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Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Titel: Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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zweifellos durch eine Art von Gedankenübertragung, ein deutliches Bild davon vor Augen. Mir war, als sähe ich einen gewaltigen Gebirgszug vor mir mit hoch in den Himmel ragenden Bergrücken, höher als die höchsten Schäfchenwolken, die man im Sommer auf der Erde sehen mag. Und über allem thronte ein tiefblauer Gipfel, dessen Spitze von einer spiralförmig in die Höhe sich schraubenden, farblosen Wolke verhüllt war, die gleichwohl in allen Farben zu schimmern und geradewegs dem Firmament über dem Zenit zu entspringen schien. Mir war klar, dass der Zugang zum Äußeren Kosmos in dieser Wolke verborgen lag ...
    Weiter flogen wir, immer weiter, bis in der Ferne am Horizont tatsächlich der Gebirgszug auftauchte und ich den alles überragenden, tiefblauen, von gleißenden Wolken gekrönten Gipfel erblickte. Wir näherten uns immer mehr, bis die sonderbare, zwischen den vielfarbigen Sonnen im Himmel verschwindende Spirale beinahe genau über uns emporragte, und sahen die leuchtenden Gestalten der Pilger vor uns in die Wolkenwirbel eintauchen. In diesem Augenblick flammte die Landschaft erneut auf und erstrahlte in tausend schillernden Farbtönen, sodass das Entsetzen umso größer war, als der Himmel sich plötzlich verfinsterte.
    Ehe ich überhaupt begriff, dass irgendetwas nicht stimmte, war mir, als hörte ich einen verzweifelten Aufschrei meiner beiden Gefährten. Anscheinend spürten sie mit ihren feineren Sinnen, die ich bislang noch nicht ausgebildet hatte, das nahende Unheil. Dann sah ich auch schon, wie sich hinter dem hohen, leuchtenden Gipfel, dem wir zustrebten, von einem Moment auf den anderen bedrohlich eine dunkle Wand erhob. Mit einem Mal war sie einfach da, greifbar und unverrückbar, und wälzte sich wie eine riesige Woge über die in allen Regenbogenfarben schimmernden Sonnen und die funkelnde Landschaft der Inneren Dimension.
    Unentschlossen schwebten wir in der plötzlich schattigen Luft, machtlos und ohne jede Hoffnung, der über uns hereinbrechenden Katastrophe zu entgehen. Wir sahen, dass das Dunkel bereits die gesamte Welt rings um uns herum umfing und von allen Seiten zugleich auf uns einstürzte. Es fraß das Firmament, schob sich vor die an dessen Rand gelegenen Sonnen – und die ungeheuren Weiten, die wir eben noch überflogen hatten, welkten dahin und schrumpften zusammen wie ein versengtes Blatt Papier. Einen fürchterlichen Augenblick lang schienen wir, ganz auf uns allein gestellt, im Zentrum des schwindenden Lichts zu verharren, ehe die zyklopischen Kräfte von Nacht und Zerstörung mit der Gewalt eines Sturzbaches darüber hereinbrachen.
    Das Zentrum schrumpfte zu einem winzigen Punkt zusammen – und dann war die Finsternis über uns. Als würden Zyklopenmauern über uns zusammenstürzen, riss sie uns in einem unwiderstehlichen Sog mit sich. Mir war, als versinke ich mitsamt den Trümmern zerschmetterter Welten in einem tosenden Meer aus durcheinanderwirbelndem leeren Raum und reiner Energie, als würde ich von einer Grube unter den Sternen verschlungen, von einer letzten Hölle, in die Scherben vergessener Sonnen und Sonnensysteme geschleudert werden. Dann, nach schier endlos langer Zeit, spürte ich einen heftigen Aufprall, so als wäre ich am Grunde ewiger Nacht inmitten ebendieser Scherben gelandet.
    Mühsam, mit qualvoller Anstrengung, so als lastete ein ungeheures Gewicht auf mir, als wäre ich begraben unter dem lichtlosen, unverrückbaren Schutt ganzer Galaxien, erlangte ich das Bewusstsein wieder. Meine Augenlider zu heben war ein titanischer Kraftakt, mein Körper und meine Gliedmaßen schienen so schwer, als bestünden sie aus einem wesentlich dichteren Material als dem Fleisch eines Menschen oder als seien sie der Gravitation eines weitaus größeren Planeten als der Erde ausgesetzt.
    Ich war benommen, im höchsten Grade verwirrt, und das Denken bereitete mir Schwierigkeiten. Schließlich merkte ich, dass ich inmitten gigantischer herabgefallener Steinblöcke auf zerbrochenen, kreuz und quer aufragenden, steinernen Fliesen lag. Über mir sickerte das Licht eines aschfahlen Himmels durch eingestürzte, lückenhafte Mauern herab, die nicht länger ihre gewaltige Kuppel trugen. Dicht neben mir sah ich ein Loch, aus dem Qualm aufstieg. Davon ausgehend zog sich ein gezackter Spalt, wie er bei einem Erdbeben entstehen mag, quer durch den Fußboden.
    Eine ganze Zeit lang erkannte ich meine Umgebung nicht. Erst nach einigem angestrengten Nachdenken begriff ich, dass ich im

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