Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
Verrat steckte, aber offensichtlich war es so. Er hatte von langer Hand geplant, die Herrschaft im Land zu übernehmen. Als Prinzessin Eleonore und ihr Kind starben, als Leonidas auf den Thron steigen sollte, als Benidius die Zeit des Königs kommen sah, hatte der Archiepiskopos die Macht über Leben und Tod an sich gerissen und alles zunichte gemacht. Darum wurde in Eberus aufgerüstet. Der Archiepiskopos glaubte, dass nun seine Zeit gekommen war. Leonidas hatte endlich den großen Fehler gemacht, der ein Eingreifen der Kirche rechtfertigen und den Heiligen Vater zum Retter in höchster Not machen würde. Elfrieda faltete die Hände und tat etwas, was sie nicht häufig tat. Sie betete.
19. Corona
Philip und Olaf waren bereits mehr als zwei Wochen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang unterwegs. Trotzdem glaubte Philip immer noch, wenn er nachts im Bett lag, Arinas Duft zu riechen. Mitten in der Nacht wachte er auf und tastete nach ihr, bis ihm klar wurde, dass sie nicht da war. Wie so oft regte sich sein Gewissen. Hatte er nicht Hilmar versprochen, dass er Arinas Ehre nicht beflecken würde? Doch damals glaubte er, nur sein Begehren und seine Wünsche in Zaum halten zu müssen. Er zitterte bei dem Gedanken an ihre Hände unter seinem Hemd. An ihre forschenden Hände auf seinem Bauch, seinem Gesäß, seinem ... Sie abzuweisen hätte er niemals fertig gebracht. Jede ihrer Berührungen hatte er tausendfach herbeigewünscht. Keinen ihrer Küsse hätte er je missen wollen. Trotzdem fragte er sich manchmal, ob diese eine Nacht mit ihr ein Fehler gewesen war. Eine Sünde vielleicht? Aber es fühlte sich nicht wie ein Fehler an. Auch nicht wie eine Sünde. Es war die logische Schlussfolgerung ihrer Liebe zueinander und er wollte mehr davon.
Unruhig warf er sich im Bett auf die andere Seite. Olaf grunzte nebenan zufrieden im Schlaf und begann zu schnarchen. Philip stöhnte und presste sich sein Kissen aufs Ohr. Auch wenn er zum Schlafen viel zu unruhig war, störte ihn das gleichmäßige Rasseln des anderen. Unter dem Kissen schwitzte er. Wieder drehte er sich um. Er tastete unter dem Bett nach etwas, das er Olaf an den Kopf werfen konnte, um ihn endlich zum Schweigen zu bringen. Als er nichts fand, warf er sein Kissen. Olaf schmatzte und raschelte, dann war er endlich still, aber Philip musste aufstehen, um sich sein Kissen wieder zu holen. Schon jetzt war ihm klar, dass morgen ein anstrengender Tag werden würde. Er zog sich die Decke bis zum Hals und schloss die Augen.
Sofort wanderten seine Gedanken wieder zu Arina. Er hüllte sich in sie. An der Schwelle des Schlafes meinte er erneut ihre Hände auf seiner Haut zu spüren, und er ließ sie in seine Träume ein.
Kaum einen Augenblick später rüttelte Olaf an seiner Schulter.
„Steh jetzt endlich auf, wir müssen weiter. Wenn du die Tage verschläfst, werden wir niemals in Corona ankommen.“
Philip brummte etwas von – mitten in der Nacht und Quälgeist – aber er setzte sich auf und stützte den Kopf in beide Hände.
Olaf lachte. „Was tust du bloß nachts, dass du am Morgen immer so müde bist? Man könnte meinen, du wärst eben erst eingeschlafen.“
Philip nickte.
„Man sagt, nur Menschen mit schlechtem Gewissen, finden keine Ruhe.“ Olaf versetzte ihm einen freundschaftlichen Schlag auf die Schulter.
„Ach, sagt man das?“, knurrte Philip.
„Auf jetzt. Pack dein Zeug. In zwei, drei Tagen sind wir in Corona, dann hat diese Hetzerei endlich ein Ende.“
Philip erhob sich schwerfällig und machte sich daran seine Sachen zusammen zu suchen. Er war froh, dass Hilmar nicht zugelassen hatte, dass er alleine weiterreiste. Jeden Morgen, wenn Olaf ihn weckte und antrieb, war er froh darüber, dass dieser damit einverstanden gewesen war, ihn zu begleiten. Manchmal hatte Philip ein schlechtes Gewissen, weil er Olaf nie die ganze Wahrheit erzählt hatte. Andererseits stellte Olaf auch keine unangenehmen Fragen und schien zufrieden mit dem, was er wusste.
Jetzt stand er mit gepackten Satteltaschen an der Tür und wartete.
Philip mochte seine locker ruhige Art und auch seine direkte Ehrlichkeit. „Ich bin bereit“, sagte er und warf sich die Satteltasche über die Schulter.
„Na dann los.“
Sie ritten den ganzen Tag und machten nur wenige Pausen um einen Happen zu essen. Der Esel lief am Vormittag wie immer voraus, aber gegen Abend fiel er zurück und trottete schließlich nur noch mit hängendem Kopf hinterher.
An der Handelsstraße wucherten die
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