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Die Stadt der schwarzen Schwestern

Die Stadt der schwarzen Schwestern

Titel: Die Stadt der schwarzen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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Schuft hat gemerkt, dass er Euch durch die Klopfzeichen davon abhalten wollte, die Wand einzureißen. Dann hat Rink ihn gezwungen, es selbst zu tun.» Mit zitternden Fingern bekreuzigte sich der alte Mann. Auf einem Schutthaufen zu seinen Füßen lag ein schwerer Hammer, an dem Blut klebte. Offensichtlich hatte Rink mit ihm Tobias’ Schädel zerschmettert. Griet hörte, wie Cäcilia aufschluchzte. «Mörder», stammelte sie.
    «Vermutlich habt Ihr hier nicht mit mir gerechnet», sagte Rink kalt. «Hättet Ihr den Weg gewählt, der zu meiner Druckerei führt, wärt Ihr in Sicherheit. Aber eine innere Stimme riet mir, dem Pater noch einen späten Besuch abzustatten. Ich hatte recht damit, nicht wahr?»
    Griet starrte ihn hasserfüllt an.
    «Was habt Ihr, meine Liebe? Muss ich Euch, eine Geschäftsfrau, etwa an unseren kleinen Handel erinnern? Ihr habt mir etwas versprochen, nicht wahr? Nun ist die Zeit gekommen, den Schuldschein einzulösen. Aber tröstet Euch. Immerhin habe ich es zugelassen, dass Ihr in mein Reich eingedrungen seid, um Euren Sohn abzuholen.» Er maß Griet mit einem Blick, in dem eine Spur Bewunderung für ihre Hartnäckigkeit lag. «Hat Euch mein Reich gefallen?»
    «Steigt hinunter in das Loch und erstickt an Eurem Staub», stieß Griet wütend hervor. Ihr Ärger darüber, Rink in die Falle gegangen zu sein, verdrängte ihre Angst.
    Rink lachte. Er zwang sie mit seiner Waffe, den Raum zu durchqueren, der nur von einer Öllampe beleuchtet wurde. Vor einer Reihe steinerner Grabplatten, die hinter einem Altar in die Wand eingelassen waren, befahl er ihnen, stehenzubleiben. Dann zog er zwei Stricke hervor, welche er Cäcilia und Pater Jakobus vor die Füße warf. Dem Priester befahl er, Don Luis zu fesseln, anschließend war er selbst an der Reihe. «Keine Angst, mein Freund», flüsterte Cäcilia dem vor Angst schlotternden Mann zu, während sie den Strick um seine mageren Handknöchel schlang. Griet versuchte derweil, das kleine Kind auf ihrem Arm zu beruhigen, das kläglich wimmerte, weil es in der Kälte der Grabkapelle fror. Der Anblick des Neugeborenen schien Rink einen Moment lang zu irritieren.
    «Meine treue kleine Spitalpflegerin hat also ein Kind geboren.» Er lachte leise. «Ich gehe davon aus, dass sie und der alte Trottel tot sind, sonst hättet ihr sie wohl kaum dort unten zurückgelassen.»
    Don Luis straffte die Schultern und verzog den Mund. Griet sah ihm an, dass er sich am liebsten auf den Drucker gestürzt hätte, doch mit gefesselten Händen war er hilflos.
    Griet spürte einen steinernen Fuß, dessen Spitze sich unangenehm in ihr Genick bohrte. Er gehörte zu einer weiblichen Figur auf der Grabplatte, die direkt hinter ihr hing. Griet zog Basse an sich, schützend verschränkte sie die Arme vor seinem schmächtigen Körper. Sie spürte, wie sein Herz klopfte. Natürlich nahm er die bedrohliche Stimmung wahr.
    «Starb sie bei der Geburt?», dröhnte Rinks Stimme durch die Krypta. «Beelken, meine ich?»
    Die Frage überraschte Griet, denn sie wies darauf hin, dass Rink doch nicht über alles im Bilde war. Langsam nickte sie. «Seid unbesorgt, sie kann Euch nicht mehr mit ihrem Wissen über Eure Beziehung zu den schwarzen Schwestern gefährlich werden. Mein Vater ist auch tot.»
    «Dann könnt Ihr mir ja jetzt mein Buch geben!»
    Griet blickte sich hilfesuchend nach Cäcilia um, die den Mann mit unverhohlenem Hass anfunkelte. Sie war es auch, die schließlich reagierte. «Ihr hättet Tobias nicht erschlagen dürfen. Ihm hatte ich nämlich das Buch des Aufrechten anvertraut. Fragt also die Toten, wo es sich befindet, nicht mich oder Griet.»
    Rinks Miene verdüsterte sich, als ihm klar wurde, dass seine Gefangene möglicherweise die Wahrheit sagte. Scharf wies er Pater Jakobus an, die Taschen des armen Tobias nach dem Buch zu durchsuchen. Der alte Mann gehorchte widerstrebend, fand aber nichts. In seinen Augen stand nackte Angst, als er zu Rink sagte: «Er hat mir nicht verraten, was er mit dem Buch vorhat. Als er mich in der Kirche ansprach, sah ich, dass er ein Bündel mit sich trug. Aber seht selbst, wenn Ihr mir nicht glaubt: Er hat es nicht bei sich.»
    Rink brachte Pater Jakobus mit einem Blick zum Schweigen. Er überlegte kurz, dann packte er Basse am Arm und riss ihn grob von seiner Mutter weg. Der Junge schrie vor Angst auf.
    «Lass den Jungen in Frieden, Drucker, oder ich werde dafür sorgen, dass der Statthalter dich vierteilen lässt», rief Don Luis. «Wenn ich dir

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