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Die Stadt der verkauften Traeume

Die Stadt der verkauften Traeume

Titel: Die Stadt der verkauften Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Whitley
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ansehen. Er hatte das Gefühl, dass sie eine Antwort aus ihm hervorholte, die besagte, dass er die Welt dort draußen bereits kennen gelernt habe und nicht besonders schätzte.
    »Wenn ich die wäre«, murmelte Mark und schlug das Buch zu, »würde ich nach einer Möglichkeit suchen, die Welt für mich arbeiten zu lassen. Ich würde nicht einfach dasitzen und auf das nächste Unglück warten. Ich würde nicht auf mir herumtrampeln lassen«, fügte er wütend hinzu. Er konnte den Blick, mit dem Lily ihn ansah, nicht einordnen. »Was denn?«, fuhr er sie an.
    »Nichts«, sagte Lily nachdenklich. »Es ist nur … Schließlich sind sie ja nicht schuld daran. Tun sie dir denn nicht leid?«
    »Es ist doch nur eine Geschichte«, erwiderte Mark mürrisch.
    Lilys Blick ruhte immer noch auf ihm. »Das ist keine Antwort«, sagte sie.
    »Jedenfalls würde sich keine richtige Familie so benehmen. Es gibt offensichtlich nicht genug Auseinandersetzungen …«
    »Ja, schon gut«, sagte Lily leise. »Woher soll ich das auch wissen?«
    Sofort hatte Mark ein schlechtes Gewissen. »Tut mir leid, ich wollte dich nicht …«, fing er an, aber Lily schüttelte den Kopf.
    »Macht nichts«, sagte sie und nahm ihm das Buch weg. »Hör nicht auf.«
    »Womit denn?«
    »Mir zu erzählen, was eine richtige Familie tun würde«, sagte sie zögerlich. »Ich würde es gern wissen.«
    Mark war einen Moment lang sprachlos. Darüber hatte er noch nie richtig nachgedacht. »Ah … die Geschwister würden sich wohl hin und wieder streiten, aber eigentlich meinen sie es nicht so … Die Mutter würde versuchen, wieder Frieden zu stiften und dafür sorgen, dass sich alle geborgen fühlen … Sie würde sie alle lieben … Und der Vater würde …« Mark zögerte. »Er würde die Familie beschützen … und sie immer in seiner Nähe halten. Jeden Einzelnen von ihnen. Das würde ein guter Vater tun.«
    »Bestimmt«, sagte Lily mit verhaltenem Grimm. »Das hätte er tun sollen.«
    Sie starrten einander an und wussten nicht so recht, was sie sagen sollten. Mark wollte sich bei ihr bedanken, doch ein Blick in ihre Augen verriet ihm, dass sie ihn verstand.
    Dann, als wäre nichts geschehen, schlug Lily das Buch mit einem verstohlenen Lächeln wieder auf. »Komm schon. Wir haben uns genug ablenken lassen. Jetzt geht’s wieder ans Lesenlernen«, sagte sie heiter. »Es sei denn, du möchtest, dass ich den Doktor davon überzeuge, dass er deinen Vertrag an einen Kanalarbeiter weiterverkauft …«
    Mark wurde ruhiger. Die Anspannung im Raum verflog.
    »Das will ich sehen …«, erwiderte er und richtete den Blick auf die Seite.
    Das also war Glück. Mit einem seltsamen Mädchen in einem alten Gebäude zu leben, mit einem Herrn, der von Dingen sprach, die er niemals verstehen würde, und mit einer wütenden Stimme von hoch oben herab. Es schien ihm zeitlos, als könnte es für immer und ewig so weitergehen.
    Es kam anders. Und das war seine Schuld.
    Es war zugleich der Tag, an dem er den anderen wichtigen Nutzen des Lesens entdeckte. Ein wenig mehr Umsicht und er hätte seinen Namen auf dem Beleg entdeckt, der ihnen vom Eintreiber an die Tür gebracht wurde. Ein wenig mehr Wissen und er hätte ihn versteckt und nicht in dem Stapel von Papieren liegen lassen, die der Doktor zu seinem allwöchentlichen Gespräch mit seinem Großvater mit nach oben nahm.
    Die Stimme des Grafen ließ den ganzen Turm erzittern. Mark spürte die Erschütterung bis hinunter in seinen Keller. Er wich zurück, versteckte sich vor dem Geräusch hastiger Schritte. Er hörte den Doktor seinen Namen rufen, außer sich, rasend, aber er konnte sich nicht bewegen. Er saß auf seinem Bett, zog die Knie ans Kinn und zitterte. Sie hatten ihn entdeckt, und jetzt würden sie ihn hinauswerfen.
    Seine Tür sprang auf. Er vergrub den Kopf zwischen den Knien, klammerte sich an den bloßen Laken fest. Er würde nicht gehen. Er spürte, wie ihn jemand an der Schulter packte und rüttelte.
    »Mark!«
    Es war Lilys Stimme. Er sah auf, klammerte sich an sie.
    »Lass nicht zu, dass sie mich da rausschicken«, sagte er mit flauem Magen. »Ich will im tiefsten Kellerloch wohnen, ich arbeite die ganze Nacht hindurch, aber bitte, lass nicht zu, dass sie mich …«
    »Es geht nicht nur um dich, Mark.«
    Er verstummte. Lilys Gesicht sah merkwürdig streng aus.
    »Es geht um Theophilus«, fuhr sie atemlos fort. »Der Graf hat das mit dir herausgefunden, und sie haben sich gestritten.
    Der Doktor hat ihm erklärt, dass du

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