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Die Stadt der Toten: Ein Fall für die beste Ermittlerin der Welt (German Edition)

Die Stadt der Toten: Ein Fall für die beste Ermittlerin der Welt (German Edition)

Titel: Die Stadt der Toten: Ein Fall für die beste Ermittlerin der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Gran
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und schüttelte und wand sich, als schlage er sich mit der Luft. »Scheiße, Scheiße, Scheiße.«
    »Du hättest mich fast reingelegt«, sagte ich. »Zuerst lenkst du die Aufmerksamkeit auf dich. Du hast deine Fingerabdrücke in Vics Haus hinterlassen und dafür gesorgt, dass ich von eurer Bekanntschaft erfahre. Du hast alles dafür getan, damit ich dich unter die Lupe nehme und nicht den wahren Mörder.«
    Andray hörte auf, sich zu winden. Er schwieg und sah sehr böse aus.
    »Wow«, sagte ich, »darauf muss man erst mal kommen. Ist ja geradezu brillant. Denn wer hätte das gedacht, hm? Du hast drauf gesetzt, dass man nicht genug Beweise für deine Festnahme finden würde. Und selbst wenn doch, wärst du nach wie vielen Tagen wieder draußen – dreißig? Schließlich sind wir hier in New Orleans. Hier wird ein Mörder nicht einmal verurteilt, wenn es zehn Augenzeugen gibt. Du hattest keine Angst davor, deine Fingerabdrücke in der Wohnung zu verteilen. Genug, um vom Täter abzulenken. Aber dann bin ich aufgetaucht«, sagte ich. »Und du hattest ja keine Ahnung, dass es Menschen wie mich tatsächlich gibt, was? Menschen, die Geheimnisse aufdecken.«
    Andray kochte vor Wut.
    »Du hast allen verboten, mit mir zu sprechen«, fuhr ich fort. »Du hast mich in die Irre geführt, wann immer sich die Gelegenheit ergab. Du warst an dem Abend gar nicht unterwegs, um Wasser und Windeln aufzutreiben, oder?«
    Andray schüttelte den Kopf. »Das bin ich nicht«, sagte er verbittert, »ich riskiere mein Leben nicht, um anderen zu helfen.«
    »Nein«, sagte ich, »auf die Idee kämst du niemals.«
    Falls er meinen Sarkasmus bemerkte, ließ er es sich nicht anmerken.
    »Du hast versucht, mich aus der Stadt zu jagen«, fuhr ich fort, »vielleicht hast du sogar die Schießerei vor dem Restaurant inszeniert, wer weiß. Ich würde drauf wetten. Hast du Vic überhaupt gekannt?«, fragte ich. »Oder war auch das gelogen?«
    Andray gab keine Antwort.
    »Mein Tipp ist, du kanntest ihn wirklich«, sagte ich. »Zumindest der Teil deiner Geschichte stimmt. Aber es ist gar nicht so wichtig. Eines aber weiß ich.«
    Andray bemühte sich, Desinteresse vorzutäuschen. Es gelang ihm nicht.
    »Du hast die Vögel tatsächlich gefüttert.«
    Sein Gesicht entspannte sich, und er nickte.
    »Wir werden ihm einen Anwalt besorgen«, sagte ich. »Ich kann es ihm nicht verübeln.«
    » Sie nicht«, rief Andray, »aber was ist mit den Anwälten und Polizisten und diesen ganzen Leuten? Meinen Sie, die werden ihn verstehen? Mord – verdammt, Mord an einem Staatsanwalt! Einem weißen, reichen Staatsanwalt, verdammt! Wussten Sie, dass der Typ seine Knarre vorher kaum benutzt hat? Er macht einen auf abgebrüht, aber Scheiße, der kann nicht mal schießen! Der hat vom Schießen keine Ahnung. Und dann – ein Glückstreffer.« Andray lachte verbittert. »Ein einziger Glückstreffer. Scheiße, ich habe den Nigger zum Üben mitgenommen, der hat keine einzige Flasche getroffen, nicht eine, und dann …« Andray seufzte resigniert und stampfte mit dem Fuß auf.
    »Du kannst was für ihn tun«, sagte ich. »Du musst Jungen finden, die aussagen, dass Vic ihnen dasselbe angetan hat. Du musst zeigen, dass der Staat ihn im Stich gelassen hat – Missbrauch, Verwahrlosung, den ganzen Mist. Und ich besorge ihm einen guten Anwalt. Ich glaube, unsere Chancen stehen nicht schlecht. Und ich glaube, wir können vor ein Bundesgericht ziehen oder wenigstens in eine andere Stadt, immerhin liegt hier ein Interessenkonflikt vor. Die Staatsanwaltschaft kann kaum gegen jemanden Anklage erheben, der einen ihrer eigenen Leute umgebracht hat. Das ist gut. Denn nirgendwo gibt es so viel Korruption wie hier. Außerdem sind die hiesigen Strafanstalten möglicherweise zu gefährlich angesichts der Tatsache, dass er einen echten Staatsanwalt umgebracht hat. Wahrscheinlich wird er ohnehin nicht verurteilt, aber bis zum Prozess hätte er im Gefängnis einiges auszustehen.«
    Andray nickte, seine Augen füllten sich mit Tränen. »Vielleicht muss er auf den elektrischen Stuhl«, sagte er und versuchte, die Tränen hinunterzuschlucken. »O Gott. Oder lebenslang nach Angola. Verdammt.«
    »Ich werde tun, was ich kann, um das zu verhindern«, sagte ich, »das schwöre ich.«
    Andray sah mich an.
    »Ich schwöre es!«, wiederholte ich.
    Andray sah mich an und blinzelte die Tränen weg. Mein Schwur bedeutete ihm nichts, aber er wusste, er würde es überleben. Wie immer. Er hatte seine

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