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Die Stadt der schwarzen Schwestern

Die Stadt der schwarzen Schwestern

Titel: Die Stadt der schwarzen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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sich. Rink zögerte.
    «Wollt Ihr zur Hölle fahren, Mann?», kam es von Pater Jakobus. «Wenn Ihr das Haus Gottes entweiht …»
    «Haltet den Mund …» Rink kümmerte sich nicht um den Priester. Langsam bewegte er sich auf Cäcilia zu, wobei er eine Hand ausstreckte und mit der anderen, welche die Pistole hielt, die beiden Männer und Griet bedrohte. Cäcilia wich vor ihm zurück. Griet, die Basse in den Arm genommen hatte und ihn gegen ihre Schulter drückte, hielt den Atem an. Rink war fest entschlossen, Cäcilia zu töten. Warum gab sie ihm nicht endlich, was er haben wollte, damit dieser Albtraum ein Ende nahm?
    «Sind Euch die Worte ausgegangen, schwarze Schwester?», rief Rink, der allmählich seine Fassung zurückgewann.
    Cäcilia klammerte sich am Buchdeckel fest wie eine Schiffbrüchige an einer Holzplanke; ihr Blick huschte von ihrem Sohn und dem Priester hinüber zu Rink, den nur noch wenige Schritte von ihr und dem Altar trennten. «‹Die Männer, die das Lied der Mächtigen sangen, sprachen: Was sollen wir mit dem anfangen, der Heiliges entweiht?›», brachte sie mühsam hervor.
    «Gebt Euch keine Mühe mehr, Weib. Es ist aus!» Rink holte aus, um den Knauf seiner Waffe auf Cäcilias Schädel niedersausen zu lassen. Es gelang ihr zwar, dem tödlichen Hieb auszuweichen, doch sie schrie vor Schmerz auf, als die Waffe ihre Schulter traf. Sie ließ das Buch fallen, ein Geräusch, das durch das Kirchenschiff hallte. Cäcilia ging in die Knie, wollte erneut nach dem Buch greifen, doch Rink trat ihr brutal auf die Hand. Griet hörte Knochen brechen, Don Luis schrie gequält auf. Der junge Mann lief trotz seiner gefesselten Hände los und sprang den Drucker an wie ein wildes Tier. Er rammte ihm seinen Kopf in den Magen, sodass Rink einen Moment lang tatsächlich strauchelte und von der Wucht des Angriffs gegen die Altarseite geschleudert wurde. Don Luis warf sich mit Gewalt auf ihn und versetzte ihm mit Kopf und Schultern Stöße. Rinks Pistole fiel zu Boden. Doch so leicht ließ sich der Drucker nicht bezwingen.
    «Nicht», schrie Pater Jakobus, als Rink nach einem der schweren bronzenen Leuchter vom Altar griff und ihn auf Don Luis schleuderte. Im letzten Moment gelang es dem jungen Spanier, den Kopf zur Seite zu wenden. Mit lautem Scheppern donnerte der Leuchter gegen die Ostwand des Chores.
    Griet ließ Basse bei Pater Jakobus und rannte nun ebenfalls zum Altar. Sie wollte die Pistole suchen, die Rink dort fallen gelassen hatte, und Don Luis helfen, der mit Faustschlägen traktiert wurde. Er versuchte zu verhindern, dass Rink sich einen Weg zu Cäcilia und dem Buch bahnte.
    «‹Die Männer, die das Lied der Mächtigen sangen›», hob Cäcilia wiederum an. Sie lag gekrümmt auf den Steinplatten des Chores, ließ aber nicht davon ab, in dem Buch zu lesen. Griet entdeckte die Pistole, und es gelang ihr, an den kämpfenden Männern vorbeizulaufen und sie aufzuheben. Doch als sie sich mit ihr dem Drucker zuwandte, hatte der einen Arm um Don Luis’ Hals gelegt. «Schießt auf Euren Freund, wenn Ihr wollt, dass er stirbt. Die Kirche wurde schon einmal geschändet, damals von den Bilderstürmern. Was macht es da aus, wenn noch mehr Blut fließt an diesem Ort?»
    Er hatte kaum zu Ende gesprochen, als am Eingang Lärm zu hören war. Laute Stimmen und Schritte, die näher kamen.
    «Wo ist der verfluchte Priester?», herrschte Rink Griet an. Griet blickte Don Luis an und begriff. Pater Jakobus war unbemerkt mit Basse zum Hauptportal geflohen. Dort musste er dem Jungen gezeigt haben, wie er die Pforte öffnen konnte. Eine schwere Pforte, eigentlich viel zu schwer, um von einem kleinen Kind aufgestoßen zu werden.
    Die Männer, die das Lied der Mächtigen sangen.
    Der Statthalter, schoss es Griet durch den Kopf. Und de Lijs. Es war ein Wunder. Sie waren gekommen, mitten in der Nacht, und hatten zudem eine Schar bewaffneter Männer bei sich, die das hallende Kirchenschiff durchquerten. Griets Hand verkrampfte sich, das Gewicht der Pistole ließ sie zittern. Sie hatte keine Zeit, darüber nachzudenken, mit welcher Hand sie die Waffe hielt. Rechts, links, es war in diesem Moment völlig egal.
    Pieter Rink fluchte leise vor sich hin. «Ob mir der gute Pater Kirchenasyl gewähren wird?»
    Griet funkelte ihn an. «Baut nicht darauf!»
    «Wie schade!» Er winkelte den Arm an, und Griet fürchtete, er könnte Don Luis das Genick brechen. Doch Rink schien anderes im Sinn zu haben. Farnese würde seine Männer in einem

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