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Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Titel: Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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hatte.
    Quanga war nicht weniger mutig als Iluac, und er fürchtete den Gletscher nicht, da er ihn schon viele Male betreten hatte, ohne dass ihm bisher etwas Verdächtiges aufgefallen war. In seiner Brust schlug ein besitzgieriges Herz, und häufig dachte er an die Rubine König Haalors, die gemeinsam mit ihrem Besitzer im ewigen Eis eingeschlossen waren. Und er hegte den Glauben, dass ein furchtloser Mann diese Rubine für sich gewinnen konnte.
    So suchte er denn eines Sommers, als er seine Pelze in Iqqua feilbot, die Juwelenhändler Bibur Tsanth und Hoom Feethos auf und zeigte ihnen einige Granatsteine, die er in einem nördlich gelegenen Tal gefunden hatte. Während die Juwelenhändler die Edelsteine rühmten, erwähnte er beiläufig die Rubine König Haalors und erkundigte sich schlau nach ihrem Schätzpreis. Als er daraufhin ihren immensen Wert vernahm und das gierige Interesse bemerkte, das Hoom Feethos und Eibur Tsanth an den Tag legten, erzählte er ihnen die Geschichte, die er von seinem Bruder Iluac gehört hatte. Und er erbot sich, sofern sie ihm den halben Geldwert der Rubine versprächen, die beiden Juwelenhändler zu der verborgenen Höhle zu führen.
    Die Händler gingen auf sein Angebot ein, trotz der Entbehrungen der anstehenden Reise und der Schwierigkeit, die sich ihnen beim Losschlagen einer Beute stellen würde, die schließlich der königlichen Familie von Iqqua gehörte und auf die Ralour, der gegenwärtige König, unvermeidlich Anspruch erhöbe, sollte die Wiederentdeckung der Edelsteine bekannt werden. Der sagenhafte Wert der Rubine hatte ihre Habgier beflügelt. Quanga hingegen begehrte die Komplizenschaft und Hilfe der Edelsteinverkäufer, weil er genau wusste, dass er die Rubine alleine nicht zu Geld machen konnte. Er traute Hoom Feethos und Eibur Tsanth nicht, und aus diesem Grund bestand er darauf, dass sie ihn zu der Höhle begleiteten und ihm den vereinbarte Geldbetrag auszahlten, sobald sie in den Besitz des Schatzes gelangt waren.
    Das sonderbare Trio war im Hochsommer aufgebrochen. Nun, nach zweiwöchiger Reise durch eine menschenleere, subarktische Region, näherten sie sich der Grenze zum ewigen Eis. Sie reisten zu Fuß, nur ihre Vorräte wurden von drei kleinen Pferden befördert, die kaum größer waren als Moschusochsen. Quanga, ein Meisterschütze, erlegte für ihre täglichen Mahlzeiten die Hasen und Wasservögel, die das Umland bot.
    Hinter ihnen brannte inmitten eines wolkenlosen, türkisblauen Himmels die tief stehende Sonne, von der es hieß, sie hätte in älteren Zeiten eine höhere Bahn beschrieben. Wechten nie schmelzenden Schnees türmten sich in den Schatten der mächtigeren Berge, und in steil abfallenden Tälern trafen die Reisenden auf die Gletschervorhut der Großen Eisdecke. Die Bäume und Büsche waren dürftig und verkümmert – in einem Land, wo einst in einem milderen Klima üppige Wälder gegrünt hatten. Doch loderten Mohnblumen auf den Wiesen und an den Berghängen und breiteten ihre zarte Schönheit gleich einem Scharlachteppich zu Füßen des immerwährenden Winters aus, und die stillen Teiche und träge strömenden Flüsse wurden von weißen Wasserlilien gesäumt.
    Ein wenig weiter östlich erblickten die Schatzjäger den Rauch vulkanischer Gipfel, die dem Vordringen der Gletscher noch immer standhielten. Im Westen wuchsen mächtige, karge Berge empor, deren schroffe Flanken und Zinnen von Schneehauben gekrönt waren, und um die niederen Hänge war das Eis bereits angestiegen wie ein hoch flutendes Meer. Vor ihnen jedoch ragte der zinnenbewehrte Eiswall des allumfassenden Gletschers auf, der sich über Ebenen und Gebirge gleichermaßen hinwälzte, der Bäume entwurzelte und den Erdboden in gewaltigen Wülsten und Wellen vor sich herschob. Sein Vorrücken war durch den nördlichen Sommer ein wenig verlangsamt worden. Bei ihrem Weitermarsch stießen Quanga und die Juwelenhändler auf trübe Bächlein einer flüchtigen Eisschmelze, die unter den glitzernden blaugrünen Trutzmauern hervorsickerten.
    Die drei Männer ließen ihre Packpferde in einem von Weidegras bedeckten Tal zurück, wo die Tiere an langen, mit den Zwergweiden verknüpften Stricken aus Elfenhaar genügend Freilauf genossen. Dann wählte Quanga eine möglichst leicht ersteigbare Stelle in der Eiswand aus, und beladen mit ausreichend Proviant und sonstigem Bedarf für eine zweitägige Wanderschaft kletterten sie auf die Eisdecke hinauf und traten den Weg zu der Höhle an, die Iluac

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