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Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Titel: Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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eingeschlossen wie der Palmfarn und das Mammut und die viereckigen schwarzen Tempel, die einstmals dem Gott Tsathoggua geweiht gewesen waren. All dies hatte sich vor vielen Jahrhunderten zugetragen – doch noch immer kroch das Eis, ein gewaltiger, glitzernder Trutzwall, südwärts über entvölkerte Ländereien hinweg.
    Dem Weg dieses unangreifbaren Gletschers folgend, führte Quanga seine Gefährten auf einer tollkühnen Suche an. Nichts Geringeres hatten sie im Sinn als die Bergung der Rubine des Königs Haalor, der in Begleitung des Hexenmeisters Ommum-Vog und zahlreicher bis an die Zähne bewaffneter Soldaten vor einem halben Jahrhundert in den Krieg gezogen war, um dem Polareis Einhalt zu gebieten. Von diesem abenteuerlichen Feldzug waren weder Haalor noch Ommum-Vog jemals heimgekehrt. Doch der abgerissene, klägliche Haufen, der als Überrest ihres stolzen Heeres zwei Monde später nach Iqqua zurückfand, hatte Furchtbares zu berichten gehabt.
    Das Heer, so erzählten die Überlebenden, hatte sein Feldlager auf einer Anhöhe errichtet, die von Ommum-Vog mit großem Bedacht ausgewählt worden war und einen direkten Ausblick auf die Eisfront bot. Dann hatte der mächtige Hexenmeister gemeinsam mit König Haalor Aufstellung inmitten eines Kreises aus Feuerschalen bezogen, die unablässig goldene Rauchsäulen zum Himmel hinaufsandten, und er hatte Beschwörungsformeln gesprochen, die älter waren als die Welt … Und Ommum-Vog hatte eine Feuerkugel heraufbeschworen, die riesiger und röter war als die südwärts strebende Sonne auf ihrer Himmelsbahn, und die Kugel hatte lodernde Lichtstrahlen vom Zenit herabgeschleudert, gleißend und sengend, und neben ihr erschien die Sonne so blass wie ein Vollmond am Mittagshimmel. Den Kriegern in ihren schweren Rüstungen hatte ihre Hitze fast die Besinnung geraubt. Doch unter den Strahlen der Feuerkugel schmolzen die Ränder des Gletschers dahin und zerrannen in rasch fließenden Bächen und Strömen, sodass Haalor eine Zeit lang die Hoffnung hegte, das Königreich Mhu Thulan zurückzuerobern, über das seine Vorväter in längst vergangenen Zeiten ihr Zepter geschwungen hatten.
    Die Wasserströme schwollen an und fluteten an dem Hügel vorbei, auf dem das Heer bereitstand. Dann, als wäre eine übel wollende Zaubermacht am Werk, sonderte das Schmelzwasser einen bleichen und erstickenden Nebel ab, der die heraufbeschworene Sonne Ommum-Vogs verhüllte, sodass ihre Glutstrahlen matt und kalt wurden und dem Eis nichts mehr anhaben konnten.
    Daraufhin hatte der Hexer weitere Beschwörungsformeln emporgesandt, die den dichten und eiskalten Nebel vertreiben sollten. Doch vergebens: Der Eisdampf senkte sich herab, dämonisch und klamm, in wirbelnden Spiralen gleich Knäueln geisterhafter Schlangen, und sickerte den Männern ins Mark, als wär’s die Kälte des Todes. Er hüllte das gesamte Heerlager ein, wurde immer kälter und dichter und lähmte die Glieder der blind tastenden Krieger, die nicht mehr die Gesichter ihrer Kameraden sehen konnten, in die sie mit ausgestrecktem Arm griffen.
    Irgendwie jedoch gelangten einige der einfachen Soldaten an die Außengrenzen des Lagers und krochen unter der fahlen Sonne furchterfüllt hinfort, ohne auch nur einen Schimmer der glorreichen Feuerkugel zu erblicken, die Ommum-Vog ans Firmament gehext hatte. Und als sie zurückschauten, bevor sie im Banne eines seltsamen Grauens endgültig die Flucht ergriffen, da sahen sie nicht mehr den tief hängenden Nebel, den sie zu sehen geglaubt hatten, sondern eine frisch gefrorene Eisdecke, die den Hügel überzog, auf dem der König und der Hexer ihr Lager aufgeschlagen hatten. Die Eisschicht war höher als ein groß gewachsener Mann – und in ihrer glitzernden Tiefe erkannten die fliehenden Soldaten verschwommen die im Eis gefangenen Körper ihrer Anführer und Kameraden.
    Dies Geschehen schien ihnen gänzlich wider die Natur zu sein. Sie erachteten es für eine Hexerei des Großen Gletschers und den Gletscher selbst sahen sie als ein lebendiges, feindseliges Wesen von ungeahnter unheilvoller Macht an, sodass sie nur desto kopfloser flohen. Und das Eis ließ sie unbehelligt ziehen, anderen zur Warnung vor dem Schicksal derer, die es wagten, sich ihm entgegenzustellen.
    Einige gab es, die glaubten diese Geschichte, andere wiederum zogen sie in Zweifel. Doch die Könige, die in Iqqua herrschten, stellten keine Streitmacht mehr auf, um Krieg gegen das Eis zu führen – und kein Hexenmeister erschien

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