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Die Stadt der Toten: Ein Fall für die beste Ermittlerin der Welt (German Edition)

Die Stadt der Toten: Ein Fall für die beste Ermittlerin der Welt (German Edition)

Titel: Die Stadt der Toten: Ein Fall für die beste Ermittlerin der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sara Gran
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bestimmt mehr als die toten Iraker.
    »Verdammt«, sagte Andray lächelnd, »ich geh von hier nicht weg. Ich liebe diese Stadt. Ich liebe New Orleans.«
    »Woher willst du das wissen?«, fragte ich. »Du warst nie woanders.«
    Andray schüttelte lächelnd den Kopf. »Ich könnte keine andere Stadt mehr lieben.«
    »Andray«, sagte ich, »wie oft bist du angeschossen worden?«
    »Drei Mal«, sagte er, »und Sie?«
    »Vier Mal«, sagte ich. »Na ja, eigentlich viereinhalb. Aber darum geht es nicht. Ich bin Privatdetektivin. Du bist ein Kind. Bitte nimm es mir nicht übel, aber du solltest in der Schule sein, statt Kugeln auszuweichen.«
    Andray lachte. »Da, schauen Sie«, sagte er und zeigte auf die Narbe an seiner Brust, die ich schon im Ausschnitt seiner Gefängniskleidung bemerkt hatte. » Die habe ich aus der Schule.«
    Ich schüttelte den Kopf. Ich kam mir vor wie eine Oma, die Vorträge über Rock ’n’ Roll hielt. Wir weißen Ladys mittleren Alters hatten unser Pulver vor hundert Jahren schon verschossen mit unseren Vorträgen und unserem Genörgel und unserem Blaukreuzlertum. Ich wusste nicht, wie ich diesem jungen Mann erklären sollte, dass es diesmal tatsächlich ernst war.
    »Das wäre dir anderswo nicht passiert«, sagte ich.
    Andray schüttelte den Kopf. »Als ich das letzte Mal angeschossen wurde«, fing er an, mir seine Liebe zu New Orleans zu erläutern. »Wollen Sie wissen, wie viele Leute mich im Krankenhaus besucht haben? Mein Onkel, meine Tante, alle meine Freunde und Cousins. In meinem Zimmer herrschte Hochbetrieb, verdammt! Hier kenne ich alle – das hätte ich woanders nicht.«
    »Ich dachte, du bist bei Pflegeeltern groß geworden«, sagte ich. »Woher kommen diese ganzen Verwandten?«
    »Oh, das waren keine leiblichen Verwandten«, erklärte Andray. »Da war dieser Mann, Mr. John.«
    »Der Indianer?«, fragte ich.
    »Ja«, sagte Andray mit einem schwachen Lächeln. »Stimmt, ich habe Ihnen von ihm erzählt. Ich war mit Mr. John nicht verwandt oder so. Er war einfach nur ein Mann. Er wohnte in der Chippewa Street. Manchmal zog er nachts los und ging in die leerstehenden Häuser, wo die Kids schliefen. Er brachte ihnen Decken, Sandwiches und so was. Manchmal habe ich ihn begleitet. Er hatte bei sich zu Hause ein Zimmer mit lauter Stockbetten, wie im Kinderheim sah es da aus.« Er lachte leise. »Manchmal nahm er mich zu den Indianern mit. Hat mich seinen Freunden vorgestellt, so als …«
    Andray unterbrach sich. Er lächelte nicht mehr. Er hatte mir erzählt, John sei auf dem Heimweg von der Arbeit erschossen worden. Andray schüttelte den Kopf und zwang sich, zu lachen und so zu tun, als wäre alles in Ordnung. »Ich habe auch echte Verwandte. Meine Mom lebt noch. Sie ist bloß, na ja, sehr beschäftigt. Ich habe Cousins, Tanten, Onkel.« Er lachte wieder. »Mist, Sie sind schon verrückt, Miss Claire, wissen Sie das?«
    »Das höre ich öfter«, sagte ich. »Andray, warum erzählst du mir nicht mehr über Vic Willing?«
    Andray lächelte gequält und presste die Lippen aufeinander. »Ich habe Ihnen alles gesagt, Miss Claire. Ich habe ein paar Mal seinen Pool sauber gemacht, er hat mich raufgebeten, wir haben über Vögel und so geredet, und dann …« Er runzelte die Stirn. »Das war alles.«
    Er verschwieg mir etwas. Möglicherweise verschwieg er mir eine ganze Menge. Ich wusste aber nicht, wie ich es aus ihm herausbekommen sollte.
    »Also«, sagte Andray, »brauchen Sie eine Neunmillimeter? Eine Uzi? Oder was? Der Boss dahinten kann Ihnen ein M16 besorgen. Der hat auch einen Flammenwerfer zu Hause. Das Ding haut echt rein!«
    Ich musterte Andray. Dann sagte ich, eine einfache Pistole genüge mir.
    Andray lehnte sich aus dem Fenster und rief Terrell ans Auto, den Jungen mit den Dreadlocks. Die jungen Männer, die an den Straßenecken von New Orleans herumhängen, sind so dürr, dass man sich fragen muss, ob es sich um eine Mode handelt oder ob sie versuchen, sich noch unsichtbarer zu machen, als sie in den Augen der Welt ohnehin schon sind. Terrell trug ein schwarzes Sweatshirt mit weißem Skelettaufdruck auf dem Rücken, so als wäre er schon tot.
    Er lächelte mich an. »Was gibt’s?«, fragte er. Dass sich jemand freute, mich zu sehen, kam so selten vor, dass ich gleich misstrauisch wurde.
    Dann fiel mir wieder ein, dass ich ihm das Leben gerettet hatte. Egal.
    »Warum bist du nicht im Hotel?«, fragte ich.
    Terrell lachte. »Ich habe jede Menge zu tun. Ich kann es mir nicht

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