf hindeuteten, wo sie geblieben war. Sie hatten die Stelle, an der er sie zum letzten Mal gesehen hatte, gründlich untersucht und waren dann in immer größer werdenden Kreisen den Wald nach ihr abgegangen. Aber es war nicht die kleinste Spur zu finden.
Feodor merkte, wie seine Kräfte nachließen. Müdigkeit und Hunger zehrten ihn aus, aber er war nicht bereit aufzugeben. Mühsam stolperte er weiter.
Alrand´dos Ausdauer war von anderer Art als seine eigene. Er bewegte sich lautlos und leichtfüßig, aber die Zuversicht, die er am Morgen noch ausgestrahlt hatte, begann zu bröckeln. Feodor blieb stehen und verschnaufte an einen Baum gelehnt. Er sah den Wald nur noch verschwommen. Beinahe kam es ihm vor, als ob die Bäume nicht länger fest verwurzelt waren, sondern frei schwebten und dabei beliebig ihren Standort änderten.
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„Zeig mir die Warte.“ Latar´ria summte. Latar´ria rauschte. Sie plätscherte, sie jauchzte und sie öffnete den Weg zur Warte. Erol´de wartete bereits.
„Habt ihr sie gefunden?“, fragte Ala´na ohne Umschweife. Sie spürte, dass ihr die Kraft durch die Finger rann wie feiner Sand.
„Wir haben die Kinder. Wir haben Lume´tai. Sie sind hier auf der Warte. Alrand´do und Feodor suchen noch nach Josephine.“ Es sprach nicht viel Zuversicht aus Erol´des entstellten Zügen. Wie viel Zeit war vergangen, seit ihrem letzten Gespräch? Ala´na vermochte es nicht zu sagen. Tag und Nacht glichen sich wie Zwillinge und ihr Körper war schwach.
„Wie lange?“, fragte sie.
„Seit dem Morgen“, antwortete Erol´de.
Etwas sagte Ala´na, dass dies schon lange her war. Die Luft war kühl, der Wald war still. Es war Nacht. Späte Nacht.
„Was ist geschehen?“, fragte Ala´na.
„Sie sind in den Wald geflohen. Bewaffnete Männer waren ihnen auf den Fersen. Josephine stellte sich ihnen entgegen, um die Kinder zu schützen. Seitdem hat sie niemand gesehen.“
„Kannst du sie von der Warte aus suchen?“
„Du weißt, dass ich das nicht kann. Selbst damals konnte ich es nicht.“
„Aber ich muss sie finden. Sie hat alles eingesetzt. Sie hat uns mehr als einmal geholfen. Sie ist Nate´re … Wenn der Zauberer sie vor uns findet. Du weißt, was geschehen kann. Ihre Macht in seinen Händen …“
„Ich fürchte, er hat sie bereits vor uns gefunden“, flüsterte Erol´de bedrückt.
„Nein!“, rief Ala´na. Hilflos,
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