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Die Stadt der Verlorenen

Die Stadt der Verlorenen

Titel: Die Stadt der Verlorenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Hohlbein
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hunderttausend, die dort ausgesetzt wurden, überlebten am Ende weniger
als fünfhundert! Er hat sie einfach ihrem Schicksal überlassen,
dieser großherzige König.«
»Ihr tut ihm Unrecht«, sagte Mike. »Atlantis ging unter, als
Serena zwölf Jahre alt war. Deshalb wurden diese
Leute
vergessen.«
»Das spielt keine Rolle«, antwortete Tarras zornig. »Dass sie
nicht alle starben, grenzt an ein Wunder. Und das haben wir nicht
dem König von Atlantis zu verdanken oder irgendwem, sondern
nur dem Mut und der Zähigkeit jener tapferen Männer und
Frauen.«
»Sie waren unsere Vorfahren«, ergänzte Argos. »Tausende von
Jahren lang kämpften sie um das nackte Überleben, bis sich
wieder so etwas wie eine Zivilisation bildete. Wir – Tarras, Varan
und die anderen, die auf dem Schiff waren – waren die ersten,
denen es gelang,
Lemura zu verlassen und zur Oberfläche
hinaufzukommen. Das war vor zehn Jahren. Seither suchen wir
nach einem Weg, um auch den Rest unseres Volkes wieder an die
Erdoberfläche hinaufzuschaffen.«
»Habt ihr ihn gefunden?«, fragte Trautman. Argos schüttelte
stumm den Kopf, während Tarras überhaupt nichts sagte,
sondern sich wieder auf seine Instrumente konzentrierte.
»Sie werden euch niemals entkommen lassen«, sagte Serena.
»Die Wächter wurden eigens geschaffen, um Lemura zu
bewachen.«
»Uns haben sie auch nicht getötet«, sagte Tarras.
»Ja, weil ihr mich als Geisel hattet«, antwortete Serena wütend.
»Aber lieber sterbe ich, ehe ich zusehe, wie –«
»Red nicht so einen Unsinn«, unterbrach sie Mike. Er wandte
sich an Tarras. »Sie hat Recht«, sagte er. »Die Haie haben euch
ziehen lassen, weil ihr uns hattet, aber ich glaube nicht, dass sie
auch weiter noch auf unsere Leben Rücksicht nehmen werden,
wenn ihr alle zu entkommen droht.«
»Das werden wir sehen. Schweig jetzt.«
Mike gehorchte. Schon weil Tarras’ scharfer Tonfall
klarmachte, dass er ihm sowieso nicht mehr antworten würde.
Außerdem hatte die NAUTILUS die riesige Kuppel mittlerweile
fast erreicht. Das Schiff näherte sich jetzt rasch dem künstlichen
Meeresboden. Kurz bevor es ihn berühren konnte, begann der
Sand plötzlich zu zittern wie unter einem Seebeben, dann bildete
sich ein langer, schnurgerader Riss, der rasch zu einer Spalte
und schließlich zu einem gewaltigen Kanal wuchs, groß genug, um
fünf Schiffe von den Abmessungen der NAUTILUS aufzunehmen.
Das Schiff glitt lautlos in diesen Spalt hinab, hörte auf zu
sinken und für eine ganze Weile trieben sie durch absolute
Dunkelheit dahin. Dann schimmerte vor ihnen wieder jenes
seltsame grüne Licht, das sie schon von oben gesehen hatten.
Diesmal war es jedoch sehr viel intensiver.
Sie konnten von ihrer Position aus nicht erkennen, wohin die
NAUTILUS fuhr, aber das Licht wurde heller und heller und
schließlich brach es sich an einem schimmernden zerbrochenen
Wasserspiegel über ihnen. Mike hielt staunend den Atem an, als
die NAUTILUS aufzutauchen begann und nach wenigen
Augenblicken die Wasseroberfläche durchbrach. Das Fenster
führte auf einen breiten, offenbar künstlich angelegten See mit
gemauerten Rändern hinaus.
Tarras betätigte noch einige Schalter, dann legte die
NAUTILUS am Ufer an und das Geräusch der Motoren erlosch.
»Wir sind da.« Tarras machte eine einladende Geste. »Wenn ich
euch bitten dürfte.«
Niemand rührte sich.
»Was soll das?«, fragte Trautman. »Sie haben versprochen, uns
gehen zu lassen, sobald Sie zu Hause sind!«
Tarras schüttelte den Kopf und sah ihn strafend an. »Wer wird
denn so unhöflich sein, mein lieber Herr Kapitän? Sie werden
doch unsere Gastfreundschaft nicht ausschlagen, nach allem, was
wir Ihnen zu verdanken haben! Lassen Sie mich Ihnen zumindest
unsere Heimat zeigen, bevor Sie wieder in Ihre furchtbar trockene
Welt zurückkehren.«
Der zynische Unterton in seiner Stimme war nun nicht mehr zu
überhören und er gab sich auch gar keine Mühe mehr, in
irgendeiner Form überzeugend zu lügen. Als Trautman jedoch
noch zögerte, sich in Bewegung zu setzen, zuckte er mit den
Achseln, zog seine Pistole aus dem Gürtel und richtete sie auf ihn.
»Bitte, Kapitän. Ich war lange von zu Hause fort. Und Sie
wissen ja, wie das mit Seeleuten ist: Sie können es kaum
erwarten, nach einer langen Reise ihre Familien wieder zu
sehen.«
»Aber ... aber Sie haben versprochen uns freizulassen!«,
protestierte Chris.
Mike lachte bitter. »Glaubst du wirklich, das hätte er auch

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