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Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1

Titel: Die Stadt der Singenden Flamme - Die gesammelten Erzaehlungen - Band 1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Ashton Smith
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sollte Ydmos dem Erdboden gleichgemacht werden.
    Wegen dieser unmittelbar drohenden Gefahr dürfen wir keine Zeit mehr verlieren. Es gibt eine Möglichkeit, aus der Inneren Sphäre in einen anderen, ferneren Kosmos in einer weiteren Raum-Zeit zu gelangen – einen Kosmos, von dem weder irdische Astronomen noch die Astronomen der an Ydmos grenzenden Welten eine Ahnung haben. Der Großteil der Pilger ist, nachdem sie eine Zeit lang hier verweilten, weitergezogen in die Welten jenes anderen Universums; Ebbonly und ich haben lediglich Ihre Ankunft abgewartet, ehe wir ihnen folgen. Wir müssen uns beeilen und unverzüglich aufbrechen, sonst wird uns das Unheil einholen.«
    Noch während er sprach, schwangen sich die beiden Schmetterlingswesen, mich offensichtlich der Obhut meiner menschlichen Freunde überlassend, in die juwelengleiche Luft und glitten mit ausgebreiteten Schwingen über die paradiesische Landschaft dahin, derer Alleen sich in der Ferne in den prächtigsten Farbtönen verloren. Angarth und Ebbonly stellten sich zu beiden Seiten neben mich, der eine ergriff meinen linken Arm, der andere den rechten.
    »Stellen Sie sich einfach vor, Sie fliegen«, sagte Angarth. »Auf diesem Stern ist es möglich, sich aufgrund reiner Willenskraft in die Luft zu erheben und zu fliegen. Schon bald werden Sie diese Fähigkeit erwerben. Wir werden Ihnen helfen und Ihnen sagen, was Sie tun müssen, bis Sie sich an die neuen Umstände gewöhnt haben und nicht mehr auf Hilfe angewiesen sind.«
    Ich tat wie geheißen und beschwor vor meinem geistigen Auge ein Bild von mir selbst herauf, in dem ich flog. Ich war erstaunt, wie klar und wirklichkeitsgetreu das Gedankenbild war, und mehr noch darüber, dass es gleich in die Tat umgesetzt und Realität wurde!
    Nahezu mühelos, mit genau demselben Gefühl wie im Traum, erhoben wir uns zu dritt über den juwelenübersäten Boden und schossen ohne große Anstrengung in die leuchtende Höhe hinauf. Jeder Versuch, diese Erfahrung zu beschreiben, wäre von vornherein zum Scheitern verurteilt, denn allem Anschein nach war eine ganze Reihe neuer Sinne in mir eröffnet worden nebst den dazugehörigen Gedankensymbolen, für die es in keiner menschlichen Sprache eine Entsprechung gibt. Ich war nicht länger Philip Hastane, sondern ein wesentlich größeres, stärkeres und freieres Lebewesen, das sich von meinem früheren Selbst ebenso sehr unterschied wie die Persönlichkeit, die man unter dem Einfluss von Haschisch oder Kava entwickeln mag. Ich war beherrscht von einer überwältigenden Freude. Ich war so frei wie noch nie, jedoch erfüllt von dem Gefühl, dass Eile vonnöten sei, dass wir dringend in andere Regionen fliehen müssten, wo diese Freude ohne jede Bedrohung ewig anhalten würde.
    Was ich sah, als wir über die in lichtübergossenen Wälder flogen, weckte in mir ein intensives ästhetisches Hochgefühl, weit stärker als das alltägliche Vergnügen, das einem ein erfreulicher Anblick bereiten mag, wie sich ja auch die Farben und Formen dieser Welt der Wahrnehmung durch gewöhnliche Augen entzogen. Jedes wechselnde Bild versetzte mich in Begeisterung und meine Begeisterung geriet zur Ekstase, als sich die gesamte Landschaft aufhellte und sich erneut in ihrer glitzernden, funkelnden Pracht zeigte, so wie ich sie anfangs erlebt hatte.
    In luftiger Höhe schwebten wir dahin und blickten hinab auf ungezählte Kilometer labyrinthischer Wälder, auf sich weithin erstreckende, saftige Wiesen, üppige Hügel, auf palastartige Bauten und auf Gewässer, die so klar waren wie die unberührten Flüsse und Seen des Gartens Eden. Alles schien zu beben und zu pulsieren wie ein einziges leuchtendes, ätherisches Wesen, und strahlend hell flammte Sonne um Sonne an dem prächtigen Himmel auf.
    Während wir weiterflogen, bemerkte ich irgendwann, dass sich der Himmel teilweise erneut eintrübte; die Farben wurden blasser, dunkler, trister, nur um danach wieder wie in Ekstase aufzuleuchten. Offensichtlich entsprach der langsame, an Gezeiten gemahnende Rhythmus des Ganzen dem Steigen und Sinken der Flamme, das Angarth in seinem Tagebuch geschildert hatte, und ich dachte mir sofort, dass hiermit ein Zusammenhang bestehen müsste. Kaum hatte ich diesen Gedanken formuliert, da wurde mir bewusst, dass Angarth etwas sagte. Doch bin ich mir nicht sicher, ob er es nun tatsächlich laut aussprach oder ob ich seine in Worte gefassten Gedankengänge durch einen anderen als den Gehörsinn wahrnahm. Jedenfalls verstand

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