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Die Stadt der Toten: Ein Fall für die beste Ermittlerin der Welt (German Edition)

Die Stadt der Toten: Ein Fall für die beste Ermittlerin der Welt (German Edition)

Titel: Die Stadt der Toten: Ein Fall für die beste Ermittlerin der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Gran
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das Angebot zu begutachten. Manche der Jungen lachten. Immerhin waren sie noch Kinder. Andere versuchten, ernst und erwachsen dreinzuschauen und Eindruck zu machen.
    Die Dryades Avenue hatte ihren Namen von den Nymphen, die in den Bäumen wohnten, Schwestern jener Musen, nach denen ein paar Blocks weiter die Straßen benannt waren. Aber die Nymphen waren längst weg, sie waren im French Quarter, um sich zu amüsieren und zu betrinken.
    Ich war auf der Danneel Street unterwegs, als hinter mir ein Crown Victoria mit knallblauer Metalflake-Lackierung auftauchte. Im Rückspiegel sah ich, wie der Wagen um die Ecke geschossen kam und vor einer Gruppe von vier oder fünf Jugendlichen hielt, die hier Dienst schoben. Auf der Gehsteigseite beugte sich ein Junge aus dem Fenster.
    Er hielt eine AK-47 in den Händen.
    Als ich begriffen hatte, was vor sich ging, war es zum Eingreifen zu spät.
    Ich trat aufs Gaspedal, als hinter mir Schüsse krachten. Alle schrien. Im Rückspiegel konnte ich sehen, wie die Leute rannten oder sich duckten und versteckten. Die Jungs, die an der Straße gestanden hatten – wahrscheinlich Ziel des Anschlags –, flohen in alle Richtungen. Soweit ich es beurteilen konnte, war niemand getroffen worden. Die Gruppe sah nach einer leichten Beute aus, aber der Fahrer war viel zu schnell gefahren, und der Schütze konnte nicht mit dem Gewehr umgehen.
    Ich hielt in der nächsten Straße. Ich wusste, ich sollte weiterfahren. Doch ich tat es nicht. Ich hörte ein Pling, als eine Kugel meine Stoßstange ankratzte. Ich war kein Ziel. Der Crown Vic tauchte links von mir auf und rollte vorbei, ohne mich zu beachten. Dann bog er nach rechts ab.
    Die waren nicht auf der Flucht. Die kamen für einen zweiten Versuch zurück. Ich sah mich um. Die Jungs waren schon wieder dabei, sich an der Ecke zu versammeln, lachten und freuten sich über ihr Glück.
    Ich legte den Rückwärtsgang ein. Ich schaltete mein Gehirn aus und schoss auf die Jungen zu, während ich das Seitenfenster herunterfahren ließ.
    Drei von ihnen standen schon wieder an der Ecke und lachten wie Menschen, die sich freuten, dem Tod von der Schippe gesprungen zu sein. Es verwirrte sie, als sie sahen, dass ich im Rückwärtsgang auf sie zukam. Einer rannte los und schrie: »Fünf-Null«, den Code für Cops im Anmarsch.
    Zwei blieben stehen und beobachteten, wie ich rückwärts durch die Straße raste. Direkt vor ihnen trat ich auf die Bremse und legte den Gang wieder ein.
    Einer der Jungen war Andray Fairview. Der andere hatte ihn im Gefängnis besucht, er war der Junge mit den Dreadlocks. Wahrscheinlich hatte er gegen mein Auto gepinkelt.
    »Die kommen zurück«, rief ich Andray zu. »Steig ein! Die kommen gleich wieder!«
    In diesem Moment tauchte der Crown Victoria an der Straßenecke auf.
    Ich stieß die Beifahrertür auf.
    »EINSTEIGEN«, schrie ich Andray an. Er schaute sich um und bemerkte, dass außer ihm und seinem Freund alle weggelaufen waren.
    Sie sahen einander an. Andrays Blick wanderte zwischen mir und seinem Freund hin und her. Er wirkte flehentlich.
    Er würde den anderen nicht da stehenlassen.
    »Ihr beide!«, schrie ich. »Los, sofort!«
    Ich spürte einen eisigen Hauch in meinem Nacken. Gleich würde jemand sterben.
    Andray und der andere Junge legten die paar Meter zum Truck zurück, schmissen sich auf den Beifahrersitz, hielten einander fest. Ich trat das Gaspedal durch und bog mit quietschenden Reifen nach links in Richtung St. Charles ab.
    Die Jungs lagen als keuchender Haufen neben mir, alle Gliedmaßen ineinander verschlungen. Sie lösten sich voneinander und setzten sich auf. Andrays Freund zog eine Neunmillimeterpistole aus dem Hosenbund und lehnte sich hinaus, die Waffe in der Hand. Ich warf einen Blick in den Rückspiegel. Der Crown Victoria war mindestens einen Häuserblock entfernt.
    »Hol ihn wieder rein«, sagte ich zu Andray, »und zwar sofort!«
    Andray zupfte am Hosenbund seines Freundes und murmelte etwas. Der Junge rutschte auf den Sitz zurück.
    »Gib mir die Pistole«, sagte ich. Der Junge sah mich an, als wäre ich verrückt. Ich warf noch einen Blick in den Rückspiegel; der Crown Victoria holte auf. Bald hätten wir den Garden District erreicht, den einzigen Stadtbezirk, in dem so etwas wie Ruhe und Ordnung herrschte. Aber eigentlich war es nur eine Frage der Zeit, bis es auch dort am helllichten Tag Schießereien gab. Vielleicht war der Tag heute gekommen.
    »Los, her damit!«, schrie ich.
    Andray riss die

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