Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
Gesicht. Das Buch fiel zu Boden. Elfrieda starrte es stumm an, dann hob sie langsam ihren Blick und sah dem Vater in die Augen. „Auf Wiedersehen … Vater“, sagte sie. Dann drehte sie sich um und verließ sein Haus. Für immer.
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Was gab es noch zu tun? Was hatte einen Sinn, jetzt, da auch Benidius tot war? Den ganzen folgenden Tag verbrachte Elfrieda damit, herauszufinden, wieso der Abt gestorben war. Bald schon bestätigte sich ihr schlimmster Verdacht. Benidius war ermordet worden. In der Kirche! Ein Messer im Rücken! Wer war zu so etwas fähig? Benidius war ein so friedfertiger Mensch gewesen.
Sie schickte eine Botschaft auf dem üblichen Weg zu Resilius. Jetzt gab es nur noch ihn und sie. Fünf sollten sie sein. Es sah beinahe so aus, als hätte sich jemand auf ihre Fersen geheftet. Als wäre der Bund des geheimen Schlüssels aufgeflogen. Was, wenn es stimmte, was der Bote dem Archiepiskopos berichtet hatte? Was, wenn es wirklich überall im Land Zauberer gab? Viele mehr, als die Zwei, von denen die Spitzel des Archiepiskopos schon vor Monaten berichtet hatten?
Natürlich hatte der Heilige Vater Recht, wenn er nach den Gnomen fragte, die jedem Zauberer folgten … aber ... Wieder kitzelte etwas am Rande ihres Bewusstseins und dann lief es ihr wie ein kalter Schauer über den Rücken. Trotz des milden Wetters fror sie am ganzen Leib.
Hatte nicht Resilius bei ihrem letzten Treffen im vergangenen Herbst, den Verdacht geäußert, dass es auch Zauberer gab, die nicht über Gnome verfügten? Zauberer, die sich allerorts unerkannt unter die Menschen mischen konnten. Elfrieda zitterte. Die Zauberer waren überall und einer von ihnen saß hier im Archieristos. Schon seit Jahren!
Sie lehnte sich an eine Wand, weil sie fürchtete, sonst den Boden unter den Füßen zu verlieren. Ihre Gedanken peitschten schnell wie der Wind. Sie suchte nach Gründen, warum es schlichtweg unmöglich war, dass ein Zauberer hier weilte. Aber umso länger sie darüber nachdachte, umso deutlicher wurde ihr bewusst, dass es so sein musste.
In den Büchern, die sie gelesen hatte, gab es immer wieder Beschreibungen von Zauberern. Ihre weißen Haare, die meist ein Zeichen ihres nicht unerheblichen Alters waren, die harten Gesichtszüge und was eigentlich immer erwähnt wurde, die Augen! Gnadenlos und kalt.
Sie musste blind gewesen sein! Doch was sie am meisten schreckte: Sie war nicht die Einzige.
Der Archiepiskopos fragte ihn um Rat, ließ jedes Schreiben von ihm verfassen. Die Gemeinschaft der Zauberer, falls es so etwas gab, war über jeden seiner Schritte unterrichtet.
Fluchtartig verließ Elfrieda das Haus. Ziellos irrte sie durch die Straßen der Stadt.
Ihre Gedanken überschlugen sich und das Grauen ergriff immer mehr Besitz von ihr. Was sollte sie tun? Den Heiligen Vater vor dem Zauberer zu warnen, war ebenso unmöglich wie zwecklos. Außerdem war er – wie sie seit gestern vermutete – kein Freund ihrer Sache.
Jetzt hätte Elfrieda jemanden gebraucht, dem sie sich anvertrauen konnte.
Ohne zu überlegen, wandte sie ihre Schritte zum Meer. Sein gleichmäßiges Rauschen half ihr manchmal, Ordnung in ihre Gedanken zu bringen. Und vielleicht konnte es auch ihren Schmerz über Benidius Tod lindern.
Der Gestank, der die Stadt beherrschte, wurde schwächer. Sie konnte das Meer bereits riechen. Nur noch ein paar Schritte über den Fischmarkt, der an einem Sonntag wie heute leer sein musste und dann die alte Hafenstraße hinunter.
Wie angewurzelt blieb Elfrieda stehen. Viele Menschen hatten sich am Fischmarkt versammelt, aber es war so ruhig wie in der Kirche. Was auch immer die Menschen bewog sich hier zu treffen, es störte sie. Dann erst vernahm sie eine Stimme. Jemand sprach. Nicht sonderlich laut, aber so klar und deutlich, dass sie jedes Wort verstand.
Es war eine Geschichte, die sie schon oft gelesen hatte. Sie beschrieb das Leben von Peredur dem letzten Erben der Könige von Ardelan. Mit hängenden Armen und zu keiner Regung fähig, hörte Elfrieda die letzten Worte dieser Geschichte, die mit dem Satz; „Der König wird wiederkehren“, endete.
Ein Murmeln ging durch die Massen. Die Menschen stellten sich gegenseitig Fragen, aber keiner schien den Mut zu haben, der Erzählerin eine Frage zu stellen.
Plötzlich wurde es laut. Wie eine Welle bewegten sich die Menschen auf Elfrieda zu und pressten sie gegen die nächste Hauswand. Waffen klirrten, schwere Stiefel stampften auf den Platz.
„Im Namen seiner
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