Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
mir.“
Philip verschluckte sich an dem Wein und fing an zu husten.
„Ihr … du willst mit mir tanzen?“, fragte er ungläubig.
„Ist das so abwegig“, brummte sie beleidigt.
„Ja! … Nein … Aber ich muss dich warnen. Ich tanze so schlecht wie ich reite.“
Arina lachte. „Das wollen wir erst mal sehen.“
Philip bemerkte den Seitenblick, den sie Vinzenz von Hohenwart auf dem Weg zur Tanzfläche zuwarf und ihm wurde bewusst, dass er nur der Notnagel war. Am liebsten wäre er sofort gegangen und hätte sich unter seiner Bettdecke versteckt, aber da lag seine Hand bereits über dem Ansatz ihrer Hüften. Er spürte den seidigen Stoff und die sanfte Rundung, die sich mit leichtem Druck in seine Hand schmiegte. Um nichts in der Welt hätte er wieder losgelassen. Walter hatte den Rhythmus geändert. Langsam setzte Philip einen Fuß vor den anderen. Auch wenn es ihm schwerfiel, sich auf seine Beine zu konzentrieren, so wurde er doch von der Melodie getragen und konnte den Tanzschritten der anderen folgen.
Als das Lied zu Ende war, stand er wie betäubt da. Arina ließ seine Hand los und er fühlte sich mit einem Mal verloren und verlassen. Halt suchend sah er zu ihr hinüber. Sie lächelte.
„War doch gar nicht so schlecht.“
Philip grinste zurück. „Ich danke dir für diesen Tanz“, sagte er, verbeugte sich, reichte ihr seinen Arm und führte sie von der Tanzfläche.
Plötzlich stand Vinzenz vor ihr, machte eine leichte Verbeugung und fragte: „Darf ich um den nächsten Tanz bitten?“
Wie ein Vogel flog ihre Hand aus Philips Hand heraus und landete in der von Vinzenz. Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln und ging mit ihm mit, ohne sich noch einmal nach Philip umzusehen.
Er sah ihr nach, wie sie ihren Platz einnahm und anmutig ihre ersten Tanzschritte ausführte. Jeder Blick und jedes Lächeln das sie Vinzenz schenkte, versetzte ihm einen Stich. Narr, schalt er sich wieder, aber da er nicht im selben Raum mit ihr sein konnte, ohne sie anzusehen, ging er hinaus in den Garten und legte sich auf dem Übungsplatz ins Gras.
Lange starrte er in den dunklen Himmel und versuchte ihr Gesicht aus seinen Gedanken zu vertreiben. Wolkenfetzen trieben über den Himmel und verdeckten die Sterne mal hier und mal dort.
Mit Vernunft war dem Wahnsinn nicht beizukommen, also versuchte er es mit Ablenkung. Gezielt steuerte er seine Gedanken in eine andere Richtung. Er dachte an Zuhause. An seine Mutter, seinen Vater, seine Brüder. Die hätten es bestimmt geschafft, ihn in kürzester Zeit wieder zur Vernunft zu bringen. Plötzlich konnte er deutlich vor sich die nachdenklichen Augen seiner Mutter sehen. So hatte sie ihn angesehen, als ihr klar wurde, warum er vor Jar´janas Kammer herumschlich … So würde sie ihn heute auch ansehen. Aber das, was er heute fühlte, unterschied sich so grundlegend von dem, was er damals gefühlt hatte.
Damals … es war fast wie ein anderes Leben, und wenn er nicht mit jedem Atemzug spüren würde, dass es ihm fehlte, könnte er denken, dass er alles nur geträumt hatte. Mehr denn je wünschte er sich sein altes Leben zurück. Sein Leben so wie es war, bevor Vater die Elbin aus dem Wald mit nach Hause gebracht hatte. Das Leben eines fast erwachsenen Jungen, mit all den kleinen Geheimnissen und unerfüllbaren Träumen. Hätte er Jar´jana nie gesehen, niemals Lume´tai auf dem Arm gehalten, wäre ihm Leron´das nicht begegnet. Er hätte weder Agnus noch Walter gekannt. Amilana hätte ihn nicht kämpfen gelehrt und niemals hätte er Arina getroffen.
Philip setzte sich auf. Es tat weh, sein neues Leben und es hatte viel von ihm gefordert, aber es war auch aufregend und so schillernd wie nie zuvor. Natürlich konnte er hier liegen und sich bemitleiden. Davon wurde allerdings auch nichts besser.
Entschlossen stand er auf. Diese Feier war das größte Geburtstagsfest aller Zeiten. Ab heute war er ein Mann. Heute wollte er feiern und danach aus all den Vorteilen und Widrigkeiten, die ihm sein Leben beschied, das Beste machen.
4. Wasser
Friedlich schlummerte Lume´tai in ihrer Wiege. Ihr gleichmäßiger Atem hob und senkte langsam die kleine Brust. Einen Daumen hatte sie in den Mund geschoben und manchmal saugte sie kurz daran. Ihre Wangen waren im sanften Rosa des Schlafes erblüht und ihre seidigen Wimpern ruhten wie Schmetterlinge darauf.
Eigentlich hatte Phine genügend Arbeit, die auf sie wartete, aber sie konnte sich kaum von dem Anblick dieses schlafenden Engels
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