Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
achteten.
Vinzenz senkte seinen Kopf im Gebet, aber seine Gedanken waren nicht bei Gott, sondern bei seinem spärlichen Wissen. Wissen? Es grenzte an Wahnsinn, dass er diesen Gerüchten glaubte.
Der Abt, der immer die erste Predigt des Tages hielt, beendete die Andacht und Vinzenz überlegte, ob er mit ihm sprechen sollte. Er sah aus wie ein verständiger Mann. Bestimmt konnte man mit ihm auch über Zauberer und Gnome sprechen. Tat man es unter dem Siegel der Verschwiegenheit, musste der Abt dieses Wissen mit ins Grab nehmen. Tat man es offen, dann musste er alles dem Archiepiskopos berichten, auch den Namen dessen, der ihm diese Botschaft überbracht hatte.
Vinzenz drückte beide Hände an seine Stirn. Heute verstand er Agnus und dessen Abneigung gegen die komplizierten Rituale der Gesellschaft. Da nirgendwo ein offenes Wort gesprochen werden konnte, war es schwer der Wahrheit Gehör zu verschaffen, ohne sich selbst dabei an den Galgen zu bringen.
All diese Regeln gab es scheinbar nur zu dem einen Zweck, die Macht derer zu wahren, die sie in der Hand hielten.
Vinzenz stand auf und strich seine Rockschöße glatt. Er hatte eine Entscheidung getroffen.
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Lange bevor Leron´das die Mauern des Monastiriums sehen konnte, hörte er Gerüchte, über des Königs dortigen Aufenthalt. Er wusste nicht, nach welchen Regeln sich das Leben in einem solchen Haus abspielte und was der König dort zu tun gedachte, deshalb näherte er sich dem Ort sehr vorsichtig. Der Schreck darüber, dass sich so viele Zauberer im Land aufhielten, saß ihm noch immer in den Gliedern und er wollte seinem Hauptfeind nicht vorzeitig zu nahe kommen.
Er änderte seine Kleidung und sein Auftreten und mischte sich unter die Bauern auf den Märkten und Plätzen. Er half in Ställen aus und arbeitete zeitweise als Laufbursche bei einem Bauern, der das Monastirium mit Milch und Eiern belieferte. Dabei lauschte er den Mägden und Knechten, bis er erfuhr, dass im Monastirium eine Küchenhilfe gesucht wurde.
Leron´das packte die Gelegenheit beim Schopf, sich auf diesem Weg Zugang in die Mauern des Monastiriums zu verschaffen. Es war nicht mehr nur sein eigener Auftrag, der ihn zu diesem Handeln bewog. Vielmehr trieb ihn die Neugier zu erfahren, warum der König sich, an einem Ort so weit von der Burg entfernt, aufhielt.
Die harte Arbeit störte ihn nicht, denn sie beschäftigte nur seine Hände, während sein Geist frei war und sich immer weiter ausbreiten konnte.
Abends verließ er die Küche, um sich in den Raum zu begeben, in dem er mit den anderen Hilfskräften schlief. Dafür musste er über den Hof und an der Kapelle vorbei gehen. Abend für Abend betrat er die Kapelle und stellte sich vor den Gedenkstein. Die Liste der Namen war lang und nur ein Elbe konnte ermessen, was für ein Opfer im Wilmus Tal gebracht worden war. Heute gab es kaum so viele Elben in Ardea´lia, wie hier auf diesem Stein beklagt wurden.
Im Schlafraum hatte er ein Bett in der Nähe des Fensters und er war froh darüber. Seine Gedanken folgten seinem Blick in die fernen Berge, die man nur bei besonders klarem Wetter sehen konnte. In den einsamen Stunden der Nacht war er nahe bei Almira´da. Doch die Morgendämmerung kam unerbittlich und er wandte sich wieder der Aufgabe zu, die ihn an diesen Ort gebracht hatte.
Die Küche war ein guter Ort, um etwas über den König der Menschen zu erfahren. Es wurde viel getratscht, vor allem weil seine eigenartigen Ess- und Schlafgewohnheiten den Köchen einiges abverlangten. Aber Leron´das erfuhr noch mehr durch die Art und Weise, wie seine Wünsche vorgetragen wurden, durch das, was er aß und was er verschmähte. Vor seinem inneren Auge entstand ein Bild von dem Mann, den die Menschen ihren König nannten.
Nach und nach machte sich Leron´das ein Spiel daraus, bestimmte Reaktionen des Königs vorherzusagen. Bald wusste er besser als der König selbst, was ihm schmeckte und was er nicht leiden konnte, aber zu essen gelernt hatte.
Als Leron´das sich einigermaßen sicher fühlte, begann er sein Umfeld zu erkunden. Er wagte sich in die Kirche und erledigte kleine Botengänge, in den Gebäudetrakt in dem die Mönche und die Würdenträger schliefen.
Er hoffte, dem Abt zu begegnen, um sich auch über diesen ein Bild machen zu können, ehe er ihn nach den Aufzeichnungen von Eridius fragte.
Den Hilfskräften war es gestattet, einmal im Monat mit ihrer Arbeit erst nach der Morgenandacht zu beginnen.
Leron´das wusste, dass der Abt
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