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Die Stadt der schwarzen Schwestern

Die Stadt der schwarzen Schwestern

Titel: Die Stadt der schwarzen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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richtig zu zielen, durch die Lappen gegangen war. Er fragte sich daher, ob es ein kluger Zug war, sich auch in der neuen Angelegenheit eines Handlangers zu bedienen, anstatt alles selbst in die Hand zu nehmen. Nachdem die ersten Gäste an die Tür zur festlichen beleuchteten Halle klopften, betrat kurz darauf ein Diener die Tafelstube. «Herr, zwei Besucher sind eingetroffen. Einer von ihnen behauptet, Spanier zu sein. Er möchte Euch sprechen.»
    Ein Landsmann, überlegte d’Anastro. Was mochte er hier in Brüssel zu tun haben? D’Anastro hatte seine Gästeliste sorgfältig zusammengestellt, ein Spanier war nicht unter den Geladenen. Noch ehe er seinem Diener eine Antwort geben konnte, kamen die beiden schon zur Tür herein. Der Kaufmann stutzte, war aber bemüht, sich die Überraschung nicht anmerken zu lassen. In Kürze würden die ersten wirklich eingeladenen Gäste eintreffen, und er wollte nicht den Eindruck erwecken, ungastlich zu sein. Daher breitete er die Arme aus und ging mit einem Lächeln auf den jungen Mann und seine Begleiterin zu.
    «Gaspar d’Anastro zu Euren Diensten, Señor», sagte er freundlich. «Wie ich hörte, sind wir Landsleute. Ihr habt für Euren Besuch den richtigen Abend gewählt, denn ich gebe eine kleine Gesellschaft für meine lieben Nachbarn und würde es als Ehre ansehen, wenn Ihr und Eure hübsche Begleiterin an unserem bescheidenen Nachtmahl teilnehmen würdet.»
    «Don Luis de Reon!» Don Luis neigte knapp, aber durchaus höflich den Kopf, bevor er auf Griet wies. «Und das ist Griet van den Dijcke, Tochter des Advokaten Sinter van den Dijcke, Mitglied der königlichen Rechenkammer von Brabant.»
    Griet reichte dem Kaufmann die Hand und deutete einen höfischen Knicks an, wie ihre Kinderfrau ihn ihr vor vielen Jahren beigebracht hatte. Sie und Don Luis hatten beschlossen, dass Griet unter ihrem Mädchennamen ins Haus des Kaufmanns gehen sollte, da dieser in Brüssel bekannter war als der ihres verstorbenen Mannes und auf alten Brabanter Adel hindeutete. Tatsächlich schnappte d’Anastro nach dem Köder, den sie ihm hinwarf. Sofort wies er seine Bediensteten an, an der bereits prunkvoll gedeckten Tafel Platz für zwei weitere Gäste zu schaffen. Er persönlich sorgte dafür, dass Don Luis und Griet eine Erfrischung in goldenen Bechern gereicht wurde.
    Griet sah sich verstohlen um. D’Anastro hatte keine Mühe gescheut, um eine behagliche Atmosphäre zu schaffen. Allein vom Wert der gefärbten Kerzen in der Stube hätte ein Tagelöhner seine Familie mehrere Wochen lang ernähren können. Die bestickten Tafeldecken, das Zinn- und Silbergeschirr und der prunkvolle Kaminaufsatz aus Marmor, der bis hinauf zur Decke reichte und in dessen Stein Jagdszenen und Blumenornamente gemeißelt waren, erinnerten sie an den Reichtum, der ihr im Haus der Osterlamms begegnet war. Hier in Brüssel wirkten jedoch Möbel und Zierrat noch größer, noch prächtiger und wertvoller als zu Hause in der flandrischen Provinz.
    «Ich danke Euch für die Gastfreundschaft», erklärte Don Luis, nachdem ihm eine junge Magd den Trinkbecher mit Gruut gefüllt hatte. Vorsichtig nahm er einen Schluck und verzog das Gesicht.
    «Nicht zu fassen, was die Flamen unseren spanischen Rebsorten vorziehen, nicht wahr, Señor?» Der Kaufmann warf Griet einen Blick zu, in dem er sie für diese Bemerkung um Verzeihung bat. «Das Bier stammt aus Brügge, das Geheimnis seines Geschmacks liegt in der Zusammensetzung der würzigen Kräuter. Es ist heiß begehrt beim Volk, jedoch in diesen unruhigen Zeiten gar nicht leicht zu bekommen. Aber ich sehe Eurer Miene an, dass Eurem Gaumen ein Becher Wein hundertmal mehr zusagen wird als das derbe niederländische Gebräu.»
    «Ich bewundere Eure Beobachtungsgabe, Kaufmann», sagte Don Luis und schob den Becher mit dem Kräuterbier zur Seite.
    «Es freut mich, dass mein Versäumnis, heute Abend auch Landsleute in mein Haus zu laden, nun durch die Anwesenheit eines wahren Hidalgos und Dieners unseres Königs Philipp so vortrefflich korrigiert wurde.»
    Griet erhob ihren Becher. «Oh, und dabei hätte ich schwören können, dass Don Luis nicht der erste Landsmann ist, dem Ihr in Eurem Haus so großzügig Gastfreundschaft gewährt.»
    «Wie meint Ihr das, meine Dame?» D’Anastros Stirn umwölkte sich leicht. Unwirsch stieß er die Magd, die zaghaft andeutete, ihm den Becher wieder zu füllen, in die Seite und scheuchte sie mit einer Geste hinaus.
    «Nun, wir wissen, dass Ihr einen Mann

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