Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
Lume´tai ihre zweite Mutter verloren.
„Ich muss zu ihr“, entschied Feodor und versuchte erneut sich aufzurichten.
Eine schmale Hand legte sich auf seine Schultern und drückte ihn bestimmt zurück in die Kissen.
„Du musst liegen bleiben, bis du wieder bei Kräften bist. Du warst viele Tage nicht ansprechbar.“
„Lume´tai braucht mich!“, knurrte Feodor empört.
„Aber sie wird nichts von dir haben, wenn du neben deinem Bett zusammenbrichst. Du musst erst wieder gesund werden.“ Die Elbin mit dem schmalen Gesicht und den großen, unschuldigen Augen zog energisch seine Decke zurecht.
„Wie kann ich hier liegen, wenn ich gebraucht werde? Wie kann ich hier liegen, wenn keiner weiß, wo meine Frau ist?“
Die großen Augen sahen ihn mitfühlend an, dann wendete sie sich an Alrand´do. „Schick die Kinder hierher.“
Alrand´do nickte und ging. Sie drehte ihre Haare im Nacken zu einem Zopf zusammen und setzte sich scheu an die Bettkante. Sie verwirrte Feodor. Er nestelte an dem bestickten Rand der Decke.
„Ich bin Iri´te, die Heilerin. Ich muss zugeben, dass ich keine Erfahrung damit habe, Menschen zu heilen, vor allem wenn sie keine äußeren Verletzungen haben, so wie du. Ala´nas Worte sind zerstörerisch, aber dich wollte sie damit nicht treffen.“
„Was für Worte?“, fragte Feodor. Er kam sich dumm und unwissend vor. In seiner Welt gab es keine Worte, die einer Flutwelle aus Licht glichen und die einem den Boden unter den Füßen wegreißen konnten. Der Gedanke war ihm unheimlich, dass Worte allein so mächtig waren.
„Die Worte der Macht“, sagte Iri´te leise. „Nur wenige von uns beherrschen sie. Sie erwachsen aus Zorn und Trauer, um die zu schützen, die einem nahe stehen. Ala´na bat mich, dir ihre Entschuldigung auszusprechen, denn sie selbst liegt entkräftet in ihrem Bett.“
Feodor atmete tief ein und aus. Seine Lungen prickelten und piekten. Seine Rippen schmerzten. Er wusste nicht, was er sagen sollte.
„Es ist nicht nötig, sich zu entschuldigen“, murmelte er schließlich.
Die Tür flog auf und die Zwillinge stürmten auf ihren Vater zu. Ein warnender Blick von Iri´te ließ sie kurz vor dem Bett inne halten. Jadens Arm steckte in einem blütenweißen Verband, der ihn jedoch nicht zu stören schien.
„Bist du sehr krank?“, fragte er.
Feodor lächelte. „Ich werde bald gesund sein.“
Jacob, Josua und Johann kamen langsam auf sein Bett zu. Jacob schob ein feines, reich verziertes, weißes Wägelchen. Er sah müde aus.
„Bin ich froh, euch zu sehn.“
„Wir dachten, du wärst …“ Johann war bleich und ernst. So gar nicht das unbekümmerte, wilde Kind, das Feodor kannte.
„Wo ist Mama?“, fragte Jaris.
Josua legte ihm die Hand auf die Schulter, aber Feodor konnte sehen, dass alle Augen die gleiche Frage stellten.
„Ich weiß es nicht“, flüsterte er. „Niemand weiß es.“
In diesem Moment begann Lume´tai zu schreien. Noch nie hatte Feodor sie so weinen gehört. Ihre Stimme fuhr ihm durch Mark und Bein. Jacob beugte sich zu ihr hinunter. Die Hilflosigkeit stand ihm ins Gesicht geschrieben.
„Gib sie mir“, sagte Feodor, aber er war sich nicht sicher, ob er gegen dieses Kreischen etwas ausrichten konnte.
Jacob hob sie heraus. Iri´te half Feodor sich in seinem Kissen aufzurichten und Jacob legte ihm das schreiende Bündel in den Schoß.
„Sie hat gegessen und getrunken. Lardi´na, hat sie frisch angezogen. Ich weiß nicht, warum sie schreit. Sie hat nie so geschrien. Nicht, solange Mama da war.“
Feodors Herz zog sich schmerzhaft zusammen. Keines dieser Kinder hatte jemals so verängstigt und traurig ausgesehen. Nicht, solange Phine da war. Er wollte, er könnte mit gutem Gewissen sagen, dass sie bald wieder da sein würde. Er wünschte es sich für diese Kinder. Er wünschte es für sich selbst.
„Lumi“, murmelte er. „Du musst jetzt ein tapferes Mädchen sein. Wir alle sind traurig. Sehr traurig.“
Lume´tai sah ihn mit großen, runden Augen an. „Du weißt, wie stark sie ist“, flüsterte Feodor und sah seine Söhne an. „Und ihr wisst es auch.“
Er hoffte inständig, dass ihre Stärke ihr etwas nützte, wo auch immer sie war.
18. Das Archieristos
Der Frühling flog über das weiß gekrönte Meer. Warme Luft erfüllte den Garten und der süße Duft von Magnolien und Apfelblüten war allgegenwärtig.
Elfrieda öffnete die Fenster zum Meer und zum Garten, um den Frühling in die verstaubten Räume einzulassen. Die Fenster
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