Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
noch einen Rest Sicherheit vermittelte und schloss die Augen.
Ein Hund bellte irgendwo. Der Wind rauschte in den kahlen Ästen. Als er die Augen wieder öffnete, war alles so, wie vorher und er fragte sich, ob er sich das nur eingebildet hatte.
Ich geh ins Bett, dachte er. Er hatte keine Energie mehr, um sich über das soeben Gesehene Gedanken zu machen und war geneigt, es als ein Schauspiel seiner überreizten Sinne abzutun. Bevor er ging, sah er noch einmal hinüber zum Wald. Der dunkle Streifen schien sich nach hinten verschoben zu haben. Als ob er von der Welt abgerückt wäre, dachte er. Dann ging er ins Bett und hoffte noch ein paar Stunden Schlaf zu ergattern, ehe der Morgen anbrach.
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Als Feodor erwachte, lag er auf einem Bett aus Zweigen. Sein Kopf fühlte sich an, als hätte ihn ihm jemand abgerissen und dann notdürftig wieder draufgeklebt. Jeder Knochen und jeder Muskel in seinem Körper tat ihm weh.
Er versuchte sich daran zu erinnern, was geschehen war, aber seine Gedanken waren träge wie verzuckerter Honig. Alles, was ihm einfiel, war Josephine. Sie hatte mit ihm geredet über … nein, sie waren in den Wald geflohen … Kein Zweifel. Man hatte sie aufgespürt. Hatte ihn jemand niedergeschlagen? Es musste so sein. Woher kamen sonst diese Schmerzen.
„Er wacht auf“, sagte eine ruhige, melodische Stimme.
„Feodor, hörst du mich?“, fragte eine andere Stimme.
Sie kam ihm bekannt vor, aber er wusste nicht, zu wem sie gehörte. Er versuchte zu antworten, aber sein Mund war trocken und seine Zunge angeschwollen.
„Lass ihm Zeit, Alrand´do. Ala´nas Worte haben ihn hart getroffen.“
Feodor versuchte, mühsam seine Augen zu öffnen. Wo war er? Wer war bei ihm? Was war geschehen, nachdem er die Stadt verlassen hatte? Phine, die Kinder – wo waren sie?
Wo war sie? Mit einem Ruck setzte er sich auf, aber ihm war so schwindlig, dass er sofort wieder umkippte. Jemand fing ihn auf und bettete ihn in die Kissen. Seine Hand tastete den Untergrund ab. Eindeutig waren es weiche, seidige Laken, auf denen er lag. Wie kam er nur auf den Gedanken, dass es ein Bett aus Zweigen war? Da spürte er wieder den ungleichmäßigen Druck in seinem Rücken. Er öffnete die Augen und sah sich suchend um.
„Feodor?“ Es war wieder die bekannte Stimme. Er sah in ein Gesicht, dass er kannte. Der Name fiel ihm nicht mehr ein, obwohl er wusste, dass er ihn eben erst gehört hatte. Aber er erinnerte sich, dass dieser Elbe ihm bei der Suche nach Josephine geholfen hatte.
„Wo bin ich?“, fragte er.
„Du bist in Pal´dor. Deine Kinder sind auch hier. Sie warten ungeduldig darauf, dich zu sehen.“
Alrand´do. Alrand´do war sein Name. Er lächelte.
„Du warst lange nicht ansprechbar.“
„Wie lange?“, krächzte Feodor. „Etwas mehr als einen halben Mond“, antwortete Alrand´do.
„Wie geht es den Kindern?“
„Meine Gefährtin Lardi´na kümmert sich um sie. Sie sind wohlauf. Der Arm von Jaden wird bald wieder vollkommen gesund sein.“
„Wo ist …Phine?“
Über Alrand´dos Gesicht zog ein tiefer Schatten. Feodor schloss die Augen und schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Josephine war nicht tot. Sie konnte nicht tot sein.
„Wir haben sie nicht gefunden“, flüsterte Alrand´do. „Viele suchen sie, aber bisher gibt es keine Spur von ihr. Wir müssen befürchten, dass der Zauberer sie hat.“
Das war schlimmer als tot. „Und Lumi?“, krächzte Feodor. Tränen brannten in seinen Augen und seine Brust fühlte sich an, als ob ein schwerer Stein darauf liegen würde. Einen Augenblick lang fragte er sich, was ihn bewogen hatte, nach Lume´tai zu fragen. Sie war zuhause. Unter ihresgleichen.
Alrand´do antwortete nicht. Feodor suchte seinen Blick, aber er wich aus.
„Was ist mit Lume´tai?“, fragte er abermals.
Alrand´do seufzte tief. „Sie will uns nicht. Sie weint, sie schreit. Dein Sohn Jacob kümmert sich zurzeit um sie. Aber er ist noch ein Kind.“
Für Feodor war klar, dass Lume´tai wusste, was geschehen war. Es überraschte ihn nicht. Aber es erschreckte ihn. Sie war ein Säugling, ein winzig kleines Wesen. Sie musste beschützt und behütet werden. Alle Widrigkeiten dieser Welt sollten ihr fremd sein. Doch so war es nicht. Nicht bei Lume´tai. Schon damals als ihre Mutter starb, sagte Phine, dass Lume´tai es wusste. Seit jenem Tag war sie so sehr Phines Kind, wie jedes andere, das in ihrem Haus heranwuchs. Wie jedes andere, das ihrem Schoß entsprungen war.
Jetzt hatte
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