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Die Stadt der schwarzen Schwestern

Die Stadt der schwarzen Schwestern

Titel: Die Stadt der schwarzen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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beherbergt, dessen Ruf nicht gerade der beste ist, mein lieber Gaspar», antwortete Griet betont liebenswürdig. «Bei aller Sympathie für Eure Landsleute, Ihr solltet Euch nicht von Schurken und Deserteuren ausnutzen lassen, die Eure Großzügigkeit nicht verdienen. Das könnte Euch von den Brüsseler Kaufleuten nämlich übel genommen werden. Sollte bekannt werden, dass Ihr unter Eurem Dach Verbrechergesindel beherbergt, wird wohl kein Nachbar jemals wieder einen Fuß in Euer Haus setzen. Wir Flamen sind eigen darin, wem wir unsere Gunst schenken und wem wir sie entziehen.»
    «Und das wäre doch schade, nach all der Mühe, die Ihr Euch gegeben habt, um die reichen Pfeffersäcke der Stadt zu beeindrucken», fügte Don Luis ungerührt hinzu.
    Der Kaufmann war bleich geworden; um eine schnelle Antwort verlegen, rutschte er auf seinem Stuhl hin und her. Dabei war ihm anzusehen, dass er es schon bereute, die beiden Fremden überhaupt empfangen zu haben. Wollte er einen Skandal vermeiden und sein Gesicht wahren, musste er sich nun anhören, was sie ihm zu sagen hatten.
    «Was wollt Ihr von mir?», stieß er wütend hervor. «Geld, um Euer Schweigen zu kaufen?»
    Griet schüttelte lächelnd den Kopf. «Ich denke, Ihr braucht jeden Gulden, um das Essen zu bezahlen, das Ihr gleich auftischen wollt. Nein, wir verlangen im Namen des Herzogs von Parma und designierten Statthalters König Philipps in den Niederlanden, dass Ihr uns den entlaufenen spanischen Soldaten ausliefert, den Ihr in Eurem Haus versteckt haltet. Alessandro Farnese wünscht, dass der Mann unverzüglich zu ihm nach Oudenaarde gebracht wird.»
    D’Anastro dachte einen Augenblick lang nach, dann hellten sich seine Gesichtszüge auf. Ein verschlagenes Lächeln glitt über sein Gesicht. «Nun, ich wüsste nicht, warum ich mich diesem Wunsch verweigern sollte. Ihr müsst wissen, dass ich ein treuer Diener des Königs bin, Don Luis. Niemals würde ich etwas tun, wodurch die Ehre Spaniens geschmälert wird. Ich hatte ja keine Ahnung, welche Kreatur sich da in mein Haus geschlichen und an mein weiches Herz appelliert hat. Mein Wunsch war es nur, einem vermeintlich in Not geratenen Landsmann zu helfen. Es ist nicht leicht für uns Spanier, hier in dieser Mördergrube. Gott helfe, dass unser König mit Hilfe seines wackeren Feldherrn Alessandro Farnese bald alle Städte zurückerobert, die sich seiner Gewalt noch widersetzen. Sobald Ihr mir also die nötigen Papiere gezeigt habt, werde ich meine Diener anweisen, den Kerl in Ketten zu legen, damit Ihr ihn mitnehmen könnt.»
    Don Luis blickte ihn scharf an. «Die nötigen Papiere? Wollt Ihr mich beleidigen, indem Ihr mein Wort anzweifelt?»
    «Keineswegs, Señor. Aber auch ich muss Vorsicht walten lassen, um keinen Verdacht zu erregen. Ihr seid in einer Stadt, in der die Anhänger des Oraniers das Sagen haben. Und Ihr kommt als Abgesandter seines schärfsten Widersachers.» Er legte beschwörend einen Finger über die Lippen. «In Brüssel lauern Spione hinter jeder Tür. Das werdet Ihr bald herausfinden. Jedes Wort könnte den Männern des Oraniers zugetragen werden und Euch an den Galgen bringen. Stünde Brüssel noch treu zum König, würde ich niemals das Wort eines spanischen Granden anzweifeln. Doch so muss ich darauf bestehen, dass Ihr Euch ausweist, denn es muss alles seine Ordnung haben, nicht wahr? Seine Hoheit hat Euch sicher nicht ohne Beglaubigung auf den beschwerlichen Weg ins Rebellengebiet geschickt, um im Winter einen davongelaufenen Soldaten zurückzubringen.» Er lächelte listig, während seine Finger mit den goldenen Knöpfen seines Wamses spielten. «Nicht dass mich die Beweggründe Seiner Hoheit auch nur das Geringste angingen.»
    «Sie gehen Euch in der Tat nichts an!»
    «Schaut, ich bin nur ein einfacher Kaufmann, der heute Nacht guten Gewissens schlafen will», fuhr d’Anastro fort. «Zeigt mir den Auslieferungsbefehl, und der Bursche ist Euer. Ich werde erleichtert sein, sobald er mein Haus verlassen hat.»
    «Wo steckt er?», wollte Don Luis wissen.
    «Das erfahrt Ihr, sobald ich die Papiere gesehen habe, junger Freund.»
    «Wir haben die Dokumente nicht bei uns», erklärte Griet mit fester Stimme. Sie hielt dem Blick des Spaniers stand, bis dieser als Erster den Kopf senkte. «Das wäre viel zu gefährlich, Don Luis könnte als Spion verhaftet und von den Rebellen getötet werden. Aber macht Euch keine Sorgen. Die Briefe des Herzogs liegen sicher in unserem Gasthof. Ihr könnt gern

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