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Die Stadt der verkauften Traeume

Die Stadt der verkauften Traeume

Titel: Die Stadt der verkauften Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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Einsicht durch. Höhere Mächte erkannten meine Ergebenheit, meine Reinheit. Sie weihten mich in ihre tiefsten Geheimnisse ein. Sie führten mich hierher in dieses Haus, in diesen Raum, ins Zentrum dieses herrlichen, ruhmreichen Traums.«
    Er starrte mit einem verzückten Lächeln auf dem Gesicht in die Feme. »Sie führten mich zum Mitternachts-Statut.«
    Pauldron machte eine unerwartete Bewegung. Lily sah Benedikta taumeln, aber Pauldron hatte sie nur zu Boden gestoßen. Sie war unverletzt. Benedikta versuchte, von ihm wegzukriechen, aber er stellte seinen Fuß auf ihren Rücken.
    »Jetzt noch nicht, meine Kleine«, gurrte er. »Es dauert nicht mehr lange, aber jetzt noch nicht.«
    »Sie haben es doch nicht auf Ben abgesehen, oder?«, fragte Lily, die ihre letzten Gedanken zusammenführte. »Sie wollen mich.«
    Pauldron nickte kaum merklich. »Sie und diesen Hochstapler Mark. Seltsam, ich habe mich oft gefragt, warum so viele Spähtrupps ausgesandt wurden, um Sie zu überwachen. Niemand hat mir je den Grund dafür genannt. Meine Vorgesetzten sagten immer, das sei viel zu kompliziert, um es zu verstehen. Aber letztendlich ist es sehr einfach. Das Statut ist nicht lang. Es hat mich fast aus diesem schönen Traum erwachen lassen.«
    Aus dem Augenwinkel sah Lily, wie sich Benedikta Zentimeter für Zentimeter von ihm wegschob. Sie konzentrierte sich wieder auf Pauldron. Sie musste ihn dazu bringen weiterzureden.
    »Traum?«, fragte sie fast lässig.
    »Agora selbst, Miss Lilith. Nichts als ein Traum. Keiner von uns ist wirklich, alle sind wir weggesperrt in unserer perfekten, reinen Stadt. Bis Sie beide, Miss Lilith, bis Sie beide uns alle vernichten.« Sein Gesicht verzerrte sich vor Wut. »Sie, deren Feuer alles zerstören, was ich zu beschützen gelobt habe! Ich habe mein eigenes Feuer gefunden, ich habe seine fürchterlichen Worte weggebrannt, aber sie waren noch immer da. Sie waren immer noch nicht vernichtet.« Er beugte sich ein wenig zu ihr. »Aber es kann aufgehalten werden. Nur noch zwei Jahre, dann habe ich alles gerettet. Ich werde seinen Platz einnehmen und Sie besiegen, Miss Lilith. Wie sie sehen, am Ende ist es gar nicht kompliziert. Es ist einfach. Und Agora wird auf immer und ewig bestehen. Aufgrund der einfachsten Sache, die es gibt.« Pauldron hob sein Messer. »Also komm, Gegenspielerin. Komm zu mir und stirb.«
    Pauldron stürzte vor. Benedikta hielt ihn am Bein fest, er ging zu Boden, knurrte wütend und trat mit dem anderen Fuß nach ihr.
    Während Pauldron mühsam wieder auf die Beine kam, bückte sich Lily vor dem Kamin und wickelte eine Ecke ihres Umhangs um ihre Hand.
    Der Sergeant drehte sich zu Benedikta um, aber gerade als er sich auf sie werfen wollte, packte ihn Laud von hinten und verschaffte seiner Schwester die nötige Zeit, um aufzustehen und die Treppe hinaufzurennen. Sie rangen ein paar Sekunden miteinander, aber Pauldron war stärker. Mit einer raschen Handbewegung brachte er Laud einen roten, glänzenden Schnitt am Arm bei. Der jüngere Mann ließ mit schmerzverzerrtem Gesicht los, taumelte nach hinten und riss im Fallen die Laterne vom Tisch. Sie zersplitterte auf dem Boden, verspritze brennendes 01 im ganzen Raum, setzte die Wandteppiche und Tapeten in Brand. Pauldron drehte sich zu Lily um und hob das Messer. Seine Augen glitzerten im Schein des Feuers.
    Lily hob ihrerseits die Hand, in der sie, lesbar trotz des Rauchs, die Überreste des Mitternachts-Statuts hielt. Pauldron starrte es fasziniert an, sein Atem ging stoßweise, seine Schultern zuckten vor Wut. Nur einen Augenblick zog er sich in seine eigene Gedankenwelt zurück, aber das genügte Lily, um mit der anderen Hand, die in den Mantelsaum gewickelt war, auszuholen und ihm eine Handvoll roter Glut in die Augen zu werfen.
    Pauldron heulte vor Schmerz laut auf und fuhr mit seinem Messer nur wenige Zentimeter von Lilys Kopf entfernt durch die Luft. Sie versuchte, an ihm vorbeizukommen, aber seine wild umherfuchtelnden Hände packten sie an den Haaren. Er blinzelte sie aus tränenden, brennenden Augen an. »Du wirst uns niemals zerstören«, fauchte er, »nicht einmal, wenn der Direktor persönlich es so will.«
    Er hob das Messer. Lily weigerte sich, die Augen zu schließen. Ein dumpfer Schlag ertönte.
    Pauldron sank zu Boden.
    Ungläubig starrte Lily in den öligen Rauch, aus dem Inspektor Greaves mit seinem Schlagstock in der Hand über der zusammengekrümmten Gestalt seines Sergeanten auftauchte. Tausend Worte wollten

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