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Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)

Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)

Titel: Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kerstin Hornung
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der neidischen Mädchen, die bald merkten, dass Elfrieda nicht zum Arbeiten in das Studierzimmer des Priesters gerufen wurde, verbreiteten sich üble Gerüchte im Dorf. Die Mutter sagte, Elfrieda wäre eine Schande. Nein, sie sagte das nicht, sie zischte es ihr zwischen Tür und Angel zu und dann berichtete sie es dem Vater. Der hielt seinen Ledergürtel schon locker in der Hand, als sie zu ihm kam.
    „Was machst du im Pfarrhaus?“
    „Arbeiten“, antwortete Elfrieda, obwohl sie wusste, dass der Vater das nicht hören wollte.
    Wütend schlug er mit dem Riemen gegen den Tisch. „Im Dorf erzählt man sich andere Sachen.“
    „Weil die keine Ahnung haben.“
    „Dann sag du mir, was du dort tust“, keifte der Vater.
    „Ich lerne“, sagte Elfrieda.
    Die Augen des Vaters wurden schmal und sein Mund war nur noch eine bleiche Linie, weil er seine Lippen so fest zusammenpresste.
    „Lesen“, fügte Elfrieda hinzu, obwohl es nicht die Wahrheit war, aber wahrscheinlich etwas, was der Vater verstand.
    „Du bist ein Weib, wozu solltest du lesen können? Wenn der Herald dich heiratet – falls er dich nach all dem Tratsch noch will!“ Wieder schlug er mit dem Gürtel auf den Tisch und trat mit dem Fuß gegen den Hocker, so dass dieser quer durch das Zimmer flog.
    Elfrieda wich erschrocken zurück. Aber es war nicht der Wutausbruch ihres Vaters, der sie schreckte. Sie sollte Herald heiraten? Diesen stinkenden, großmäuligen Angeber. Sie machte ihren Mund auf und wieder zu, wie ein Fisch am trocknen, aber da knallte der Vater bereits das heilige Buch auf den Tisch.
    „Ich will wissen, ob du mir die Wahrheit sagst. Hure!“
    Elfrieda spürte, wie der Zorn in ihr hochkochte und zum ersten Mal in ihrem Leben fand sie Worte, mit denen sie diesem Zorn Luft machen konnte.
    „Ich bin keine Hure!“, rief sie aufgebracht. „Das kannst du dir merken. Was die Leute im Dorf tratschen, ist mir vollkommen gleichgültig. Wenn du ihnen mehr glauben willst als mir, dann kann ich das nicht ändern, aber ich bin keine Hure. Und ich werde keinesfalls die Hure von dem eingebildeten Trottel, den du für mich ausgesucht hast.“
    Die schallende Ohrfeige ihres Vaters brachte sie zum Taumeln. Ihre Wange brannte und ihr Kopf dröhnte. Mit einer Hand zog sie das heilige Buch zu sich heran und schlug es auf. Sie musste nicht lange suchen, bis sie die Stelle fand, die sie ihrem Vater entgegen schleudern wollte.
    „… und Albarus sah die Männer, die da kamen, um über ihn zu richten, und er wusste, dass es keine Gerechtigkeit mehr gab. Er beugte sein Knie und faltete seine Hände.
    Herr, in deine Hand lege ich mein Leben. Verzeih den armen Sündern und wache über sie, denn du bist der Gerechte. Meine Seele ist frei von Schuld.“
    In dem Gesicht des Vaters wechselten sich Zorn und Erstaunen ab.
    „Du wirst keinen Tag länger im Haus des Priesters arbeiten“, sagte er schließlich gepresst.
    „Ich werde auch keinen Tag länger, in diesem Haus wohnen, in dem mein Wort weniger zählt als der Dorfklatsch.“ Sie wandte sich zur Tür, aber ehe sie sie erreichte, packte der Vater sie am Arm und zerrte sie zurück.
    „Du bist meine Tochter, und solange du nicht verheiratet bist, wirst du tun, was ich dir sage.“
    „Ich war immer ein gehorsames Kind. Aber ich bin kein Kind mehr, ich bin erwachsen. Ich treffe meine Entscheidungen selbst. Ich werde nicht hier warten, bis du einen passenden Mann für mich gefunden hast. Ich werde nicht warten, bis du einen gefunden hast, der an deiner Stelle über mich bestimmt. Wäre ich ein Sohn, wärst du wahrscheinlich stolz auf mich, aber so …“
    „Wenn du das Heilige Buch so gut lesen kannst, dann schlag mal die Stelle auf, wo über die Pflicht einer Frau geschrieben steht.“ Er knallte ihr das Buch so fest vor die Brust, dass es ihr den Atem nahm.
    Elfrieda wusste ganz genau, welche Stelle er meinte, aber sie kannte eine bessere.
    „Als Gott Mann und Frau schuf, sah er sie an und sagte: Du bist die eine Hälfte und du die andere. Gemeinsam sollt ihr euren Weg gehen, und wenn der eine müde ist, soll der andere ihn tragen. Ein festes Band der Liebe soll euch verbinden und die Kinder, die eurem Schoß entspringen, sollen euer und mein Stolz sein. Und zu dem Mann sagte er: Du bist größer und stärker, darum sollst du sie schützen. Und zu der Frau sagte er: Entzünde ein Feuer für ihn, an dem er sich wärmen kann …“
    „Hure“, rief der Vater und schlug ihr noch einmal mit der flachen Hand ins

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