Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
machtlos, verloren.Nein. Das Netz des Zauberers umklammerte Pal´dor und raubte ihnen die Freiheit. Ala´na spürte noch die klebrigen Fäden seiner hasserfüllten Gedanken. Sie wusste um seine Pläne und sie wusste um seine Stärke. Nate´re jedoch hatte den vergänglichen Körper eines Menschen gewählt und war ihm zeit seines Lebens verpflichtet. Wenn Dosdravan dies erkannte, und davon ging Ala´na aus, musste er nicht länger befürchten, dass seine Pläne scheitern könnten. Leben würde erwachsen. Leben würde gedeihen. Nate´re würde es hüten, wie es in ihrer Natur lag – bis er es ihr gewaltsam entriss. Als wäre dies nicht Grund genug, jeden Stein in Ardea´lia auf der Suche nach ihr umzudrehen, handelte es sich bei der Verschollenen um Josephine. Josephine, die selbstlos und beherzt für Ala´na eingetreten war. Die ein Kind aus Pal´dor bei sich aufgenommen hatte.
Nein! Nein, niemals würde sie Josephine ihm überlassen.
Aus Hilflosigkeit erwuchs Zorn, aus Kraftlosigkeit Stärke, aus Verzweiflung die Worte der Macht.
Ihr Körper war nicht länger ihre Last. Leise flüsternd rauschten ihre Worte über den See. Sie verfingen sich in den Unregelmäßigkeiten seiner Oberfläche und schwollen in seinen Tiefen. Ein leises Echo rollte zurück ans Ufer und Ala´na schickte es hinaus.
In einer Explosion des Lichts flutete es sternförmig von Latar´ria aus den Wald. Es zerriss das Netz des Zauberers und verteilte es mit dem Wind. Im Wald vor Pal´dor flohen die Soldaten kopflos in alle Richtungen, während Andrebis, der Zauberer, geblendet und taub durch die Luft wirbelte und an der nächsten Eiche zerschellte.
Erschöpft sank Ala´na gegen Rond´taros Brust. Sie spürte seine Kraft, die ihr Halt gab und Iri´tes Hand, die ihre hielt. Sie spürte Latar´ria und versuchte die Verbindung nicht abreißen zu lassen, aber trotz allem wurde das Licht schwächer und in ihrem Kreis spürte sie nichts von Josephine. Die Warte war noch da. Sie war das äußerste Ende ihrer Sinne. Der einzige Grund, warum ihr Kreis noch nicht zusammengebrochen war. Aber Ala´nas Sinne schwanden. Langsam wie die Nacht im Norden, schlich sich die Dunkelheit immer näher an sie heran.
Doch dann war da plötzlich noch etwas. Ganz langsam begann der Kreis wieder zu leben, aber es war nicht Ala´na, die ihm Leben einhauchte.
Es war eine Quelle reiner Unschuld, die den Kreis erstrahlen ließ. Und dann floss das Licht wieder zurück. Es floss zurück zu Latar´ria und erlosch.
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Ein Licht in der Ferne erregte Vinzenz Aufmerksamkeit. Erst sah es so aus, als ob der Mond sich in Wasser spiegeln würde, aber dort wo diese Spiegelung entstand, war nichts als dunkler Wald.
Dann breitete sich das Licht mit einem Schwung in alle Richtungen aus, leuchtete hell für einen Augenblick und verlosch. Übrig blieb ein hauchdünner glänzender Reif.
Was ging im Wald vor? In der Dunkelheit konnte Vinzenz nicht erkennen, wie weit dieses Lichtschauspiel von seinem Hügel aus entfernt war. Er stand regungslos da und hielt die Luft an. Am südlichen Ende des verblassenden Lichtkreises glühte ein winziger Punkt. Ein Stern war aufgegangen. Mitten im Wald. Dann begann der Ring kräftiger zu leuchten. Sein Licht bündelte sich und zog sich strahlenförmig zu seinem Ausgangspunkt zusammen. Der Kreis erstrahlte ein zweites Mal, dann war es dunkel. Finster.
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Kühles weißes Licht erhellte einen Punkt in der Ferne. Feodor stand immer noch an den Baum gelehnt da und fragte sich, ob dies eine weitere Täuschung seiner Sinne war. Eine weitere Täuschung, die ihn daran hindern sollte, Phine zu finden? Plötzlich war ihm, als käme das Licht näher. Als breitete es sich aus. Es bewegte sich wie eine Flutwelle auf ihn zu und er wusste mit Gewissheit, dass er darin ertrinken würde.
Alrand´do flog förmlich auf ihn zu und warf sich mit seinem ganzen Körper über Feodor, dann schwappte die Welle aus Licht über sie beide hinweg. Es gab kein Oben und kein Unten. Keinen Himmel und keine Erde. Feodors letzter Gedanke galt Phine.
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Vinzenz konnte die Hand vor seinen Augen nicht mehr sehen. Er sah zum Himmel in der Hoffnung da noch ein paar Sterne zu entdecken oder zumindest die Andeutung eines Mondes hinter den Wolken, aber er sah nichts. Es war, als ob alles Licht aus dieser Welt herausgesaugt worden wäre, als ob es kein Oben und kein Unten mehr gebe. Vinzenz verlor die Orientierung. Er klammerte sich an den Schlüssel, weil er das Einzige war, dass ihm
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