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Die Stadt der verkauften Traeume

Die Stadt der verkauften Traeume

Titel: Die Stadt der verkauften Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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nicht mehr ansteckend bist, aber der Graf hat gesagt, es gehe um Vertrauen, darum, dass hinter seinem Rücken, in seinem eigenen Haus Leute versteckt würden …« Lily holte Luft, riss sich zusammen. »Der Turm gehört dem Grafen, und jetzt wirft er Theophilus raus, und als sein Diener musst du mit ihm gehen …«
    Mark ließ sich stöhnend zurück aufs Bett fallen. »Sie dürfen mich nicht da rausschicken, Lily. Dort sterbe ich … Ich kann nicht …«
    »Dann tausche mit mir.«
    Lilys Stimme bohrte sich klar und deutlich in seine Gedanken. Er setzte sich auf. Sie hielt ihm einen Vertrag entgegen, auf dem ihr Siegel bereits aufgedrückt war.
    »Du willst nicht weg von hier«, sagte sie atemlos. »Ich schon. Das ist meine einzige Chance. Ich lasse dich nicht gern zurück, aber einer von uns beiden muss nun mal hinaus in die Stadt, du oder ich.«
    Mark starrte den Vertrag ungläubig an. Er war so einfach gehalten, dass selbst er alles darauf lesen konnte. Zitternd griff er in seine Tasche und zog seinen Siegelring hervor, dessen Glanz kaum stumpfer geworden war. Er zögerte.
    »Der Graf wird mich nicht behalten wollen. Er glaubt, ich sei ansteckend.«
    Lily schüttelte den Kopf. »Der Doktor hat gesagt, es sei ihm gelungen, den Grafen davon zu überzeugen, dass du nicht mehr gefährlich bist. Er hat mir auch gesagt, dass es hier nicht nur um dich geht. Es musste irgendwann so enden.«
    »Dann bin ich hier allein mit dem Grafen.«
    »Stimmt«, sagte Lily. »Er ist ein strenger Herr, du wirst den ganzen Tag arbeiten müssen. Aber er ist reich, er gibt dir immer etwas zu essen, und du wirst den Turm nie verlassen müssen.«
    Mark streifte den Ring über den Finger und hielt ihn über den noch immer weichen Wachstropfen. Er hob den Blick.
    »Und du?«, fragte er leise.
    »Ich weiß nicht«, erwiderte sie, und Mark fiel auf, dass der Vertrag trotz ihrer Entschlossenheit in ihrer Hand zitterte. »Ich schreibe dir, irgendwie. Wenn es geht, komme ich dich besuchen. Ich halte dich auf dem Laufenden. Und du wirst eine Möglichkeit finden, mir zu schreiben, abgemacht?«
    Einen Moment lang sahen sie einander in die Augen. Dann nickte er.
    »Du wirst mir fehlen«, sagte er leise.
    »Ich weiß«, sagte Lily sanft. »Aber so ist Agora nun mal. Wenn du überleben willst, musst du die Möglichkeit beim Schopf packen, wenn sie sich bietet.« Sie schwieg einen Moment, als Mark sein Siegel ins Wachs drückte, nickte kurz und nahm seine Hand. »Bleib am Leben, Mark.«
    Dann war sie weg.
    Einige Stunden später saß Mark noch immer wie betäubt auf dem Bett. Die hektische Betriebsamkeit, das Rufen und Krachen, alles war längst verflogen. Irgendwo ganz hinten in seinem Kopf fragte er sich vage, wie spät es wohl sein mochte.
    In der Ferne hörte er das Klingeln einer Glocke. Der Graf verlangte nach seinem Abendessen.
    Schweigend schleppte sich Mark die große Treppe hinauf, die sich in der Mitte des Turms nach oben wand und dabei immer enger und dunkler wurde. Oben angekommen, stand er vor einer Tür, die er noch nie zuvor gesehen hatte. Lily hatte sie ihm genau beschrieben: eine Tür aus blank polierter Bronze. Eine Tür zu den Sternen.
    »Sir?«, sagte er schließlich. Seine Stimme klang ein wenig schrill, aber immerhin gelang es ihm zu verhindern, dass sie zitterte.
    Nach einer Weile vernahm er bedächtige, schwere Schritte auf der anderen Seite, die langsam eine kleine Treppe herunterkamen. Mark hielt den Atem an, aber die Tür öffnete sich nicht. Stattdessen hörte er ein tiefes Grammeln aus dem noch immer verschlossenen Gemach.
    »Wer ist da?« Die Stimme war nicht laut, und doch schwang eine unendliche Drohung mit wie ferner Donner.
    »Ähm …« Mark spürte, wie seine Kehle plötzlich trocken wurde. »Mark, Sir. Ihr neuer Diener.« Schweigen von der anderen Seite. »Lily … Sie ist mit Doktor Theophilus mitgegangen. Ich bin hiergeblieben. Ich glaube … Sie wissen über mich Bescheid.«
    Eine lange Pause entstand.
    »Du hast Glück, Junge, dass ich gerade keine Zeit habe, mir einen neuen Diener zu suchen. Man hat mir gesagt, du seist wieder frei von Krankheit«, grollte die Stimme hinter der Tür. »Wenn du mich dennoch ansteckst, werde ich dafür sorgen, dass du, bevor ich sterbe, von der höchsten Stelle meines Turms geworfen wirst. Ist das klar?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Ich will kein Essen heute Abend, ich arbeite. Bring mir morgen sehr zeitig mein Frühstück, Junge. Ich erwarte Gäste. Und nun fort mit dir.«
    Marks Füße

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