Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
sprechen, war eindeutig zu groß. Zwar war Agnus ohne Zweifel ein guter Heerführer, aber er war zu ehrlich und zu direkt. Er war zu leicht zu provozieren, und Hilmar war nicht in der Säbelau.
Es half nichts. Vinzenz musste auf dem schnellsten Weg nach Hause fahren. Er musste sich darauf vorbereiten, dass er wegen Verrat oder Ähnlichem gesucht wurde. Früher oder später musste das geschehen, aber er hatte gehofft, es wäre später, wenn er mehr Verbündete hatte, wenn er für seinen neuen König kämpfte. Philmor von Kronthal.
Er schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass Leron´das diesen Mann schnell fand, und, dass er was taugte. Einerlei, Vinzenz hatte entschieden, sich gegen den jetzigen König aufzulehnen, weil er der Meinung war, dass der nicht nur unfähig sondern auch unwürdig war, dieses Land zu regieren.
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Ala´na zitterte am ganzen Körper. Rond´taro hielt sie, nein, er klammerte sich an sie, weil er verhindern wollte, dass sie sich ein weiteres Mal in Gefahr brachte. Er verstand das nicht. Er engte sie ein, nahm ihr die Luft. Er machte sie zornig. Nie in ihrem Leben hätte sie gedacht, dass dies eines Tages geschehen könnte. Allerdings war sie auch noch nie in ihrem Leben so schwach und hilflos gewesen wie an diesem Tag. Irgendwo im Wasser trieb das Licht ihrer Augen. Sobald sie sich von Latar´ria abwandte, war sie blind. Allerdings gab es für sie nichts anstrengenderes, als den Kontakt zum See aufrecht zu erhalten. Dennoch musste sie es tun. Den ganzen Tag über hatte sie versucht mit der Warte in Verbindung zu bleiben. Sie wusste, dass das nicht möglich war, denn ihr fehlte die Kraft. Sie spürte Latar´rias Lied. Der See war jetzt offen, aber wie lange würde er es bleiben. Wenn der Zauberer sein Netz festzog, würde Latar´ria wieder im Schweigen versinken.
„Rond´taro, hilf mir!“, flehte sie leise.
„Ich bring dich nach Hause. Iri´te …“
„Nein!“, keuchte Ala´na. Sie zitterte noch heftiger. Tränen der Ohnmacht tropften auf ihre Hände. „Nein“, flüsterte sie. „Hilf mir die Warte zu sehen. Ich muss mit Erol´de sprechen. Ich muss wissen, was aus Josephine und Lume´tai geworden ist.“ Sie spürte Rond´taros beruhigende Nähe, sie spürte sein schlagendes Herz und seine Liebe. Und sie spürte seinen Widerwillen, das zu tun, was sie von ihm verlangte. Sie spürte seine Angst.
„Egal was mit ihr ist, wenn wir dich verlieren, war ihr Einsatz umsonst.“ Rond´taro versuchte ruhig zu sein, aber jeder Muskel in seinem Körper war angespannt.
„Wir müssen ihr helfen. Sie hat sich meinetwegen in Gefahr gebracht.“
„Erol´de weiß das. Sie suchen bereits nach ihr.“
„Aber ich muss es auch wissen“, hauchte Ala´na und sah ihn aus ihren blinden Augen unglücklich an.
„Danach bringe ich dich nach Hause“, sagte Rond´taro.
„Wenn sie in Sicherheit ist!“, erwiderte Ala´na.
Rond´taro seufzte. „Wenn sie in Sicherheit ist“, murmelte er. „Was soll ich tun?“
Ihre Hand tastete an seine Wange. Ihre Finger fuhren suchend die Umrisse seines Gesichts nach. Rond´taro wusste, was er tun musste, ohne dass sie Worte dafür gebrauchte. „Ruf Iri´te. Sie kann mir helfen, die Verbindung zu halten.“
„Ich bin hier Ala´na. Wie könnte ich mich entfernen. Du bist die widerspenstige Kranke, die ich jemals betreut habe.“ Iri´te nahm Ala´nas Hand. Die andere hielt Rond´taro.
Ala´na spürte, wie er in sie eintauchte. Wie sein Herz das ihre berührte, wie seine treue, beständige Seele zu einer Quelle der Kraft für ihren Geist wurde. Sie schloss ihre unnützen Augen und sammelte sich in Rond´taros Geborgenheit.
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Vinzenz rief seine Männer zu sich. Um es möglichen Verfolgern nicht zu leicht zu machen, schickte er zwei Männer mit der Kutsche auf dem üblichen Weg über Wegscheid, Helmsleve nach Wellsbruck und von dort zur Hohenwarte. Vier Männer ließ er in Waldoria zurück, damit sie die Aktivitäten des Zauberers im Auge behielten und nach Philips Familie suchten. Auf keinen Fall wollte Vinzenz die Stadt verlassen, ohne in dieser Hinsicht etwas unternommen zu haben. Er selbst konnte nicht in Waldoria warten, bis fest stand, was aus dem Schmied geworden war. Doch mehr als vor dem unausweichlichen Kampf fürchtete er sich davor, Philip in die Augen zu sehen und ihm zu erklären, was unerklärlich war. Jetzt bereute er es, nicht sofort diese Leute aufgesucht zu haben. Möglicherweise hätten sie doch etwas gewusst, was ihm weitergeholfen
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