Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stadt der verkauften Traeume

Die Stadt der verkauften Traeume

Titel: Die Stadt der verkauften Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
Vom Netzwerk:
Lily plötzlich am Arm. »Du hast mir nie gesagt, dass das hier etwas mit dem Waage-Bund zu tun hat!«
    »Waage-Bund?«, antwortete Lily verwirrt und löste ihren Arm aus seinem Griff. »Was soll das sein?«
    Theo schüttelte den Kopf. »Keine Ahnung. Das ist ja der Witz: Niemand weiß etwas darüber. Niemand außer den Mächtigsten und Reichsten der Stadt. Großvater hat sie gehasst. Er hielt sie für gefährlich und fand, dass sie zu viele Geheimnisse hätten …«
    »Und das hier ist eines davon«, entgegnete Lily aufgeregt. »Wie sollen wir je die Wahrheit herausfinden, wenn du vor Geheimnissen davonläufst?«
    Theo überlegte einen Augenblick, dann neigte er unterwürfig den Kopf. »Ich halte Wache. Aber bitte beeilt euch.«
    Lily, Laud und Benedikta ließen den Doktor oben zurück und schlichen die Treppe hinab. Der Griff der Eichentür gab ganz leicht in Benediktas Hand nach. Laud streckte die Laterne in die Dunkelheit. Lily rechnete mit überraschten Aufschreien und hastigen Schritten, aber nichts dergleichen war zu vernehmen. Nur Benedikta, die staunend die Luft anhielt.
    Das Haus über ihnen mochte alt und heruntergekommen sein, aber die Einrichtung dieser geheimen Kammer hier unten war ganz auf Komfort und Behaglichkeit angelegt. Von eleganten Wandteppichen schauten ernst dreinblickende Männer und Frauen auf sie herab, auf dem Rost eines schmiedeeisernen Kamins glommen noch die Reste eines alten Feuers. Über die niedrige Decke erstreckte sich von einer Ecke bis zur anderen ein Muster ineinanderverschlungener, geheimnisvoller Zeichen. Mitten im Raum stand ein großer Ebenholztisch, umgeben von einer Anzahl bequemer Polstersessel. Laud stellte die jetzt nach allen Seiten offene Laterne auf den Tisch. Ihr flackerndes Licht warf tanzende Schatten an die Wände.
    Lily sah sich aufmerksam um. Sie suchte nach Akten oder einer Art Logbuch, irgendetwas, das einen Hinweis darauf geben würde, was an diesem geheimen Treffpunkt besprochen wurde. Am Kopfende des Tisches lag ein kleiner Stapel Papier neben Tintenfass und Feder. Sie blätterte die Seiten rasch durch und musste feststellen, dass sie alle leer waren. Erst als sie den Stapel wieder zurücklegen wollte, fiel ihr Blick auf etwas, das sich darunter befunden hatte – ein kleines Häufchen flacher Scheiben, die im Laternenlicht golden aufblitzten und mit merkwürdigen Zeichen beschriftet waren.
    »Glaubst du, dass sie mit Juwelen handeln?«, fragte Laud neben ihr, der etwas zwischen Daumen und Zeigefinger hielt. »Ich habe ein paar von denen am anderen Ende des Tisches gefunden.«
    Es sah aus wie ein Stück Kristall, fein geschliffen und facettiert, und schien das Licht der Laterne förmlich in sich hineinzusaugen. In dem Kristall bildete sich eine winzig kleine Flamme. Lily blinzelte verwundert und ermahnte sich, sich nicht ablenken zu lassen. Wahrscheinlich war es nur eine Sinnestäuschung.
    Lily hielt Laud die Hand hin, und er ließ den Edelstein hineinfallen. Während sie ihn betrachtete, regte sich etwas in ihrer Erinnerung, etwas weit Entferntes und Traumverlorenes. Gerade als sie glaubte, es zu erhaschen, drängte eine neuere Erinnerung an die Oberfläche. Ein Bild, das ihre Akte im Waisenhaus zeigte und das Entgelt für ihre Fürsorge, das in Form sonderbarer Edelsteine mit ihr auf der Treppe vor dem Waisenhaus abgelegt worden war, Edelsteine, die mit einem inneren Licht leuchteten …
    »Laud! Lily!« Benediktas Ruf riss Lily aus ihren Gedanken. Sie ging rasch zum Kamin hinüber und sah, wie Benedikta mit einer Kohlenzange etwas aus der Asche unter dem Rost zog. Sie hielt es in die Höhe, damit Lily es sich ansehen konnte. Es war ein Stück Pergament, zwar angesengt und nahezu unleserlich verkohlt, aber einige Worte waren noch zu erkennen.
    »Das Mitternachts-Statut …«, las Lily laut vor und konzentrierte sich mit zusammengekniffenen Augen auf die kleine Schrift,»… hiermit kommen wir überein … bis zum Zeitpunkt, an dem der Gegenspieler … das Gebilde so aufrechterhalten muss, der Protagonist, mit voller Unterstützung … führt unweigerlich zu der Auflösung … wie unten aufgeführt …« Lily zog das angekohlte Papier zu sich heran, um vielleicht noch mehr zu entziffern, aber da zerbröselte der untere Teil, woraufhin sie nur noch den unversehrten Titel in den Händen hielt.
    Benedikta wischte die Bröckchen von ihrem Kleid. »So richtig schlau werde ich nicht daraus …«, sagte sie. »Was ist überhaupt ein Statut?«
    Lily runzelte die

Weitere Kostenlose Bücher