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Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Titel: Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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entdeckt hatte. Die einzuschlagende Richtung bestimmte Quanga anhand der Lage der Vulkanberge wie auch anhand zweier vereinzelt stehender Gipfel, die sich weiter im Norden auf der eisbedeckten Ebene erhoben wie die Brüste einer Riesin unter ihrer schimmernden Wehr.
    Die drei waren gut gewappnet für alle Eventualitäten ihrer Suche. Quanga trug eine seltsame Spitzhacke aus besonders gehärteter Bronze bei sich, mittels derer er den Leichnam König Haalors aus seinem eisigen Grab befreien wollte. Als Waffe diente ihm neben seinem Bogen und seinem Köcher mit Pfeilen ein kurzes, blattförmiges Schwert. Seine Kleider waren aus dem schwarz-braunen Fell eines riesigen Bären gefertigt.
    Hoom Feethos und Eibur Tsanth, deren Kleidung zum Schutz gegen die Kälte dick mit Eiderdaunen gepolstert war, folgten ihm unter Murren und Klagen, doch mit der Versessenheit der Habgier. Sie hatten keinen Gefallen an den langen Märschen durch ein raues, immer trostloseres Land gefunden und ebenso wenig an der unwegsamen Reisestrecke und den rauen nördlichen Witterungsbedingungen. Zudem hatten sie eine Abneigung gegen Quanga gefasst, den sie als rüpelhaft und anmaßend empfanden.
    Verschlimmert wurden ihr Elend durch den Umstand, dass Quanga sie nun nötigte, den größten Teil ihres Proviants zu schleppen, obwohl sie bereits die beiden schweren Beutel voller Goldstücke trugen, die sie ihm später im Tausch gegen die Edelsteine auszahlen sollten. Nichts, das von geringerem Wert war als die Rubine König Haloors, hätte sie dazu verleiten können, all dies zu erdulden oder auch nur einen Fuß auf das schreckliche Niemandsland der Eisdecke zu setzen.
    Die Landschaft, die vor ihnen lag, ähnelte einer Frostwelt in der Leere des Alls. Endlos, ohne Unterbrechung außer einigen vereinzelten Hügeln und Graten, erstreckte sich die Ebene bis hin zum weißen Horizont und seinen eisgepanzerten Gipfeln. Nichts schien zu leben oder sich zu bewegen in jenen grässlichen, glitzernden Weiten, deren näher gelegene Eisflächen von Schnee freigeblasen worden waren. Die Sonne wirkte fahl und kalt und schien hinter den Abenteurern zu versinken. Und übers Eis blies ihnen ein schneidender Wind ins Gesicht, gleich einem Atemstoß aus Schlünden jenseits des Pols.
    Doch außer der polaren Einsamkeit und Ödnis gab es nichts, was Quanga oder seinen Gefährten den Mut hätte rauben können. Keiner von ihnen war abergläubisch; sie hielten die alten Geschichten für haltlose Legenden, die nicht mehr waren als furchtgenährte Truggebilde. Quanga lächelte wehmütig, als er an seinen Bruder Iluac dachte, der in so wunderlicher Angst gelebt und sich solch absonderliche Dinge eingebildet hatte, nachdem er auf das Grab König Haalors gestoßen war. Diese Schwäche war eigenartig gewesen an Iluac, diesem draufgängerischen, ja geradezu tollkühnen Jäger, der weder Mensch noch Tier gefürchtet hatte.
    Was nun den Einschluss König Haalors und Ommum-Vogs nebst ihrer Armee im Gletscher anging, so unterlag es keinem Zweifel, dass sie sich von den Winterstürmen hatten überraschen lassen – und die wenigen Überlebenden, von ihren Entbehrungen halb um den Verstand gebracht, hatten ein wirres Garn daraus gesponnen. Eis – auch wenn es sich einen halben Kontinent einverleibt hatte – war jedoch nichts anderes als gefrorenes Wasser und verhielt sich stets im Einklang mit den entsprechenden Naturgesetzen. Iluac hatte darauf beharrt, dass die Eisdecke ein gewaltiger Dämon war, grausam, gierig und nicht geneigt, einmal Geraubtes wieder herzugeben. Doch derlei Überzeugungen entsprangen unreifem, primitivem Aberglauben und lagen aufgeklärten Geistern im Erdzeitalter des Pleistozän fern.
    Sie hatten den Stirnwall des Gletschers frühmorgens erstiegen. Quanga versicherte den Juwelenhändlern, dass sie die Höhle spätestens zur Mittagsstunde erreichen würden, selbst wenn ein gewisses Maß an Schwierigkeiten und Verzug mit ihrer Auffindung verbunden sein sollte.
    Die Eisfläche vor ihnen war bemerkenswert frei von Gletscherspalten und es gab nur wenige Hindernisse, die ihren Marsch verlangsamten. Sie ließen sich den Weg von den beiden an Brüste gemahnenden Bergen weisen, die ihnen als Orientierungspunkte dienten, und gelangten nach drei Stunden zu einer hügelartigen Erhebung, in der sie die Anhöhe aus Iluacs Bericht vermuteten. Ohne große Schwierigkeiten fanden sie die Öffnung zu der tief gelegenen Grotte.
    Wie es schien, hatte sich dieser Ort seit Iluacs Besuch

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