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Die Stadt der schwarzen Schwestern

Die Stadt der schwarzen Schwestern

Titel: Die Stadt der schwarzen Schwestern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Guido Dieckmann
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stieß Don Luis einen erleichterten Schrei aus, der Basse erschreckt zusammenzucken ließ. Griet riss die Augen auf. Nun sah sie es auch. Ein Stück weiter vorn gabelte sich der Tunnel erneut, er wurde von einem anderen, deutlich breiteren gekreuzt. «Dieser Gang führt nicht zur Druckerei», sagte Don Luis. «Wir müssen uns unterhalb der Sint-Walburgakerk befinden.»
    Cäcilia nahm Griet das Kind ab, das aufgewacht war und heftig zu strampeln begann. Griets freie Hand wurde sogleich von Basse ergriffen. «Gehen wir jetzt endlich nach Hause, Mutter?», flüsterte er. «Ich mag nicht mehr hier unten sein.» Griet strich ihm eine Locke aus der Stirn. Dabei fiel ihr auf, wie grau das helle Haar des Jungen vom Staub des Tunnels geworden war.
    Don Luis zwinkerte Basse aufmunternd zu. «Wir haben es gleich geschafft, mein Junge. Siehst du das rote Mauerwerk zwischen dem Felsen? Es besteht aus Ziegelsteinen. Dahinter befindet sich ganz bestimmt ein Zugang zur Kirche.»
    Basse beeindruckte das wenig. «Muss ich heute noch zur Kirche?», fragte er treuherzig.
    Griet musste lächeln. Sie fuhr mit den Fingern in die Rillen der Ziegelsteine, entfernte Sand, Spinnweben und tote Insekten und fand nach kurzer Zeit eine Struktur, die im Ansatz einem Rundbogen entsprach. Hier musste es einmal eine Tür gegeben haben, die jedoch vor langer Zeit zugemauert worden war.
    «Wenn wir hier raus wollen, müssen wir diese Wand durchbrechen.»
    Cäcilia überlegte. Sie dachte an Tobias, der in der Kirche auf sie wartete und nicht ahnen konnte, dass sie so nah war. «Wir brauchen Werkzeug», sagte sie knapp. «Aber wir haben keines.»
    Don Luis rammte den Ellbogen gegen die Ziegel, was natürlich sinnlos war. Dennoch glaubte er, dass sein Klopfen jenseits der Mauer mit einem hallenden Geräusch beantwortet wurde. Er schlug noch einmal. Tatsächlich. Wieder erklang ein dumpfer Ton.
    «Dort ist jemand!» Euphorisch trommelte er mit beiden Fäusten gegen die Wand, während seine Mutter und Griet sich unentschlossen anblickten. Insbesondere Cäcilia sah beunruhigt aus. Wer auch immer hinter der Wand auf ihr Klopfen aufmerksam geworden war, er schien ihnen helfen oder aber sie locken zu wollen.
    Cäcilia legte ihr Ohr gegen den Stein und gleichzeitig einen Finger auf ihre Lippen. Dann lauschte sie. Die Klopfgeräusche auf der anderen Seite wurden rhythmischer. Sie erinnerten beinahe an so etwas wie einen Takt.
    «Was bedeutet das?», wollte Griet wissen.
    «Ein altes Erkennungszeichen, mit dem sich Calvinisten zur Zeit der Verfolgung durch den Herzog von Alba verständigten.» Cäcilia hob die Augenbrauen. «Die Gläubigen wiesen sich an den Türen anderer Anhänger der reformierten Lehre durch solche Klopfgeräusche aus. Oder sie warnten einander vor der Inquisition. Ich habe ähnliche Zeichen damals in Antwerpen oft gehört.» Sie stieß scharf die Luft aus. «Tobias. Ich bin sicher, dass er es ist. Er hofft, dass ich seine Botschaft verstehe.»
    Das dumpfe Geräusch wurde noch lauter. Griet machte erschrocken einen Schritt zurück, als die ersten Ziegel zerbrachen und zu Boden fielen. Die Öffnung in der Mauer wurde rasch größer. Eine Staubwolke begann Griet einzuhüllen. Basse klammerte sich keuchend an die Beine seiner Mutter, während Cäcilia sich den Ärmel ihres Gewands vor Mund und Nase hielt und nach Atem rang.
    Plötzlich steckte jemand seinen Kopf durch die Öffnung. Es war Pater Jakobus. Der Priester sagte kein einziges Wort, er zwinkerte nur, als habe er Schwierigkeiten, sie zu erkennen. Dann aber winkte er Griet und Cäcilia zu sich und streckte seine Hand aus, um ihnen durch das Loch zu helfen.
    Griet nahm die Hand des Paters dankbar an und stieg durch die Öffnung hindurch. Ihre Erleichterung schwand, als sie sah, dass nur wenige Schritte entfernt ein Mann in einer Blutlache auf dem Boden lag. Neben dem leblosen Körper stand Pieter Rink. Seine Augen blitzten triumphierend. Er hatte eine Handfeuerwaffe auf ihren Kopf gerichtet, gleichzeitig warnte er sie mit einer Handbewegung, ihre Gefährten auf ihn aufmerksam zu machen. Griets Arm zitterte vor Wut, als sie das Grinsen auf dem Gesicht des Mannes sah. Er hatte sie überlistet, und sie fand keine Möglichkeit, Don Luis ein Zeichen zu geben, ohne Basse, der sich noch immer an sie klammerte, zu gefährden.
    «Es tut mir so leid», murmelte Pater Jakobus, nachdem er auch Cäcilia in den nach Schimmel und Tod riechenden Raum geholfen hatte. «Tobias wollte Euch warnen, aber dieser

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