Die Stadt der Könige: Der geheime Schlüssel - Band 2 (kostenlos bis 14.07.2013) (German Edition)
sich und versuchte seine Fassung nicht zu verlieren.
Leron´das lächelte ihn aufmunternd an. „In Corona suchte ich die Erben des Peredur von Kronthal."
Der Abt sprang auf und ging in dem kleinen Raum auf und ab, ehe er vor Leron´das sehen blieb. „Ihr müsst mir vergeben, aber Eure Worte verwirren mich sehr. Sie beunruhigen mich gleichermaßen, wie sie mich erfreuen. Ich habe viel über das Volk der Elben gelesen und ich wage zu behaupten, dass ich mehr darüber weiß, als die meisten Menschen. Bine´vert en este Caras, a Pren´te. Willkommen im diesem Haus mein Freund."
„Moton´meste, a Pren´te. Danke, mein Freund", antwortete Leron´das.
Einige Augenblicke lang sahen sie sich schweigend an, dann verneigte sich der Abt mit einem eigentümlichen Leuchten in den Augen und setzte sich zurück auf seinen Stuhl. Die Hände hielt er ineinander verflochten.
„Sollte Eridius Prophezeiung doch war werden?"
„Entschuldigung?" Schon der Dekan hatte die Prophezeiung erwähnt, aber Leron´das wusste nicht, wovon die Rede war.
„Ihr kennt sie nicht?", fragte der Abt überrascht. „Eridius schreibt, dass ihm prophezeit wurde: Die Schönen bringen den König wieder."
Leron´das senkte den Kopf. „Leider ist dem nicht so. All meine Bemühungen den rechtmäßigen Thronfolger zu finden, waren bisher erfolglos, ebenso meine Suche nach Verbündeten für mein Volk. Alles, was ich fand, waren Zauberer – in rauen Mengen. Ich fürchte, die Zeit der Elben in diesem Teil der Welt geht endgültig zu Ende."
„Aber nein!", rief der Abt und sprang erneut von seinem Stuhl auf. Dann besann er sich, strich seine Kutte glatt und setzte sich gemessen hin. Sein Gesicht hatte einen leichten rosa Schimmer und er hielt seinen Blick gesenkt wie ein zurechtgewiesener Priesterschüler. „Es gibt Menschen, die Vorkehrungen für diesen Tag getroffen haben. Den, den Ihr sucht, kennen wir. Tatsächlich ist es so, dass wir schon vor Jahren auf die Boten warteten. Dass sie nicht kamen, hätte uns eine Warnung sein sollen, doch wir glaubten, die Elben hätten sich völlig aus unserer Welt zurückgezogen. Dennoch – nicht alle Menschen haben euch vergessen."
Leron´das lächelte bitter. „Auch uns Elben aus dem Alten Wald ist aufgefallen, dass wir nicht vergessen wurden. Der König selbst ist unser erbittertster Feind. In Waldoria sammeln sich seine Soldaten und dringen in den Wald, um uns zu vertreiben. Zauberer suchen nach uns. Aus diesem Grund wurde ich von meinem Volk ausgesandt, um den zu finden, dessen Vorväter ein Bündnis mit uns pflegten. Ich zog aus, um ihm zu seinem Recht zu verhelfen und um dieses Bündnis zu erneuern."
Die Miene des Abts verfinsterte sich. „Ihr sprecht von Dingen, die hier im Süden nur als Gerüchte von Mund zu Mund eilen. Ihr sprecht von Zauberern und Ihr sprecht davon, dass der König zum Krieg aufrüstet. Davor kann ich meine Ohren nicht länger verschließen. Gott fordert mich und schickt mir neue Aufgaben." Dann sah er wieder zu Leron´das und ein Lächeln verklärte seine Gesichtszüge. „Es gibt so viel, was wir miteinander besprechen sollten. Ich habe Unmengen von Fragen angehäuft in einem Leben, in dem ich mein spärliches Wissen mit nur wenigen Menschen geteilt habe. Ich hoffe, Ihr könnt für eine Weile mein Gast sein. Habt Ihr ein Zimmer hier im Monastirium?"
„Ich habe einen ganz hervorragenden Platz im Schlafsaal der Hilfskräfte", sagte Leron´das und lachte, als er das entgeisterte Gesicht des Abts sah. „Ich helfe in der Küche aus und erledige kleine Botengänge. Ich glaube, dass dort unten alle mit meiner Arbeit zufrieden sind."
„Aber …", stammelte der Abt.
„Es besteht keinen Grund etwas an dieser Situation zu ändern und ich möchte nicht, dass Gerede und Gerüchte aufkommen, wenn ich plötzlich an anderer Stelle unter anderem Namen auftauche. Nicht, solange sich der König in diesem Haus aufhält."
„Es gibt viel, was ich Euch zeigen muss, nicht zuletzt das, worum ihr mich ersucht habt. Eridius´ Brief. Es wird schwer, diese Zeit mit Eurer Arbeit in der Küche zu vereinbaren."
„Es wird möglich sein", versicherte Leron´das.
„Ich werde Euch morgen zu mir rufen lassen. Wartet in der Kirche auf mich."
„Ich werde da sein."
≈
An der Tür breitete Benidius seine Arme aus. „Der Herr sei mit dir und leite deine Schritte." Diese Abschlussworte gebrauchte er oft am Ende eines vertraulichen Gesprächs, aber noch nie hatte er sich mehr als heute gewünscht, dass
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